Livehaftig

BULLET, SCREAMER, JESUS CHRÜSLER SUPERCAR

23. Mai 2018, München, Backstage Halle


BULLET seien „längst eine Klasse für sich“, hat nun auch der Rolling Stone erkannt. Leider scheint sich das bis nach München noch nicht herumgesprochen zu haben. Kaum halbvoll ist die Backstage Halle an diesem Mittwochabend, als die fabulösen Schweden ihr neues Album ‚Dust To Gold‘ vorstellen. Shame on you, metal brothers and sisters! Und dabei war nicht mal gescheites Biergarten-Wetter (Der Kater von der rauschenden Feier am Münchner Marienplatz zur Pokal-Niederlage wirkte nach – Anm. d. Red.).

 


Der Rezensent und seine fachkundigen Begleiter lassen sich vom spärlichen Besuch nicht die Laune verhageln. Keine Wartezeiten an der Theke und freie Laufwege zum Pissoir erhöhen die Wahrscheinlichkeit, nichts zu verpassen. Dass der halbe Gig der eröffnenden JESUS CHRÜSLER SUPERCAR trotzdem an uns vorbeiläuft, hat mit der Unsitte zu tun, schon eine Viertelstunde vor dem offiziellen Beginn loszulegen. Trotzdem reicht die Zeit, um sich einen Eindruck vom Spektrum der schwedigen Death’n’Roller zu verschaffen. Wer schon immer mal eine Pfanne aus MOTÖRHEAD, ENTOMBED und frühen HELLACOPTERS anrühren wollte, der ist beim Stockholmer Trio an der richtigen Adresse. Alles auf den Punkt gebraten, mit schmissigen Melodien gewürzt – das macht Hunger (und Durst) auf mehr.

 

 

SCREAMER aus Ljungby haben sich dem klassischen Heavy Metal altbritischer Machart verschrieben, den sie mit Hingabe und technischer Versiertheit zelebrieren. Das Problem: Nach dem saustarken Debüt ‚Adrenaline Distractions‘ von 2011 folgte keine Steigerung. Weder ‚Phoenix‘ (2013) noch das Anfang 2017 erschienene ‚Hell Machine’ können es mit jungen landsmännischen Schwergewichten wie ENFORCER oder RAM aufnehmen. Kein Wunder, dass die Hälfte der Setlist aus dem ersten Album besteht. Neu-Sänger Andreas Wikström müht sich zwar nach Kräften und hinterlässt auch einen sympathischen Eindruck, gegen das vollere, markantere Organ seines Vorgängers Christoffer Svensson kann er trotzdem nicht anstinken. ‚Monte Carlo Nights‘ und ‚Rock Bottom‘ (kein UFO-Cover!) beschließen einen Set der gehobenen Klasse. Alles ist vorgeglüht für den Höhepunkt des Abends.

 

 

Glühbirnen an! It’s time for some acceptpriestacdc-style Heavy Metal! Weit überzeugender als es die großen Vorbilder heutzutage noch hinbekommen, reißen BULLET bei jedem Konzert einfach alles nieder, was glaubt, geiler zu sein. Hier leben fünf Kerle Abend für Abend ihren Rock’n’Roll-Traum, zünden einen Hit-Böller nach dem anderen und verbreiten nichts als die reine Freude am (Metaller)-Leben. Auch wenn sich die Showeffekte dieses Mal auf eine Seifenblasen-Maschine (!) beschränken, das Dauergrinsen von Hampus Klang und die ironisch-grimmige Entschlossenheit von Sanges-Unikum Hell Hofer reichen völlig, um auch optisch auf seine Kosten zu kommen.

 

 

Musikalisch liegt der Schwerpunkt natürlich auf dem neuen Knalleralbum ‚Dust To Gold‘, gegenüber dem Deutschland-Auftakt in Berlin hat die Växjö-Bande ihre Setlist um vier Songs auf 17 Stück erweitert.

 

 

Auch die gechmackvolle Coverversion des ANGEL WITCH-Klassikers ‚Dr. Phibes‘ (B-Seite der limitierten ‚Fuel The Fire‘-Single) kommt zur Aufführung. Mit ‚Turn It Up Loud‘ und – natürlich – ‚Bite The Bullet‘ endet ein Konzertabend, wie er beglückender kaum sein kann. Bedauernswert, wer sich diese Kugel noch immer nicht gibt. Amen.

 

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