CLOAK – To Venomous Depths
~ 2017 (Season of Mist) – Stil: Blackened Death Rock ~
Eigentlich ist CLOAKs Debüt einen Tag zu früh erschienen, denn der 11.11. markiert nicht nur den Beginn der „fünften Jahreszeit“, er ist vor allem der Gedenktag an St. Martin, der im tiefsten Winter seinen Mantel mit dem Schwert geteilt und mit der einen Hälfte einen unbekleideten, bedürftigen Bettler vor dem Erfrieren gerettet hat. Die andere Hälfte behielt er weise selbst als Schutz.
Seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst, das hat viel mit Empathie, Reife, aber vor allem mit Selbstliebe und gesundem Selbstbewusstsein zu tun. Und daran mangelt es, trotz des jungen Alters, dem Quartett aus Georgia keineswegs. Auch wenn sie sich selbst als „Four hungry souls from Atlanta“ bezeichnen, die Bettlerrolle ist ihre nicht. Was also sind sie bereit, uns zu schenken? Eine zeitgemäß-progressive Melange aus Mel(anch)oDeath mit Black Metal-Hintergrund sowie einer ordentlichen Portion Gothic Rock, unter dem Deckmäntelchen typisch schwedischer ’The Horror’-Ästhetik, auch und gerade in den todessehnsüchtigen Lyrics.
DISSECTION als Einfluss anzugeben, geht für Black/Death Metal-Bands, die auf ‚Melancholia’ -Atmosphäre, variables Songwriting und Dual-Gitarrenmelodielinien setzen, immer, aber schon der Titelsong offenbart in seinen Arrangements wesentlich, ja aufreizend mehr Zaars/Hultén als Nödtveidt, und dieser Faden zieht sich durch die gesamte Scheibe. Deutliche Parallelen gibt es interessanterweise auch zu den genauso jungen Saarbrückern von THE SPIRIT, die jedoch mit deutlich mehr Härte und Tempo zu Werke gehen – bei CLOAK sucht man Blastbeats vergebens, findet jedoch neben den bereits erwähnten tragenden, magischen Hooklines der beiden Gitarristen viel Groove und einen sehr variablen, dynamischen und schön nach vorne gemischten Bass (´Death Posture´), der im Stile von Tony Pettitt (THE FIELDS OF NEPHILIM) viel Wärme und Lebendigkeit in die Kompositionen bringt.
Nicht der Bassist, sondern Gitarrist Scott Taysom übernimmt den Gesang, doch auch hier werden wir stark an Johannes Andersson erinnert, daher wird die Aufgabe für kommende lange Winternächte die Emanzipation von den noch zu übermächtigen Brüdern im Geiste, von TRIBULATION sein. Es gibt auf diesem bereits sehr reifen Erstling natürlich auch viel Neues zu entdecken, aber die Parallelen sind einfach überdeutlich. Die erlösenden ‘Formulas of Death’ für individuelle Ausdrucksmöglichkeiten zu finden, sowie das eigene musikalische Spektrum noch mehr zu erweitern und vor allem neu zu definieren, sollte bei der vorhandenen Ideenfülle dieser ‚Children of the Night’ jedoch nicht schwierig werden. Ende Dezember wird sich sowieso zeigen, in welche Richtung die schwedischen großen Vorbilder mittlerweile weitergegangen sind, und der geneigte Hörer hat bis dahin hochklassiges Material, um die Wartezeit glanzvoll zu überbrücken.
Bis dahin gibt es erfreute
(7 Punkte)
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https://cloakatlanta.bandcamp.com/album/to-venomous-depths