PRIMORDIAL, MOONSORROW, DER WEG EINER FREIHEIT
25. April 2018, München, Backstage Werk
„Are you with us?“, fragt Alan Averill nach dem eröffnenden Donnerschlag ‚Nail their Tongues‘ und erntet kehlige Zustimmung. Kurz vor halb elf zeigt die Deckenuhr im Backstage Werk. Und während sich draußen vor der Tür die Bayern-Fans beim Public Viewing langsam mit der Heimpleite gegen Real Madrid abfinden, tost drinnen die irische See. Ganz voll ist es nicht an Bord der PRIMORDIAL, der Sturm zerrt an den Planken und Masten, doch Angst muss hier niemand haben. Käptn Nemtheanga navigiert uns beschwörend durch die salzige Gischt. Diesem irischen Charismatiker frisst jeder gerne aus der stoffumwickelten Hand.
Die Klassiker auf der ausgewogenen Setlist atmen Feuer, der neue Stoff vom ‚Exile Amongst the Ruins‘-Album fügt sich nahtlos ein, auch die eher experimentellen Stücke ‚To Hell or the Hangmann‘ und ‚Stolen Years‘ kommen blendend an. Ersteres ist mit seinem tanzbaren KILLING-JOKE-Beat auf dem Weg zum Bandhit, die wehmütige Ballade lädt zum Verschnaufen und Nachdenken über die eigene Vergänglichkeit. Zwei großartige Stunden bescheren uns Alan und seine Axtschwinger an diesem denkwürdigen Abend. Um PRIMORDIAL muss man sich in dieser Überform keine Sorgen machen.
Gleiches gilt für MOONSORROW. Die Brachial-Epiker um Front-Troll Ville Sorvali (der sich bei allen dafür bedankt, trotz des Football-Matches erschienen zu sein) passen perfekt ins Programm. Drei Songs vom 2016er-Werk ‚Jumalten Alka’ bilden den Schwerpunkt des unterhaltsamen Sets, das knapp 16-minütige Highlight ‚Kuolleiden Maa‘ haben sich die Finnen für den Schluss aufgehoben. Nicht ganz zu unrecht bemerkt mein Nebenmann, dass MOONSORROW ob ihrer majestätischen, aber niemals kitschigen Melodien „längst die besseren AMORPHIS seien“. Eine These, die hiermit zur Diskussion freigegeben ist.
Apropos: Auch die Würzburger Sophisticated-Black-Metaller DER WEG EINER FREIHEIT beweisen eindrücklich, dass sie diese ‚Heathen Crusade‘ Tour nicht nur kompetent eröffnen sondern auch nachhaltig bereichern können. Die nicht eben simplen Kompositionen der drei Alben fügen sich zu einem faszinierenden Ganzen, das durch seinen Facettenreichtum auch bei Nicht-Schwarzwurzlern für anerkennendes Nicken sorgt. Alles richtig gemacht. Besser kann man ein Tourpaket nicht zusammenstellen.