STRYPER – God Damn Evil
2018 (Frontiers Records) – Stil: Positive Hard Rock / Metal
„Lay down your Souls to the Gods Rock’N’Roll“ – nur diesmal huldigen wir den Bibelfesten – wenn sie ihre Sache gut machen. Vorab: Nach der LIZZY BORDEN-Diskussion braucht die Welt wieder unumstrittenen Hard Rock & Metal – keine Experimente, keine Moderne (außer dem Opener hier), keinen Schnickschnack. Die 80er mehr als würdig in die Neuzeit transportieren, das scheint die erklärte Mission von STRYPER zu sein. Bedeutet das…? Lest weiter.
Mit dem Opener ‘Take It To The Cross‘ wird die Grundrichtung des diesjährigen Gottesdienstes eindrucksvoll verkündet: Abwechslung. Eröffnet von einem mächtiger Klopper, der mit einem SYSTEM OF A DOWN-Kreischrefrain (!) an herrlichstem KING DIAMOND-Solo (!!) überrascht. ‘Sorry‘ rotzt als typischer Midtempostampfer plus Hymnenchorrefrain los. Sehr fett – aufpassen, Gehörnter! ‘Lost‘ ist ein fein gerifftes Rockerchen mit vor Backgroundchor genial gescreamtem Refrain und starkem Finale.
Allgemein herrscht diesmal eine dermaßen amtliche Gitarrenarbeit vor, dass ich fast nach einer Bibel greifen will oder mich frage, ob man doch an den ‘Crossroads‘ halt gemacht hat und den einen Deal eingegangen ist wie einst Robert Johnson. STRYPER-Hairmetal trifft beim Titelstück so unverkrampft auf AC/DC und das Ganze zeigt, wie geil viele andere einschlägige Bands mit etwas mehr eigener Note klingen könnten. Bockstarke gesangliche Liga, die Herr Sweet da wieder auf Tonträger verewigt. Abwechslung ist Trumpf, also sleazed ‘You Don’t Even Know‘ los wie SKID ROW zu den besten Sklavengrinderzeiten und doch war das Evangelium STRYPER schon vorher, während und immerdar hier, nun metallischer, arschtighter, fetter und glaubhafter als je zuvor.
MEIN GOTT, was für ein epischer True Metal-Kracher ist denn ‘The Valley’? STRYPER spielen auf wie einst die strahlende MANNSCHAFT gegen BRASILIEN! Leckfett – jetzt gibts mit ‘Sea Of Thieves’ noch einen überragend gerifften Rocker, der einfach ALLES hat, was ein im Grundton fröhliches Lied über alle Messlatten hebt. Und wieder zurück zu heavy wie Sau mit ‘Beautiful‘ und – wie der Name schon vermuten lässt – wunderschönem, typischem Chor-Refrain. STRYPER ohne Ballade? Hahahaha – der war gut. Diesmal wird ‘Can’t Live Without Your Love‘ weitgehend entzuckert, in ein klassisches AOR-Gewand gekleidet und mit überragender Gesangsleistung nebst filigranem Fummelsolo übergossen, da gibt’s nix zu meckern. Nach dem rockigen ‘Own Up‘ wird mit ordentlich Dampf auch das erste Mal bewusst der Name des Sohnes ausgesprochen und verkündet: ‘The Devil Doesn’t Live Here‘. Exaktamundo. Hier auch nicht.
Zurück zu den besten aller bandeigenen Tagen, den 80ern, dem Universum, dem Schöpfer – duck’ dich, Belzebub – schier geniale Harmoniewechsel, die schönsten Hardrocksoli meiner letzten 35 Jahre. Kein aufgesetzter Pathos, keine scheinheilige Peinlichkeit, kein Ausfall – Hardrock und Metal auf höchstem kompositorischen und technischen Niveau mit Herz, Eiern und Seele – von dem 90% ähnlich dienstalter Urgesteine nur weit entfernt träumen können.
Ja, ich hatte beim ersten Anhören vier Bier intus, aber drei nüchtern betrachtete Durchgänge später vor heimischer Anlage in der Lautstärke, die der Schöpfer vorgesehen hat, machen nur noch klarer: Klassiker gibt es nur bei tragischem Ableben einer Führungsperson oder nach 10 Jahren Albenalter – aber da ihr so lange so geile Mucke macht, euch treu geblieben seid und Jesus Christus eh für euch gestorben ist, bleibt mir nichts anderes übrig, als den Sarkasmus abzuschalten, mich tief zu verbeugen und die Höchstnote auf allen Bereichen zu zücken für ein Album, welches eigentlich heutzutage nicht mehr hätte geschrieben und durchgeführt werden können. Die beste STRYPER, die es je gab. Amen.
10. Klassiker.
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