MESSA – Feast For Water
~ 2018 (Aural Music/SPV) – Stil: Dark Doom ~
Tiefe. Dunkelheit. Unergründlichkeit. Schweigen. Es trennt, es überspült, es verwischt, es deckt alles zu. Wasser kann grausam sein, reißend, überflutend. Es kann die Luft nehmen, kann erschlagen, kann töten. Und all dies ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen…
Der MESSAs Debüt ´Belfry´ zierende, namensgebende Kirchturm von Graun, der seit 1950 aus dem künstlich aufgestauten Reschensee ragt, steht symbolisch für das grausame Schicksal etlicher aus ihrer Vinschgauer Heimat von ihrem Grund und Boden vertriebener Familien. Menschen ohne die Möglichkeit, jemals zu ihren Wurzeln zurückzukehren, verloren, haltlos, ruhelos.
Schon damals haben die Norditaliener ihr Thema, jedoch noch nicht ganz ihren Stil gefunden – dies ist nun anders. Aus teilweise stark verdrontem Ambient / Sludge, unterspült von okkultem Rock der Marke WINDHAND, sowie sehr ausführlichen instrumentalen Improvisationen á la BELL WITCH haben sie für ihren Zweitling nun ihre völlig eigenständige ´Scarlet Doom´-Version destilliert, die mit (etwas) weniger Fuzz, generell weniger Effekt, aber viel mehr Song überzeugt. Das Quartett hat den schlammigen Bodensatz verlassen und lässt sich nun in tiefen, dunkel-blauig-jazzigen und niemals seichten Gewässern treiben. Die Soli sind immer noch ausufernd, jedoch weder die Song- noch Albumstruktur verwässernd, sondern umspielen die Hörnerven konzentriert, gefühlvoll und zärtlich wie ein versierter Liebhaber.
´Feast For Water´ ist ein sehr weibliches Album geworden, Saras stark verhallte, oft schmeichelnd-einlullende, aber niemals gezähmte Stimme (absolut kraftstrotzender Höhepunkt: ´Leah´) zeigt Anmutungen an DOOLs Ryanne van Dorst, wobei sich die Band generell im niederländischen Kraftfeld von THE DEVILS BLOOD, URFAUST und auch GOLD suhlt. ´She Knows´ huldigt mit seinen Fender Rhodes-Passagen BOHREN UND DER CLUB OF GORE, ´Tulsi´ hat die Raffinesse und Power einer JEX THOTH-Beschwörung, um schließlich in einer Huldigung an John Coltrane zu enden. Bei ´White Stains´ muss man keinen geringeren als John Paul Jones an den Tasten vermuten, wiewohl dessen Stammband LED ZEPPELIN stets im Hintergrund unterschwellig wabernd wirkt.
An keinem echten Doom-Jünger kann diese vielgestaltige, gleichermaßen zurückgenommen-behutsame wie mächtig-packende Musik so abperlen wie der verlaufende Schriftzug weismachen will. MESSA gehen unter die Haut. Wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wird, wird dieses Album sehr weite Kreise ziehen, und die gute Botschaft verkünden: Wasser ist Leben. Es nährt, es trägt, es hüllt, es heilt.
(8 Punkte)