THE SEA WITHIN – The Sea Within
2018 (Inside Out Music) – Stil: Prog Rock
Sie möchten nicht als Supergroup charakterisiert werden. Sie sind es dennoch: THE SEA WITHIN. Ein Bündnis, das sich 2016 zusammenfand und im September 2017 für ein halbes Jahr in den Livingston Studios von London gemeinsam an den Kompositionen feilte. Die Ausbeute sind annähernd 80 Minuten voller Progressive Rock wie er aufgrund der beteiligten Bandmitglieder zu erwarten war. Angereichert mit Jazz, Folk, Rock sowie dezenter Elektronik, sind die Lieder auf zwei Silberlingen des selbstbetitelten Debüts verteilt.
Der Haupteinfluss stammt unüberhörbar von den Akteuren Gitarrist/Sänger Roine Stolt (TRANSATLANTIC, THE FLOWER KINGS) und Sänger/Gitarrist Daniel Gildenlöw (PAIN OF SALVATION), so dass in der Summe zweifellos Musik aus der Schnittmenge THE FLOWER KINGS und PAIN OF SALVATION zu vernehmen ist. Aber auch Keyboarder Tom Brislin (YES SYMPHONIC, RENAISSANCE, SPIRALING, DEBORAH HARRY) trägt ebenso wie Bassist Jonas Reingold (STEVE HACKETT, THE FLOWER KINGS, KARMAKANIC, THE TANGENT) zur Atmosphäre bei. Am Schlagzeug sitzt obendrein Marco Minnemann (THE ARISTOCRATS, STEVEN WILSON, UK, JOE SATRIANI) und Casey McPherson (FLYING COLORS, ALPHA REV) singt nicht nur auf einigen Songs im Studio, sondern wird wohl Daniel Gildenlöw bei den künftigen Live-Auftritten vertreten.
Bei den Studioaufnahmen übernimmt Daniel Gildenlöw als Zeremonienmeister sogleich das Zepter, seine zerbrechliche Stimme fügt sich in die Schwere des gar nicht so blumigen Progressive Rock bestens ein, in die dramatischen und sinfonischen Weiten von ´Ashes Of Dawn´. Die Gitarre, das Mellotron, alle Instrumente verschaffen sich ihren Platz zum Atmen. Selbst Gaststar Rob Townsend lässt unterwegs sein Saxofon erklingen. Ruhiger und sentimentaler erklingt dagegen ´The Void´, ehe auch hier die Dramatik anschwellen darf. Als episches Stück des Werkes ist ´Broken Cord´ für den Sonntagnachmittagstee bei YES geeignet und enthüllt beim Blick in den schwarzen Kaffee des Sitznachbarn tief-dunkle Abgründe. Gastkeyboarder Jordan Rudess (DREAM THEATER) spielt Piano, sogar Jon Anderson schaut vorbei und singt. Im hardrockenden Anstrich amerikanischer Prägung versucht sich das tatsächlich blümerante ´An Eye For An Eye For An Eye´. Ebenfalls mit ausreichend Gelegenheit für alle Akteure, sich auszuleben. Dafür erhält ´The Hiding Of The Truth´ eine für die Musikerkonstellation ungewöhnlich interessante Melodielinie, derweil der Harmoniegesang im Rücken von Gildenlöw bei ´Time´ entzückt. Ein Single-Aspirant wäre hingegen ´They Know My Name´, mit starkem Klaviereinsatz und eben solcher Gesangsleistung gewesen. Stattdessen wird nach ´Ashes Of Dawn´ der Großstadt-Jungle-Beat von ´Goodbye´ sein Airplay erhalten. Den Ausklang beschert das akustisch und sinfonisch bestimmte ´Denise´. Es belegt, dass die schmerzliche Stimmlage von Daniel Gildenlöw live eigentlich unersetzbar ist.
(7,5 Punkte)