GOST – Possessor
~ 2018 (Blood Music) – Stil: Horror Dance ~
Die Kirchenglocken schlagen, beharrlich ändert sich der Sender eines Radiowellenempfängers (´Possessor´) und wir stürzen urplötzlich durch einen Schacht aus der beschallten Kathedrale des göttlichen Vorgängers ´Non Paradisi´ in die Abgründe der Höllenglut, in die endlose Finsternis.
GosT lässt die Klangkathedralen eigener Schöpfung zurück, der Schlüssel zur Hölle ist zweifellos verloren. Das heißt GosT befindet sich noch mitten in ihr. Aus dem Dark Synthwave ist ein Horrorkabinett der Tanzschule geworden. Derweil Diavolo mit seiner Siebenschwänzigen die gewohnt hellen Synthklänge auf den Tasten hervorzaubert, ist bereits das Stöhnen und Keuchen der Unterwelt zu vernehmen. Dazwischen bollern urplötzlich Synth-Wogen im Industrie-Viertel auf die Sklavenschar ein (´Garruth´). Die Hintergrundbeschallung aus dem Detektorempfänger der Berliner Schule kriecht durch klebrige Waben in den Vordergrund. Zuerst werden Wanzen und anderes Schabengetier auf dem fiebrig roten Boden ausgequetscht und ausgewrungen. Irgendein Unhold wagt sich gar, im Rhythmus zu klatschen (´The Prowler´). Der Retro-Glanz ist abgeworfen, aller Gewohnheiten sich entledigt.
GosT wendet sich neuen Ufern zu und erhellt ein loderndes Flammenmeer. Unauffällig breiten sich unüberhörbar blackmetallische als auch House-Einflüsse aus. Plötzlich erscheint GosT im trüben Lichtschein und singt sogar (´Sigil´), doch die schwitzende Knechtschaft hört im Dunkeln allein die Laute und mutmaßt, Billy Idol würde ein teuflisches ´White Wedding´ zur Feier des Tages vortragen. Auf den Soundtrack des Horrors (´Loudas Deceit´) schlagen Peitschen ein, Gase prusten im Takt in die Höhe. Schlürfend bewegt sich das untote Gesindel. Da fragt ein Weibsbild, ob denn die Hölle und der Himmel überhaupt existieren würden. Daraufhin explodiert die Stimmung wie in einem von Satan aufgeschreckten Insektenhaufen (´Beliar´). Nur kleine zirpende Geschöpfe sprechen durch die Speaker, ehe erneut ein grauer Orkan des Bösen Überhand gewinnt und das martialische Geballer fortschreitet.
Schleppend offenbaren sich aus den Seitenkatakomben das Gekreische eines Black Metal-Peinigers sowie hochtönige Orgeltasten und irgendwer schlägt wieder auf irgendwen gnadenlos ein (´Legion´). Geister schweben in luftiger Höhe umher. Kleine, fliegende Mücken wenden sich dem Teufel zu und fliegen brutzelnd ins Lichterfeuer, sinken winselnd zu Boden und der Zehnfingertastendrücker wird paranoid, technoid (´16 A.M.´). Gestöhne der Urviecher betört oder schreckt ab, ein strammer Beat legt die Grundlage zum Pferdefuß-Foxtrott (´Shiloh’s Lament´). Fliegen summen, das Ende ist nah. Klammheimlich ist der Gaststar der Weißen Hochzeit zurück (´Malum´).
Licht, erdrutschartig ist Licht zu sehen, Vögel zwitschern, aber Diavolo ist wütend, kreischt und schlägt um sich (´Commandment´). Der Himmel bebt, die Wolken krachen auseinander. Paranoia breitet sich aus. Letzter Tastenschönklang, es schlägt die bitterste Stunde. Geprügel, Geschrei. Die Glocken läuten. Das ist das Ende.
(8,5 Punkte)
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