OLD MOTHER HELL – Old Mother Hell
~ 2017 (Independent) – Stil: Epic Heavy Doom ~
“Oh, du alte, oh, du alte Mutter, oh, du alte Mutter Erde, wo bist du gewesen die ganze, ganze lange Nacht? Der Frühling, der Frühling ist da!” Auf diese Weise beginnt ein altes schwedisches Frühlingslied. Da es aber heute weit düsterer zugehen sollte, wäre vielmehr Herbst und Winter die würdige Jahreszeit. Schwedisch ist ebenso nicht ganz en vogue. Zudem besingen wir nicht Mütterchen Erde, sondern die heißsiedende alte Hölle. Rot und Schwarz sind insofern die maßgeblichen Farben. In Stahl gegossen und erkaltet, schimmert es letztlich Silber in der Finsternis, in dieser OLD MOTHER HELL auf der Bühne erscheinen. Ein brandheißes Trio aus Mannheim, das die Hölle in epischen und zugleich tosendkräftigen Doom gegossen hat.
Für ein ansprechendes Niveau sorgen die nicht ganz unbekannten Musiker. Bassist Ronald Senft und Drummer Ruben André waren einst bei den Thrashern HATCHERY anzutreffen, wohingegen Sänger/Gitarrist Bernd Wener von den progressiveren SHAPESHIFT stammt, von denen damals das erste Demo und Album gekauft wurde, was Eurem Rezensent soeben verblüfft einfällt. Erfahrene Recken, die womöglich eine echte Konkurrenz für die nur 80 km entfernt in Landstuhl residierenden LORD VIGO darstellen. Keineswegs, tummeln sich Old Mother Heart, nein, OLD MOTHER HELL in anderen Gewölben des derzeit überaus lebendig gefüllten Fegefeuers.
All dies, was die Band zu Beginn mit Emotionen und Gefühlen harschend, alles niederwalzend verspricht (´Another War´), lösen sie abschließend mit tiefschürfenderem Songmaterial ein (´Kneel To No God´). Zwischen flott rockend, flirrend doomizierend und richtig heftig die alte Hölle zum Kochen bringend, nutzen OLD MOTHER HELL die oberste Bandbreite des nicht enorm offenporigen Systems. Das ist Heavy Metal, der den Opfern von GRAND MAGUS und ARGUS den Gaumen kitzeln sowie andere Leichen wieder auferwecken sollte. Denn erst wenn das Gefühlsbarometer schwermütig steigt und sich der Song im Endrausch offenbart (´Mountain´), schwingen OLD MOTHER HELL derart auf den Wellen von ATLANTEAN KODEX, dass die hier anzutreffende Vortrefflichkeit schon ängstigt. Gerade der Klang des Sängers, allein oder im Verbund mit den Background-Gesängen, führt bereits in diesen Momenten zum Bruderkuss mit den Bayern (´Howling Wolves´). Selten werden die Sündiger, hier wie dort (´Narcotic Overthrow´), so überfallartig schnell ans Kreuz gehämmert. Da muss die finale Verbeugung natürlich schmachtend episch und ausufernder zu Grabe getragen werden, einem mächtig Eindruck hinterlassenden, sich steigernden, für das Fußvolk bei der Live-Darbietung unverzichtbaren Singsang mitinbegriffen (´Old Mother Hell´). Welch ein dämonisch erwachter Pferdefuß.
(8 Punkte)
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