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ALMYRKVI – Umbra

2017 (Ván Records) – Stil: Astronomic Black Metal


Die bevorstehende ASTRAL MALEDICTIONS 2017-Tour von SORTILEGIA, SINMARA, ALMYRKVI und I I (INFERNAL INVOCATION) wird anstrengend werden für Garðar S. Jónsson und seine Bandkollegen. Schlug schon die EP ´Pupil Of The Searing Maelstrom’, erstes Lebenszeichen des damals reinen Soloprojekts des SINMARA-Gitarristen, letztes Jahr im an atmosphärischem Schwarzmetall interessierten Untergrund einige Wellen, wird die Begeisterung über das erste ALMYRKVI-Langeisen nun möglicherweise tsunamiartig überschwappen. Jónsson hat sich für die Aufnahmen mit SINMARA-Drummer Bjarni Einarsson verstärkt (und wird das live mit allen restlichen Bandmitgliedern tun), und man kann sich schon jetzt fragen, welcher der beiden Bands wohl die größere Zukunft bevorstehen wird?

Mein Favorit wären klar ALMYRKVI. Ich gebe offen zu, mit astronomischen Themen packt man mich sehr schnell, schon immer gab es hochinteressante Bands aller musikalischer Sparten, die die unendlichen Weiten des Kosmos, die unfassbar kalte Leere und die undenkbare, melancholische Dunkelheit des Universums beschworen und vertont haben – auch und gerade im Black Metal. ALMYRKVI reihen sich hier nahtlos in die majestätische Ambient-Black Metal-Tradition von ASTRAL SILENCE und MIDNIGHT ODYSSEY ein, bewegen sich aber genauso souverän in den äußeren Sphären des Industrial Black Metal französischer Schule von BLUT AUS NORD und DEATHSPELL OMEGA. Zu den -270°C Umgebungstemperatur bringen die Isländer jedoch ihren ureigenen, nordisch-naturbezogenen Twist und sehr viel vulkanische Wärme mit.

Schon der Einsteiger ´Vaporous Flame’ macht klar, wem letztere vor allem zu verdanken ist: den immer wieder von aller Erdenschwere befreit aufjubelnd die astrale Schönheit besingenden Leadgitarren sowie dem ätherischen Klargesang in Kombination mit extrem tieftönend, doomig-reduziert operierenden Rhythmusgitarren (´Fading Hearts Of Umbral Nebulas’!) – bis schließlich doch das Blastbeatsperrfeuer ausbricht und mit abyssalem Growlen nahe an A. von Meilenwald die anfänglichen Motive wiederaufnimmt, um den Kreis zu schließen. Eine perfekte Balance zwischen Dynamik und Ruhe findet sich, und dies ist die Stärke des kompletten Albums: Reduktion auf das Wesentliche, auf wenige, repetitive Tonfolgen, das gegeneinander Ausspielen von Gegensätzen, auf diesen Elementen basiert die Faszination dieser Kompositionen. ´Forlorn Astral Ruins’ beglückt den Hörer zusätzlich mit mantrenartigen Engelschören, und leitet mit seinem Industrial-Keyboardteppich mystisch zu ‘Severed Pillars Of Life’ über, für mich ein Höhepunkt dieser Platte: alles ist im Fluss, mäandert stark verlangsamt durch unerforschten Raum und Zeit, um die Schönheit einer neugeborenen Sonne anzubeten, und schließlich in astralem weißen Rauschen aufzugehen. Ambient-flirrende Sonnenwinde beschließen ´Stellar Wind Of The Dying Star’ und leiten zum Freunde von MIDNIGHT ODYSSEY begeisternden ´Cimmerian Flame’ über, in dem vor allem die das Raum-Zeit-Kontinuum extrem ausdehnende Rhythmusfraktion aus Schlagzeug und Bass zeigt, wieso dieses Album nach den dunklen Kernen eines Sonnenflecks, also der Übersteigerung von Schwärze, benannt ist: man definiere „heavy“ neu, und zwar diesmal nach astronomischen Maßeinheiten. Diese Platte steigert sich und die ihr innewohnende Spannung von Lied zu Lied, und gewinnt, wie jedes Ausnahmealbum, mit jedem weiteren Durchlauf an Faszination.

Wem ´Deus Salutis Meae’ kürzlich zu anstrengend war, wer sich in RUINS OF BEVERASTs ´Exuvia’ (und seiner wie hier nahezu perfekten Produktion) hingegen verlieren kann, wer Musik liebt, die aus Extremen Ausgewogenheit erschaffen und Chaos in lebendige Ruhe transformieren kann, sollte hier dringend mal diverse Ohren riskieren – am besten mit Kopfhörern, dezenter Beleuchtung und viel, viel Zeit für mehrere Runden, denn die Isländer bieten einen organischen, allumfassenden Hörgenuss, der im aktuellen progressiven Black Metal seinesgleichen sucht. Ich wünsche ALMYRKVI eine triumphale Europatour und uns viele weitere solcher stellarer Spektakel. Wären wir beim ESC, würde es jetzt heißen: „Iceland – 12 points!“. Hier vergebe ich:

(9 Punkte)

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