ARCH ENEMY – Will To Power
2017 (Century Media Records) – Stil: Melodic (Death) Metal
Das zweite ARCH ENEMY-Album mit ex-THE AGONIST-Chanteuse Alissa White-Gluz zeigt vor allem Gitarrist/Mastermind Michael Amott in Hochform. Falls ihm noch immer kein Sockel neben den Denkmälern der ehrwürdigen Gitarren-Legenden errichtet wurde, dürfte es langsam an der Zeit sein.
Vollkommen melodisch rast Mister Amott wieder einmal mit seinen Gitarrensaiten durch ´Will To Power´, erstmals unterstützt durch Jeff Loomis (ex-NEVERMORE), und erweist sich schon beim instrumentalen Eröffnungsstück ´Set Flame To The Night ´ als äußerst gelehriger Schüler von Wolf Hoffmann. Aber auch ´Blood In The Water´ glänzt mit selbigen, klassischen Gitarrenläufen, die in heroisch erblühenden Leads aufgehen. Die beiden Hymnen ´The World Is Yours´ und insbesondere ´The Eagle Flies Alone´ eignen sich ebenfalls wunderbar zum Mitpfeifen oder Mitgrölen. Auf der zweiten Albumhälfte findet sich hingegen nur mit ´Dreams Of Retribution´ solch ein edles Lendenstück für den im Traume “Gloria, Gloria” rufenden Death Metaller. Doch bereits mit diesen Songs erfüllt Michael Amott seinen Anspruch, bei ARCH ENEMY melodische Gitarren mit extremem Gesang auf höchstem Niveau zu kreieren. Und für den extremen Singsang ist die einstige Live-Backgroundsängerin von KAMELOT und NIGHTWISH zuständig, die souverän die Lady in Growl gibt, dabei zudem in der überraschend erklingenden Halbballade ´Reason To Believe´ ihre wahre Klasse präsentiert. Erst wie einst DORO in den Song einsteigend, zeigt Alissa White-Gluz zwischendurch ganz andere Qualitäten, die letztlich aber sowieso vom mehrheitsfähigen, erwarteten Geschrei abgelöst werden.
Da offenbart sich natürlich geradewegs das Dilemma und es stellt sich die Frage, ob diese klassischen Metal-Songs, modern im C-Tuning dargeboten, überhaupt das Gegrowle nötig haben? Selbstverständlich, niemand will mit HAMMERFALL und STRATOVARIUS in einem Atemzug genannt werden, lieber mit SOILWORK und DARK TRANQUILITY. Schreiben wir schließlich das Jahr 2017 und blicken nicht zurück. Allein die Gitarrenarbeit darf sich diesen Luxus erlauben.
(8 Punkte)