MADSEN – Lichtjahre

2018 (Arising Empire/Warner) – Stil: Indie Rock

Lichtjahre in wenigen Seiten eines Daumenkinos erzählt. Titel: MADSEN. Die drei Brüder Johannes (Gitarre), Sebastian (Gesang, Gitarre) und Sascha (Schlagzeug) leben in der Einöde des Wendlandes. Nächstes Blatt. Die Königin aller Provinzen wird sie liebevoll genannt. Doppelblatt-Wirbel. Dort war die Kindheit, die Jugend, überhaupt das Leben noch lebenswert. Viele liebliche Blätter. Zusammen mit Niko Maurer (Bass), der nicht adoptiert wird, um mit dem Nachnamen gleichzuziehen, gründen sie eine Band und greifen sogar im Trend des Zeitgeistes einen Plattenvertrag bei Universal Music ab. Kurzer Zwischenblatt-Witz mit den RAMONES. Dann monströse Bilder mit Wolkenkratzern der Musikindustrie. Der Rest ist Geschichte. Das selbstbetitelte Debüt aus 2005 wird erfolgstechnisch von seinem Nachfolger ´Goodbye Logik´ übertroffen, auch wenn auf keinem der weiteren Werke die jugendliche Frische erneut erreicht wird. Der Rubel rollt in Bildern voran. 2018 sind MADSEN bei ihrem siebten Album angekommen – und bei bald 40-jährigen schleicht sich eine gewisse Melancholie ein. Traurigkeit in Bildern vermischt sich mit vielen Kerzen auf Geburtstagstorten. Blätter blättern, rascheln. ´Wenn es einfach passiert´ ist LED ZEPPELIN im Alternative-Bombast von CREED, ´Rückenwind´ weit hart-brockiger zum Mitsingen. Songs über die Sommerferien in der Jugend oder das erste geschriebene Lied für die ehemalige Liebe bestimmen die Thematik der Junggebliebenen. Die Sonne geht auf den Bilderblättern zu den orangenen ´Sommerferien´ im Stechbeat auf, ein COLDPLAY-Pling zu ´Mein erstes Lied´. Doch auch der Zeitgeist der Social Medias bestimmt das A und O aller Worte. Viele Daumen hoch und runter bestimmen die Blattgeschichte. ´Ich tanze mit mir allein´ kann mit Witz und Rhythmus heutige Teens anfixen. Für niemanden bleibt die Zeit stehen, auch nicht im Wendland. ´Keiner´ hat Esprit und verpasst Arschtritt, nur der ´Kapitän´ sowie der ´Athlet´ schreit heutzutage, jedoch im tiefergestimmten Hardrock-Korsett. Allein Niko und Johannes leben noch im W-Land, Sascha dagegen in Wien und Sebastian in Berlin. ´Ein paar Runden´ stehen im Schatten der BEACH BOYS im Karohemd. Die Blätter des Daumenkinos rauschen auf das Ende zu. ´Lichtjahre´ ist dabei weiterhin Power Pop und Indie Rock mit Hardrock-Auswüchsen, dem die Luft zur großen Puste heutzutage oft ausgeht. Die große Liebe ist oft die erste. So wird sie auch hier auf ewig dem Debüt gelten.

(7 Punkte)