TWINGIANT – Blood Feud
2017 (Argonauta Records) – Stil: Sludge Metal
17ß-Hydroxyandrost-4-en-3-on-4-Androsten-17ß-ol-3-on. Summenformel: C19H28O2. Freiname: Testosteron. Verantwortlich für fast alles, was einen Mann innerlich wie äußerlich ausmacht – Physis, Libido, Antrieb, Ausdauer und Lebenslust, räumliche Orientierung und dominante und aggressive Verhaltensweisen. Auch bei Frauen in sehr geringen Mengen von den Nebennieren gebildet, bei Männern übernehmen das jedoch vor allem die Geschlechtsdrüsen – sprich: Eier. Und genau diese sowie eben einiges von ihrem Hormonprodukt braucht mann, um solche Musik zu machen.
Extreme Verzerrung, mächtig(e) heruntergestimmte Saiteninstrumente, ein fies gurgelnder Fronter, der noch dazu einen groovigen Bass und damit auch mal Soli spielt, zwei Gitarristen, die sich spielerisch die Bälle zuwerfen und dazu viel authentisches Arizona-Wüstenfeeling machen die Zwillingsriesen aus Phoenix aus.
An wem TWINGIANT mit ihrem dritten Werk Blutrache verüben wollen, bleibt ungelöst, die MELVINS oder gar SLEEP sind es auf keinen Fall, und auch ELECTRIC WIZARD wird ausgiebig gehuldigt. Die Jungs haben eine Menge Spaß daran, sich ausführlich improvisierend im Schlamm zu wälzen, der CLUTCHy Sessioncharakter der Songs mit ausufernden 70s-Soloparts und Riffduellen macht die Scheibe sehr lebendig. Vom Midtempo-Stonersong ´Throttled´ über das psychedelische Instrumental ‘Re-fossilized’ bis hin zu mächtigen Matschbrocken wie ´Formerly Known As’ steigert sich die Heavyness mit jedem Song, man spielt mit Dynamik und Geschwindigkeit auch innerhalb der Stücke. Es ist trotzdem eine großteils extrem schwer-schleppende, raue und gitarrenzentrierte, sehr amerikanisch klingende Platte geworden, die Sludge-Elemente haben die früher stilprägenden Stoner- und Bluesrhythmen an die Wand gespielt.
Leider ist dabei auch die Abwechslung etwas zu kurz gekommen, gegen Ende wird das Ganze doch arg spröde und zäh, ein schmissiger Hit wie ´Tiger Lily’ vom Vorgänger ´Devil Down’ (2014) fehlt dem Stoner-Mädchen, die Neuausrichtung zum Rohen, Ungeschliffenen hin mag dem Sludge-Kerl jedoch munden.
Und Wah-wahs braucht mann mehr zum abendlichen Glas Bourbon als kernige musikalische Begleitung?
(6,5 Punkte)
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