Livehaftig

TAUNUS METAL FESTIVAL

6. – 7. April 2018, Oberursel


Man kann es kaum glauben, aber das TAUNUS METAL FESTIVAL hat dieses Jahr schon sein zehntes Jubiläum gefeiert. Wie gewohnt fand die Sause in der Burgwiesenhalle in Oberursel Bommersheim statt. Organisiert wurde das Ganze wie gehabt vom Taunus Metal Verein. Die zehnte Ausgabe stand ganz im Zeichen des im letzten Jahr kurz nach dem Festival verstorbenen Veranstalters und Urgesteins Andreas „Law“ Freitag, ohne den es das Taunus Metal Festival nicht geben würde.

Leute, mal Hand aufs Herz, die Metal-Szene und leider auch unser geliebter Underground haben mittlerweile ein totales Kommerz-Level erreicht, an jeder Ecke gibt es neue Festivals, viele sind sogar schnell ausverkauft oder man bekommt erst überhaupt keine Tickets mehr. So gut wie täglich gibt es Konzerte, oft sogar mehrere an einem Tag. Und dann gibt es Leute, die sich wundern und rumjammern warum ein Konzert schlecht besucht ist. War vor kurzem die Retrowelle der siebziger Jahre angesagt, wollen jetzt alle wie die Kultbands aus den Achtzigern klingen (was Ihnen dabei zu mindestens 90 Prozent nicht gelingt). Wie die Eintagsfliegen kommen jeden Tag neue Bands raus, unveröffentlichte Alben werden aus irgendwelche Kisten ausgegraben und veröffentlicht, Platten in zig verschiedenen Farben und „Limitierungen“ auf den Markt geschmissen. Tapes sind auch wieder voll im Trend, Bands, die früher vor nicht mal vor 30 Leuten gespielt haben, werden jetzt als Headliner gebucht, 15-jährige in Turnschuhen und Spandex-Hosen (die Klamotten können die von mir aus behalten) wollen mir was von „wahrem“ Metal erzählen!? Nee Freunde, nicht mit mir, es reicht! Wo soll das Ganze noch hinführen? Es wird echt Zeit, dass die Schrauben wieder zurückgedreht werden.

Lustigerweise sah das bis jetzt beim Taunus Metal ganz anders aus. Anstatt für lächerliche 25 Euro für zwei Tage sehr gute Underground Bands zu bewundern, blieben die „echten“ Metaller lieber daheim auf der Couch und tranken billiges Dosenbier. Dieses Jahr konnte man jedoch auch beim Taunus Metal eine deutliche Steigerung feststellen, im Vorfeld wurden schon über 400 Tickets verkauft und am Ende waren es laut Veranstalter sogar 700 Tickets.

Bevor jedoch die erste Band beginnt, gibt es einen Gedenkanstoß auf „Law“. Seine Lebensgefährtin Constanze spricht ein paar berührende Worte und im Anschluss wird von „Laws“ Lieblingsband MANOWAR `The Crown And The Ring` gespielt, welches auch auf seiner Beerdigung lief. Alle Anwesenden singen mit erhobenen Becher mit. Kurz darauf gibt es noch ein kurzes Interview von „Law“ auf der Leinwand. Es ist ein sehr bewegender Moment, auch ich muss mit den Tränen kämpfen.

Schon kurz darauf geht es mit der ersten Band STAGEWAR los. Leider ist die Stimmung aber durch die bewegenden Minuten zuvor bei uns so betrübt und wir müssen erstmal eine Weile an die frische Luft. Auch NEKROMANIAC und ANGELCRYPT fallen der Stimmung zum Opfer.

Bei NIGHT VIPER sind wir aber wieder voll dabei, und leider merkt man sofort, dass der Sound sich zu den Jahren zuvor immer noch nicht verbessert hat. Es sollte doch erschwinglich und machbar sein, die großen Fenster der großen Halle mit Molton oder mit schweren Vorhängen abzuhängen. Dafür sind dann alle glücklicher, ich persönlich würde für den Eintritt auch mehr bezahlen. Denn was bringen einem die besten Bands, wenn der Sound schlecht ist? Nun ja, man macht das Beste draus und versucht trotzdem das Geschehen auf der Bühne zu genießen. Die Schweden überzeugen mit ihrem speedigen Metal trotz des Sounds auch heute, vor allem Sängerin Sofie-Lee Johansoon macht ihren Job sehr gut.

Danach sind die Berliner SPACE CHASER dran. Mit ihrem Old-School-Thrash treten diese von Anfang an ordentlich auf die Nüsse. Frontmann Siegfried, der nicht nur stimmlich sondern auch optisch wie der Junge Bobby „Blitz“ Ellsworth aussieht, sorgt wie der Rest der Truppe für ordentliche Stimmung und sie bleiben für mich die heutigen Tagessieger.

GODSLAVE kannte ich nur vom Namen und das wird auch so bleiben, kurz mal reingehört finde ich die Band zwar musikalisch ganz gut, aber die Gesangleistung kann mich null überzeugen. Weiter geht es mit STALLION, die wir schon oft live bewundern durften. Die sympathische Band aus Baden-Württemberg wird aber deshalb keineswegs langweilig und punktet auch heute mit ihrer coolen Mischung aus Heavy/Speed/Glam und Thrash. Die Halle ist mittlerweile für Taunus-Metal-Verhältnisse sehr gefüllt und sorgt gerade beim hohen Keep-it-True-Anteil des Publikums für Begeisterung.

Die Deutschen Kult Thrasher ASSASSIN sind die heutigen Headliner. Sie klingen für mich aber eher ein wenig nach einer Metalcore Band, ich hatte sie anders in Erinnerung. Da die Kopfschmerzen mittlerweile Überhand nehmen und die Kräfte nachlassen, geht‘s nach Hause.

Am zweiten Tag fallen die ersten Bands dem für uns viel zu frühen Beginn, und auch den ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Jahres zum Opfer. So richtig dabei sind wir bei ABANDONED. Diese sorgen mit ihrem „Power-und-schön-auf-die-Fresse-Thrash“ bei allen für gute Laune. Sänger/Gitarrist Eric „Kalli“ Kaldschmidt ist mittlerweile für seine lustigen Ansprachen bekannt und auch ohne diese kommt er nicht zu kurz, leider ist der Sound heute nur minimal besser und der Auftritt einige Wochen zuvor auf dem FullMetal Osthessen ist und bleibt für uns auch noch wesentlich besser in Erinnerung. Nichtsdestotrotz sind ABANDONED eine Band, die immer Spaß macht – und es wird mal wieder Zeit für ein neues Album.

Die Frankfurter ELVENPATH sind seit Beginn des Taunus-Metal-Festivals dabei und gehören quasi zum Inventar. Ihr Power, Heavy, Happy-Metal ist nicht ganz so meins, aber live sorgt das Ganze auch diesmal für strahlende Gesichter und sind auch immer angenehm anzuschauen. Als Zugabe gibt‘s den obligatorischen Song ’Wild Boars Of Steel’ mit dem Eber als Band-Maskottchen.

Bei FATAL EMBRACE gönnen wir uns eine Pause. Es geht weiter mit TUMOURBOY, einer neuen Band aus China, welche sich als kleine Überraschung entpuppt. Musikalisch bieten sie Oldschool-Thrash, erinnernd an ANTHRAX/OVERKILL/EXODUS, gesanglich ist allerdings noch Luft nach oben. Trotzdem sollte man diese Band auf jeden Fall im Auge behalten.

Weiter geht’s mit WITCHBURNER, der letzten Thrash-Band des Festivals, die sich wie gewohnt sehr gut zu präsentieren weiß. Bei REBELLION haben wir – vor allem dem Gesang geschuldet – keine zehn Minuten ausgehalten. Das Publikum ist jedoch schwer begeistert. Mit WIZARD bin ich nie so richtig warm geworden, die alten Sachen sind ganz okay, aber so richtig umgehauen haben sie mich noch nie. Der gebotene Auftritt ist trotzdem ganz gut und am Ende gibt‘s mit ‚Defenders Of Metal’ sogar Feuerspucke und Konfetti, was bei den True Metallern für Furore sorgt.

Als letztes sind heute die Niederländer/Deutschen STEEL SHOCK dran. Eine neue Band, die ich noch nicht kannte. Leider ist es in der Halle deutlich leerer geworden, was sehr schade ist, denn die Band überzeugt mit einem Mix aus EXCITER/RAVEN/PRIEST und vor allem Sänger Nima MetalHeart kann mit seiner – mich des Öfteren an El Rojo von METAL INQUISITOR erinnernden – Stimme sehr überzeugen. Die hätten, um mehr Abwechslung rein zu bringen, zwischen all den Thrashern spielen sollen.

Insgesamt war es ein sehr gelungenes Wochenende mit jeder Menge Spaß, vielen tollen Gesprächen mit netten Leuten, einigen guten Bands – und die eine oder andere Überraschung war auch dabei. Einzige Kritikpunkte bleiben der Sound in der Halle, auch die Essensauswahl muss dringend erweitert werden! Ansonsten bleibt das TAUNUS METAL FESTIVAL hoffentlich so authentisch, ehrlich und bodenständig wie es ist, und wird auch weiterhin dem Underground seine Treue erweisen.

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