GALAHAD – Seas Of Change
2018 (Independent/Oskar) – Stil: Progressive Rock
´Seas Of Change´ ist im Anschluss an die sanfte Werkschau ´Quiet Storms´ das brandneue Album von GALAHAD nach dem sich die langjährigen Anhänger verzehrt haben. Und es ist ein klassisches Progressive Rock-Werk geworden. Anders kann der gut 43-minütige Song ´Seas Of Change´ nicht bezeichnet werden.
Ein Album, ausgefüllt mit einer Komposition, stilmäßiger kann die Aufmachung in diesem Genre nicht sein. Zwar gibt es als Bonus-Songs zwei Songabschnitte in kurzen Extended-Edits zu begutachten, doch dies ist nur für Radio-Stationen von Belang, die es scheuen, einen neuen, dreiviertelstündigen Song der Hörerschaft zuzumuten. Die Drei-Minuten-Single-Marke wird hier leider dezent überschritten.
Stu Nicholson singt auf ´Seas Of Change´ in gewohnter Manier, völlig außer Konkurrenz, und schenkt seinen instrumentalen Mitspielern bei solch einem Mammutsong natürlich genügend Freiraum, den sich Bass-Rückkehrer Tim Ashton und Neu-Gitarrist Lee Abraham, war vor einer Dekade bereits mehrere Jahre für die dicken Bass-Saiten in der Band zuständig, sowie Keyboarder Dean Baker und Drummer Spencer Luckman nicht nehmen lassen. Dass die lange Komposition sphärisch und gemächlich zu sich selbst findet und am Ende ebenso kurzerhand abtritt, ist nicht ungewöhnlich, allein die mehrmaligen Textansprachen zu Beginn, einerseits eine mit britischem Humor und Zynismus gespickte Einführung sowie einige Fake-News, gesprochen von ihrem Biograph Andrew Wild, hinsichtlich der nicht erstmals aktuell aufgetreten Spannungen innerhalb Europas, irritieren erst einmal. Aber selbstredend wäre die Musik keineswegs progressiv, würde sie schlichtweg nur erwartungsgemäß vollzogen werden, so dass erst nach einem halben Dutzend an Minuten ein schwelgerisches Gitarrensolo und Keyboard-Wallungen den Song in Position geleiten. Gleichwohl in einer Brillanz aufspielend, die ansonsten allein IQ oder HAKEN zuzutrauen wäre. Schließlich gibt sich auch Stu Nicholson seiner genießerischen Natur hin und treibt zum ersten lyrischen Genussmoment die ersten Freudentränen in die Augen. Die Flöte Sarah Bolters und die Akustikgitarre halten jedoch längst den nächsten Wohlfühlmoment bereit, der durch punktierte Einschübe zugleich seine Härte aufzeigt. Diese Präsenzstärke mag anschließend nicht mehr zurückweichen. Pulsierende Tasten, Kirchenorgelklänge sowie Chöre steigern die Opulenz und gewinnen niemals die Überhand. Weitere Ohrenschmaus-Augenblicke bieten sich reichlich. Zudem wird der erste angesprochene Sternenmoment wiederholt vorgetragen, um von ausgiebigen Instrumentalpassagen und einem fieberhaft stetigen Streifzug gekrönt zu werden, der emotionsverbunden schließt.
´Seas Of Change´ verknüpft die sinnlichen Venen GALAHADs mit den stürmischen Arterien. Ein erlesenes Konglomerat (neo-)progressiver Schöpfung mit enormen Klassikerambitionen.
(9 Punkte)
https://galahad1.bandcamp.com/album/seas-of-change