MOTHER`S CAKE, DESERT MOUNTAIN TRIBE
17.10.2017, Aschaffenburg, Colos-Saal
Zwei Power Trios Live: Die Österreicher MOTHER`S CAKE sowie die britisch-deutschen DESERT MOUNTAIN TRIBE. Musikalisch zwei grundlegend verschiedene Welten, die eigentlich nur eine Verbindung haben: Originalität.
Leider ist die Zuschauerzahl übersichtlich, was beiden Bands nicht im geringsten gerecht wird. Dennoch hängen sich die Musiker rein und liefern überzeugende Auftritte.
DESERT MOUNTAIN TRIBE stehen aktuell für den melodischsten, eindringlichsten Desert /Stoner Rock, den man sich vorstellen kann. Riesige Melodien im Einklang mit enorm harmonischem Gesang verbinden sich zu einem Sound, der zum Schweben verleitet.
Die Verbindung aus Groove und Melodie ist massiv und Jonty Balls, Gitarre/Gesang, verzaubert geradezu mit seinem eindringlichen Gitarrenspiel. Drummer Neuzugang Frank Van der Ploeg (ex-COLD IN BERLIN) lässt keinerlei Defizite erkennen und hat sich inzwischen perfekt in das Trio integriert. Neun Songs liefern DMT, darunter die fantastischen Tracks `Interstellar`, `Coming Down`, `Take A Ride` oder `Leave It All Behind`.
Man kann schwerlich ruhig stehen bleiben, bei dem Material. Allerdings stehen DMT relativ unbeweglich auf der Bühne und zeigen nicht wirklich ein Gefühlsleben. Aber vielleicht ist das Bewegen bei dem konzentrierten Spiel auch eher hinderlich.
Anyway, dennoch haben DESERT MOUNTAIN TRIBE überzeugen können. Dumm nur, dass man kein Merchandise dabei hatte, der eine oder andere hätte nach dem Auftritt sicher was gekauft.
MOTHER`S CAKE sind da deutlich beweglicher und grooven sich dabei mächtig einen ab. Auch bei den Österreichern sind die Ansagen und die Kommunikation mit den Anwesenden auf das Nötigste beschränkt.
Eventuell auch verständlich, denn MOTHER`S CAKE Mucke ist nicht easy. Hoher Frickelfaktor, intensive Grooves, ein Mix aus Prog wie Psychedelic Rock, dazu eine experimentelle Komponente, hier und da ein dezenter Funk Groove, das Trio vereint, nein, verschmelzt all dies in seinen Songs, die für viel Aufruhr in der musikalischen Wahrnehmung sorgen.
Neben Einflüssen von PRIMUS, RAGE AGAINST THE MACHINE oder auch RED HOT CHILI PEPPERS hört man noch diverse Bands heraus, die von den Österreichern alle in einer Mixtur vereint werden. Der Zappel-Faktor ist beachtlich. MOTHER`S CAKE zocken echt eine atemberaubende Mucke, die man eher von Ami-Bands gewohnt ist. Aus technischer Sicht Oberliga und somit auf Augenhöhe mit nicht wenigen Amibands, die sich als musikalische Pioniere sehen. Etwa über eine Stunde fliegen einem die Kreuz-über-verdrehten Riffs und Grooves um die Ohren, bevor man einen mit einem kurzen „Tschüß“ verabschiedet. Zurück bleiben gehörgeschädigte Fans, denn die Lautstärke war schon unnormal heftig, leider!
Wer jetzt Bock hatte, sich das eine oder andere Album am Merch-Stand als Vinyl mitzunehmen, wurde eher abgeschreckt als zum Kauf animiert. Sicher, 20 Tacken für ein Album ist heutzutage Standard auf Konzerten. Hier packen sie aber bei einem Album noch mal 5 Euro drauf und beim nächsten, auch wenn es Double-Vinyl ist, 10 Euro…Hm, da überlegt man zweimal.
Kurzweiliger Abend mit zwei äußerst innovativen Bands, die sich jenseits gängiger Strömungen musikalisch positionieren und ihre Message raushauen: Über den Tellerrand schauen um Gutes zu entdecken. Sauber.