JOE BONAMASSA – Live At Carnegie Hall – An Acoustic Evening
Live At Carnegie Hall – An Acoustic Evening [2CD]
Richtig beschäftigt habe ich mich mit Joe Bonamassa wohl noch nie. Er ist einer der größten im aktuellen White Blues-Bereich und quält sich immer hart am Rande des Mainstreams herum, wobei er auch schon über die Grenze tritt. Das war mein Stand, da bekomme ich vom Chefredakteur Bonamassas neues Livealbum auf den Tisch. Akustisch, nicht einmal mit Knarzgitarren. Und ich habe mich lange ums Anhören gedrückt.
Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich da doch einmal reinhören sollte, auch weil der Chefredakteur immer aus dem Hintergrund mit der Schrotflinte winkte, weil endlich das Review folgen sollte. Okay, ich gebe mich also dem für mich neuen Hörgefühl Joe Bonamassa hin. Und siehe da, nach dem spannenden ´Cold Streets´-Intro, das mir irgendwie sehr bekannt vorkommt, wird es erst flott und dann schummrig. Der Livesound ist echt fett und direkt, aber auch sehr räumlich und lebendig. Das richtige „DABEI“ – Gefühl entsteht. Alle Instrumente, selbst die Percussion, sind perfekt herauszuhören und die Musiker, allen voran der Bandleader, haben natürlich dieses gewisse Etwas, das einen Profi vom Straßenmusikanten unterscheidet.
Stilistisch bewegt sich Bonamassa mit seiner Truppe natürlich im Rahmen des klassischen US Bluesrock / Mainstreamrock. Treibender Boogie mit Country oder besser Bluegrass-Anleihen, melancholischer, leicht souliger Poprock, bei dem man Latineinflüsse erkennt, klassischer Gospelrock, wie ihn schon THE BAND auf dem ´Music From The Big Pink´-Album kaum schöner zelebriert haben, amerikanischer als auf diesem Album kann man wohl nicht sein. Der Gesang und die souligen Backingvocals sind eindringlich, die Arrangements für diese Livesongs echt packend gemacht. Es entsteht teilweise ein richtig schönes Westernfeeling, man sieht sich auf einem Planwagen durch die Appalachen ziehen, immer auf der Hut vor den eigentlichen Bewohnern, die sicher nicht so erpicht auf die europäischen Bleichgesichter sind. Aber das ist eine andere Geschichte.
Auch wenn mir das Werk des Maestros nicht geläufig ist, klingen viele Stücke vertraut, was wohl am Stil und der Kompositionsweise liegt. Die sehr leidenschaftliche und trotz fehlender Verzerrung sehr intensive Darbietung tut ihr übriges dazu. Hier sind Hits am Start, die andere große Acts erst einmal schreiben müssen oder lange nicht mehr geschrieben haben. Ob mir seine rockigen Studiosachen nun gefallen würden, vermag ich nicht zu sagen, aber das hier ist einfach mal schöne entspannte Musik mit Tiefgang. Vielleicht hab ich ihm all die Jahre Unrecht getan, aber es gibt halt sehr viel schöne Musik da draußen. Und viel Musik fürs Geld gibt es auch hier, denn unter einer Doppel-CD macht es der gute Joe nicht. Wie erwähnt, seine akustische Variante mit viel Percussion und dieser gigantischen Atmosphäre geht mir rein wie dänisches Öl. Und das soll was heißen, bin ich doch eher ein Undergroundrocker. Aber Bonamassa kann es.
Hier fließen Crosby, Stills & Nash, Neil Young, Bruce Springsteen, INXS, Bon Jovi, Johnny Cash, Rolling Stones, Tim Hardin, Bob Dylan, The Band und diverse alte Helden in den Stil ein. Aber Joe Bonamassa ist immer nur er selbst und zurecht so groß wie er ist. Man spürt, wie die Musik aus jeder gespielten Note schiere Leidenschaft und Lebenslust atmet. Und mein persönliches Highlight ´Driving Towards The Faylight´ lässt meine Seele brennen und mein Herz verglühen, bis nur Asche bleibt. Das ist überdimensional.
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Live At Carnegie Hall – An Acoustic Evening [2 DVDs]
Bereits die beiden Silberlinge drücken explizit aus, wie sehr mich dieses Livealbum von Joe Bonamassa beeindruckt, weil die akustische Darbietung durch die dichten Arrangements noch an Intensität gewinnen. Auf der Doppel-DVD, denn darunter macht es Bonamassa nicht, gibt es das ganze noch mit bunten Bildern dazu. Nicht ganz meins, weil ich eher der CD-Freak bin, aber für Freunde bester Live-DVDs ein abendfüllendes Erlebnis, weil hier die gesamte illustre Bande um den Chef Joe Bonamassa in voller Pracht zu sehen ist. Da werden die spielerischen Gigantomanien des Gitarrenvirtuosen auch noch sichtbar, wo doch schon beim simplen Anhören die meisten Neueinsteiger und viele Alteingesessene entnervt das Instrument in die Ecke werfen und nie wieder anpacken. Mag sein, dass Bonamassa inzwischen so groß ist, dass er menschlich abhebt, wie mir berichtet wurde. Ich kenne ihn nicht persönlich, aber auf der Bühne macht er einen ehrlichen und sympathischen Eindruck. Die Songauswahl deckt sich so weit mit der Doppel-CD, der Klang, das Spiel und die Stimmung sind perfekt eingefangen worden. Innovationen? Leute, das ist Boogie und Blues, Folk, Americana, das ist einfach nur schöne, wirklich ergreifende Musik. Bei ´Driving Towards The Faylight´ muss ich genauso flennen wie bei der CD-Version, der Rest versetzt mich in eine ausgelassene Stimmung. Top Musik!!!!!
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(9 Punkte)