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LUNA – Swallow Me Leaden Sky

2017 (Solitude Productions) – Stil: Symphonic Funeral Doom


November. Bleiern, drückend schwer scheint der triefende, graue Himmel bis auf den durchnässten Erdboden zu reichen und alles zu verschlucken. Wie festgefroren zieht eine bewegungslose Atmosphäre alle nach unten. Der Beton der Städte steht noch abweisender als sonst, kein trauter Ort. Nirgends. Das Tageslicht nimmt weiter ab, die Natur liegt im Tiefschlaf, entlaubte Baumriesen stehen als mächtige Mahner und Überreste des vergangenen Jahres, alles Leben hat sich in die Tiefe zurückgezogen, dort sammeln sich die Kräfte im Verborgenen, um den bevorstehenden neuen Zyklus überhaupt zu ermöglichen. All dies spürt der Wanderer, der eisige Berge und verschneite Wälder zu dieser Jahreszeit mit LUNA durchstreift. Er ist beeindruckt von der Macht und Schönheit der Natur, die den unendlichen Kreislauf von Werden und Vergehen unentwegt antreibt.

Mehr als zwanzig Minuten lang erlebt der Hörer in ´Everything Becomes Dust´ eine majestätische, symphonisch-instrumentale Naturbetrachtung in ultralangsamer Taktung. Zähflüssig wie fast erkaltete Lava sind diese Klänge, die ständige Wiederholung des Grundmotivs als Antrieb nutzend, und trotzdem unglaublich hypnotisch und eingängig – ganz hohe Kunst! Gesang würde nur stören, hier geht es um Themen weitab der Menschheit. Das Schlagzeug und vor allem die stark nachhallenden Bassriffs bilden das Fundament, über dem ein droniger, rhythmisierter Bordun endlos ausschwingt. Dazu variieren die Bläser, Streicher und Orgel nachbildenden Keyboards feierliche, ansteigende und abebbende Melodien, und immer wieder ist es dieser unglaublich schwere, kräftige Bass, der alles nach vielen Wendungen und Mäandern zurück auf die Spur bringt, den Kreis schließt und von neuem beginnen lässt. Eines führt zum anderen, baut darauf auf, Wiederholung und Ab-/Wandlung durch Wechsel des führenden Instruments…des Rhythmus…der Geschwindigkeit…oder der Tonart. Solokünstler DeMort erzählt ohne Worte, beschreibt distant-souverän, ohne sich in so menschliches wie Gefühle hineinziehen zu lassen – man stelle sich ULVERs ´Perdition City – Music To An Interior Film’ als Soundtrack zu einer nächtlichen Schneeschuh-Gletscherexpedition vor. Wer seine metallische Meditationsmusik noch nicht gefunden hat, sollte dieses Epos unbedingt antesten!

Der zweite Teil dieser Platte, die zweite Komposition ist nur unmerklich länger als der erste Monumentalsong. ´Swallow Me Leaden Sky’ kommt deutlich liedhafter daher, erinnert zuerst an einen vorsichtig abtastenden Dialog oder Tanz, und spielt nun in der verwirrenden Welt der menschlichen Beziehungen, der Berg- und Talfahrten der Gefühle. Dieses Stück machen wesentlich mehr Dynamik und Dramatik aus, todesmetallische, Blastbeat-getriebene Passagen spielen nun eine deutlich größere Rolle, trotzdem strahlt alles weiterhin eine einladende Ruhe aus. Melancholie ist die zugrunde liegende Emotion, wunderbar abgebildet durch rein vokalisierende weibliche Chöre gegen Ende des Stückes, zu denen sich der überirdische Gesang einer Leadgitarre gesellt – Repetition zur absoluten Perfektion geführt.

Im Gegensatz zum Vorgänger ´On The Other Side Of Life´ kommt LUNAs drittes Album insgesamt deutlich organischer daher. DeMorts Virtuosität ist beeindruckend, sowohl was Komposition, Arrangements als auch die Beherrschung sämtlicher Instrumente betrifft. Während sich die häufig mit technischer Kälte agierenden und eher progressiv-experimentell ausgerichteten (mittleren) ULVER oder MONOLITHE wunderbar für lange, einsame nächtliche Autofahrten in der Großstadt eignen, ist dies ein Soundtrack für Naturliebhaber, für Freunde von EA oder AHAB. Und damit genau die richtige Musik für die kommende Jahreszeit.

(8,5 Punkte)

https://lunametal.bandcamp.com/

 

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