AUDN – Farvegir Fyrndar
2017 (Season of Mist) – Stil: Atmospheric Black Metal
Island war mir bislang in erster Linie aufgrund seiner Naturschönheiten ein Begriff. Gletscher. Vulkane. Heißer Grund und vereiste Bergkappen. Ich erinnere mich auch an den Vulkanausbruch des Eyjafjallajökull 2010, der aufgrund seiner Aschewolke den Flugverkehr in weiten Teilen Europas für mehrere Tage lahmgelegt hat. Auch das damalige ‘Roadburn’- und ebenso das ‘Keep It True’-Festival hatten darunter zu leiden. Etliche Bands sagten aufgrund von Einreiseproblemen kurzfristig ab. Schließlich war es aber gerade das diesjährige Event in Tilburg, das mein Interesse für den europäischen Inselstaat weckte.
Mit ZHRINE und AUDN hatten sich gleich zwei verheißungsvolle isländische Acts angekündigt. Beide unter den Fittichen der französischen Extreme-Metal-Spezialisten „Season of Mist“. ZHRINE mit ihrer Melange aus düsterem Death Metal und spannungsgeladenem Schwarzmetall, AUDN mit ihren mitreißenden, kaskadenhaften Black Metal-Soundwelten. Leider hatte ich im April beide Bands aufgrund des Überangebots beim ‘Roadburn’ versäumt. Als kleines Trostpflaster folgt nun aber wenigstens das erwartet starke Opus der Letztgenannten.
AUDN setzen mit ihrem zweiten Album ´Farvegir Fyrndar´ erneut ihre schwarzen Segel, um zu neuen Ufern aufzubrechen. Wie bereits auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum von 2014, dominieren auch hierauf eindringliche Melodien, gesäumt in einer tiefschwarzen, frostigen Klangatmosphäre. Dabei wechseln ruhige Passagen und finster trommelnde Soundmomente um in wütende Raserei: explosive Riffgewitter, die dich getragen von mitreißenden Loops bedrohlich-hart am Nacken packen und nicht wieder loslassen. Dem isländischen Quintett gelingt es hierbei in beeindruckender Weise, klassischen norwegischen Black Metal immer wieder in ekstatische Psychadelia-Space-Trip-Sphären zu transportieren. Als würden IMMORTAL und ORANSSI PAZUZU sich gegenseitig um die Wette prügeln – und das in pari passu.
´Farvegir Fyrndar´ (übersetzt: „uralte Flussbette“) ist eine rund 50-minütige Tour de Force aus Melancholie und Wutausbruch. Magisch. Prachtvoll. Die Aschewolke des Eyjafjallajökull hat die Rinnen der isländischen Erdoberfläche mit tief sitzenden, pechschwarzen Flecken versehen – daraus erwachsen ist ein monströses Soundgebilde voll funkelnder Schönheit. Monumental.
(9 Punkte)
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