ZONE SIX – Forever Hugo
2017 (Deep Distance Recordings UK) – Stil: Space Rock
Und wieder ein echter Dave Schmidt aka Sula Bassana. Hier mit einer der vielen Bands, in denen Dave seine Kreativität auslebt und zugleich so urtypisch für diesen Mann. Allerdings spielt er diesmal Schlagzeug, Frau Komet ist gleichsam wie bei ELECTRIC MOON für den wuchtigen, behäbig pulsierenden Bass zuständig und KRAUTZONE- / THE PANCAKES-Axtschleifer Rainer Neef lässt die Saiten seiner Gitarre auf sehr eruptive Weise brodeln.
Anlässlich des 20. Bandjubiläums, wobei zu Anfang noch andere Mitmusiker dabei waren, haben sie sich im österreichischen Feldkirch im Graf Hugo eingefunden, einer urigen Location, in der die mächtigsten Gigs der neuen Space / Psyche / Stoner – Szene stattfinden und die leider aufgrund typischer nicht kultureller Interessen des Ortes vom Abriss bedroht ist. Und sie bringen den Laden zum Kochen.
Ein verhaltener Beginn, dann ein entspanntes Losfließen, welches in einer immer wilder und furioser werdenden Abfahrt mündet. Trotz stilistisch gleicher Ansätze, bei ELECTRIC MOON spielt, wie erwähnt, Dave Gitarre und bei ZONE SIX der Rainer, ist die Musik von ZONE SIX deutlich extremer, aggressiver, brachialer und vulkanischer, Rainer Neef hat eine ganz eigene Art, in die fast schon atonal noisigen Knirschereien seiner Axt noch betörende Melodiebögen einzubauen. Dave lässt es bei ELECTRIC MOON stets etwas melodischer angehen. Sein Schlagzeugspiel ist straight, groovy, wogend, aber auch relaxed. Lulu am Bass ist halt Lulu am Bass. Sie hält die Spacefamilie zusammen und stopft die Klanglöcher, treibt das Schlagzeug mit repetitiven, pulsierenden Läufen an und baut der tosenden Gitarre ein festes Fundament.
ZONE SIX sind bei aller Spacerock-Romantik eine sehr erdige, irdische Band. Sie klingen zuweilen wie eine Großbaustelle oder wie eine Maschine in einer gewaltigen Werkshalle. Besonders die Krachgitarre und das taktgenau donnernde Schlagzeug sind da ausschlaggebend. So könnten sogar Freunde des atonalen alten Industrial Metal der frühesten 90er und späten 80er, englische Fraktion um GODFLESH, von diesem Werk begeistert sein.
Namedropping ist immer Unfug, denn wenn man sich kein Bild einer Band machen kann, dann helfen einem andere Bandnamen auch nicht. Also, ZONE SIX, da geht neben diesen Ausbrüchen bei gleichbleibend verhalten dahinkriechender Geschwindigkeit auch eine Menge Weltraummystik mit recht minimalistischen Strukturen, bei denen das Keyboard feine Blubbergeräusche macht, surrt und summt, als würden gerade Signale aus einer anderen Dimension übertragen, während die Gitarre dezente, verträumte Melodien spielt und der Bass mit einzelnen Noten oder kleinen Läufen das ganze begleitet und verstärkt. Aber auch hier gibt es einen festen Lauf und das Stück erfährt seine Steigerung im Minutentakt.
ZONE SIX lassen sich mit dem Aufbau Zeit und malen fantastische Soundbilder in die Köpfe der Zuhörer, von denen man wenig zu spüren bekommt. Und natürlich bricht das Stück aus dem zaghaften Trott aus, wird wuchtiger, bäumt sich auf wie eine gewaltige, mythische Weltenschlange im Kampf mit einer Gottheit und wirkt gleich der aufschäumenden, sturmgepeitschten See, die sämtliche auf ihr umherreisenden Schiffe auf einmal verschlingen will. Gleich einem Orkan tobt die Gitarre im hinteren Drittel des Stücks, während sogar der Bass durch immer mehr Zerre an Aggressivität zulegt. Das hypnotisch treibende Schlagzeug, darüber das Sägen und Knirschen von Bass und Gitarre, ein schöneres Inferno hab ich selten erlebt.
Nach diesem Höhepunkt bleibt das musikalische Liebesspiel interessant, wird aber etwas sanfter mit schönen Gitarrenläufen, die psychedelische Tonfolgen transportieren. Und dann löst sich das Stück in ein formfreies Brummen und pulsieren auf. Wie ein Echo aus der anderen Dimension, die ich bereits weiter oben angesprochen habe. Das Publikum tobt. Ende.
Vinylfreaks mit Krautrockhintergrund sollten hier zuschlagen.
(8,5 Punkte)