JahresrückblickeMeilensteine

Die beste Hälfte.

Halbjahresbilanz 2017


Die Tage lang, die Nächte kurz und vor allem: Nachts ist es kälter als draußen.

Nach Ablauf der ersten Jahreshälfte können wir bereits heute von einem erfolgreichen Musikjahr sprechen. Schwarzes und weißes, hartes und schnelles Songmaterial prasselte aus dem nie enden wollenden Schöpfungsbrunnen aller Komponisten auf uns nieder. Wer dabei nichts passendes für sich gefunden hat, trägt das falsche Hörgerät oder ist im Tunnelblick gefallen.

Als ersten Rückblick zu 2017 – und schönen Überblick für Euch – präsentieren wir daher heute insgesamt 16 Bands, ohne Rangfolge, und ihre Schönheiten:

THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA – Amber Galactic

(von Jürgen Tschamler) 

Retro ist IN und das schon seit einigen Jahren. Bands in diesem Genre schießen geradezu wie Pilze aus dem Boden und werden dabei teilweise immer obskurer, weil es immer mehr Retro, sogar bis in die Sechziger hinein, sein darf.

Okkult, Pathos und Vintageriffs sind hierbei die wichtigsten Bestandteile, die alle Bands einbringen. Und eigentlich wurde im Vintage Rock schon alles dazu gesagt. Alles? Nein, denn THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA orientieren sich in „ihrem“ Retrosound nicht an schweren Riffs, okkulten Einflüssen oder plattem Pathos. Schon auf den beiden Vorgängern zeichnete sich die Band um die beiden SOILWORK-Musiker David Andersson und Björn Stird mit Kompositionen aus, denen zwar der Retrostempel aufgedrückt werden darf, die aber mit solch einer Leichtigkeit und solch coolen Melodien überzeugten, und somit echte Classic Rock-Fans fast schon abschreckten.

Auf ihrem dritten Longplayer vergraulen sie diese Genrefreaks dann ganz. Hier gibt es keine Düsterriffs, keine zähen und schweren Melodien und weinerliche Gesangsorgien. Nein, hier regiert Frohsinn, Leichtigkeit, Hit an Hit und positive Laune. Eine unfassbare Melodiendichte verpackt in einen AOR-Sound der späten Siebziger und ganz frühen Achtziger. Referenzbands wie STREETS, TOTO, TORONTO, REO SPEEDWAGON, MAX WEBSTER, TEAZE etc. vereinen sich auf diesem Album in einem zeitgemäßen Sound, zu einem Konglomerat aus Ohrwurm und Sommerhit. Die Wiederbelebung eines Stils gegen jeden Trend: AOR! Songs wie `Star Of Rio`, `Jennie`, `Something Mysterious` oder `The State Of Affairs` sind ein perfekt inszenierter Trip in die Vergangenheit. Ein majestätisches Album voller AOR-Hymnen! 

Diskografie:

2012 Internal Affairs
2015 Skyline Whispers
2017 Amber Galactic

 

 

WITHERFALL – Nocturnes And Requiems

(von Less Leßmeister)

PROGRESSIVE METAL WILL NEVER DIE!!! Hat den schon mal jemand rausgebrüllt? Nein? Ich zumindest wohl innerlich, als ich wie die Jungfrau Maria im März über dieses Meisterwerk gestolpert bin. WITHERFALL sind eine absolute Ausnahmeerscheinung in einem Genre, welches bei vielen nur Achselzucken hervorlockt. Dabei wird eindrucksvoll bewiesen, dass sich musikalischer Anspruch auf höchstem Niveau nicht in Endlosinstrumentalnudeleien verlieren muss, sondern mit mächtig Power und unaufdringlichem Gesang sehr kurzweilig daherkommen kann.

Tragischerweise muss ich an dieser Stelle noch einmal innehalten und verkünden, dass Drummer Adam Sagan diesen Triumph nicht mehr erleben konnte. Darüber hinaus wird das Album immer noch in Eigenregie vertrieben, was es der breiten Masse nicht ganz einfach macht, sich zu überwinden und direkt in den US von A zu bestellen. Manchmal kann der Zollbeamte deiner Alpträume ein rechter Depp sein. Die Jungs werden diesbezüglich aber in den kommenden Monaten was zu sagen haben und offerieren einen Special Deal, wenn wie zum Beispiel aus China und Irland united Fanbestellungen eintreffen – zehn Freunde solltet Ihr sein. Ansonsten solltet ihr Euch nicht scheuen, wenigstens zum Download zu greifen, wenn Euch das Real Thing Risiko zu groß ist, denn hier wartet immer noch einer der heißesten Anwärter zur Platte des Jahres auf Euer Ohr!

Diskografie:

2017 Nocturnes And Requiems

 

 

DOOMOCRACY – Visions And Creatures Of Imagination

(von Michael Haifl)

Schöner die Winde sich nie vereinten. Zusammen gewirbelt, hoch oben auf dem Parthenon-Tempel, dem Mittelpunkt des Akropolis-Hügels von Athen, stehen die fünf Recken von DOOMOCRACY, zücken ihre Schwerter, füllen ihre Hörner mit Nektar und lauschen den hereinzischenden Winden. Diese streben mächtig aus dem Westen und Nordwesten über den Hügel hinweg, entladen aber vorher in kreisenden Bewegungen die ihnen innenwohnende Kraft. Gestählt von hernieder zischenden Blitzen von göttlicher Güte, können die Männer mit ihrem zweiten Album ´Visions And Creatures Of Imagination´ die schönste Vereinigung aus epischem Doom und US Metal kreieren. Besser kann in 2017 kein Epic Doom klingen. Die Götter frohlocken, Hephaestos kichert und die schweren Windverwehungen ziehen triumphierend in Eleganz von dannen.

Diskografie:

2014 The End Is Written
2017 Visions & Creatures Of Imagination

 

 

HORISONT – About Time

(von Ludwig Krammer)

Wer glaubte, dass HORISONT mit ‘Odysee’ ihren künstlerischen Zenit schon erreicht hätten, wurde im Februar aufs angenehmste widerlegt. Noch mehr Hooks, noch mehr Cleverness im Spiel mit den Wurzeln – was Besseres als diese Göteborger gibt’s im Retro-Fach aktuell nicht. Die lachhafte Europa-Tour-Absage von KANSAS lässt sich mit dieser fantastischen Band im Herz- und Hirnkastl locker verkraften. Wer HORISONT einmal live erlebt hat, weiß, wer heutzutage die Maßstäbe setzt.

Diskografie:

2009    Tva Sidor Av Horisonten
2012    Second Assault
2013    Time Warriors
2015    Odyssey
2017    About Time

 

 

SCHAMMASCH – The Maldoror Chants: Hermaphrodite

(von U.Violet)

Nach einem so herausragenden Schwergewicht wie ‘Triangle’ aus dem Vorjahr können es sich die Schweizer Avantgarde-Blackmetaller leisten, etwas abseits ihrer bisherigen Pfade zu wandeln. Die erste Veröffentlichung der neuen, auf den “Chants du Maldoror” von Lautréamont beruhenden Reihe setzt trotz (oder gerade wegen?) ihrer Kürze ein gewaltiges Ausrufezeichen für aufgeschlossene Connaisseure dunkel-schwerer Klänge: mehr Perkussion als Riff, mehr Sprachvortrag als Gesang, mehr Atmosphäre als Song. Die Platte steht für sich und sollte nur im Ganzen gehört werden, am besten in Dauerschleife; und wer sich auf diese spirituelle Reise einlässt, kann leicht in einer Trance landen. Ehrfurchtsvoll-freudige Gänsehaut garantiert!

Diskografie:

2010 Sic Lvceat Lvx
2014 Contradiction
2016 Triangle
2017 The Maldoror Chants: Hermaphrodite (EP)

 

 

PAIN OF SALVATION – In The Passing Light Of Day

(von Lessael Haifmeister)

Das Jahr der schmerzfreien Erlösung ist gekommen. Welcome back to life … und das in gleich zweierlei Hinsicht. Daniel Gildenlöw erlöst seine Anhänger. Nicht alle, denn allein Pizza kann jeden glücklich machen. Aber dennoch verzückt ´In The Passing Light Of Day´ die Allermeisten: Von einer zehn-minütigen Verweildauer am Betonsee über die Dramaturgie der guten Seiten des Seins bis hin zum schönsten Longtrack, den PAIN OF SALVATION je hervorgezaubert haben.

Leidenschaftlich, erregend und hochemotional singt hierzu Daniel Gildenlöw – als Zeichen für seine körperlichen Leiden oder seine Überwindung derselben. Gestrig scheinen sie gewesen, heute längst vergangen. Vorbei ist ebenso die Reise in die Siebziger, vergessen all die jahrelangen Experimente, zurück auf den Thron, zurück an die Spitze. Es ist nicht nur der Schmerz, der euphorisch zuckt, sondern die reine Erlösung.

Diskografie:

1997: Entropia
1998: One Hour by the Concrete Lake
2000: The Perfect Element, Part 1
2002: Remedy Lane
2004: 12:5
2004: BE
2007: Scarsick (The Perfect Element, Part 2)
2010: Road Salt One – Ivory
2011: Road Salt Two – Ebony
2014: Falling Home
2017: In the Passing Light of Day

 

 

ROYAL THUNDER – Wick

(von Jürgen Tschamler)

Mit `Wick` liefert die Atlanta Truppe um die stimmgewaltige Sängerin Mlny Parsonz ein Album ab, das so die wenigsten auf dem Schirm hatten. Vielmehr war ein musikalisch drückendes, rockiges, härteres, deutlich mehr Retro-lastiges, drittes Album erwartet worden. Aber die Band lieferte anders und rückblickend muss attestiert werden, dass sie alles richtig gemacht haben, denn auch Monate nach Veröffentlichung hat das Album nichts, aber auch gar nichts von seinem Reiz verloren.

Im Gegenteil, fantastische Stücke wie `Burning Tree`, `The Sinking Chair` oder `Anchor` belegen die außergewöhnliche Klasse der Truppe, deren Hauptanliegen es wohl ist, gigantische Melodien mit fein austarierten, doomigen Elementen zu paaren, dabei zwischen Genres zu jonglieren, sprich Genregrenzen nicht zu akzeptieren und schlussfolgernd daraus Songs zu präsentieren, die dem Hörer einen neuen musikalischen Kosmos nahebringen. Dass der unverwechselbare Gesang von Madame Parsonz diese ungewöhnlich Mixtur perfekt abrundet, ist eher selbstredend. Ob kraftvolle, metallische Noten oder eher eindringliches Flüstern, die Frau gibt alles und das mit hohem Gänsehautfaktor. Ich zitiere kurz aus meinem Albumreview vom April des Jahres: „Es gibt Momente auf diesem Album, bei denen man fast in Tränen ausbricht, weil sie so unglaublich emotional sind.“ Es ist der Sound der Evolution von ROYAL THUNDER.

Diskografie:

2010 Royal Thunder EP
2012 CVI
2013 CVI: A EP
2015 Crooked Doors
2017 Wick

 

 

SUNLESS SKY – Doppelgänger

(von Michael Haifl)

Die Schlacht schien längst  verloren. Der US Metal lag kraftlos im trockenen Sand, heiße Luft wog staubige Körner umher. Vergnügt tanzte der Euro Metal, leicht bekleidet und unangemessen aufgedonnert, um uns herum. Da erschien ganz in Schwarz gekleidet ein edler Cowboy. Seine kahlrasierte Kopfhaut schimmerte im Sonnenlicht, der Schweiß tropfte ihm von den Wangen. Es war ein langer Weg hierher, in all den vielen Jahren. Nun schrie er auf, unangekündigt in die Sonnenglut. Erst brüllte er ´The Hunt´ von WRETCH ein und kurze Zeit später ´Doppelgänger´ von SUNLESS SKY. Jedes Mal ein Hochgenuss, der die Euro-Tänzer weiter in die Wüste wies. Der Name des Cowboys: Juan Ricardo.

Wer Juan Ricardo noch nicht von seinen aktuellen Bands oder zuletzt von DARK ARENA kennt, dem ist auf jeden Fall das Schicksal der späten Geburt zuteil geworden. Denn wer kennt ihn nicht, den Klassiker namens ´Trials Of Torment´ aus dem Jahre 1993, den Juan mit den legendären RITUAL einholzte. Ein besseres Power Werk, eine bessere Rhythmus Maschinerie als auf eben diesem Werk und eine bessere Sirene werdet ihr nicht finden. Nun sind SUNLESS SKY zwar nicht die ersehnte Nachfolgeband, sondern die heißeste US Metal-Band der Stunde. Mit ihrem Zweitwerk angetreten, um Euch einen wuchtigen Kick zu verpassen. Da helfen keine doppelten Spielchen, kein Doppelgänger hilft Euch aus, wenn Juan Ricardo mit seinem Atem akrobatisch die Hitze zerfräst.

Diskografie:

2014 Firebreather
2017 Doppelgänger

 

 

SEER – Vol. III & IV: Cult Of The Void

(von U.Violet)

Wenn es eine junge Band schafft, ihre Musik von Genregrenzen zu befreien, ohne dabei ihre stilprägenden Einflüsse zu verleugnen, entsteht im besten Fall etwas nachhaltig zukunftsweisend Neues – und genau darauf ist bei SEER aus Vancouver zu hoffen. Die Kanadier verstehen es auf ihrem ersten „echten“ Longplayer, groovigen, düster-schweren Doom/Sludge perfekt mit der folkigen Wärme von atmosphärisch-progressivem Post- und einem kalten Hauch Black Metal zu verbinden. Eines ihrer Alleinstellungsmerkmale ist dabei der herausragende, enorm variantenreiche und vor allem in den klaren Parts grandiose Gesang von Bronson Lee Norton, der auch Feinde rauer Sangeskunst besänftigen wird. Wenn so die Zukunft des Doom aussieht, müssen wir uns keine Sorgen machen.

Diskografie:

2015 Vol. 1 (EP)
2016 Vol. 2 (EP)
2016 Vol. 1 & 2 (Compilation)
2017 Vol. III & IV: Cult of the Void

 

 

ARDUINI/BALICH – Dawn Of Ages

(von Less Leßmeister)

Majestätisch und erhaben läuteten die Herren Victor Arduini und Brian ‘Butch’ Balich dieses Metaljahr ein. Der Mann, der als Teil einer der für mich historisch bedeutendsten Bands vor 32 Jahren mein Spectre within Music so dermaßen erweitert hat, trifft auf die Stimme der immer noch sträflich vernachlässigten ARGUS. Und was für einen musikalischen Urknall das gegeben hat.

US Metal wechselt mit Doom und wird angetrieben von den typischen Gitarrenriffs, die mich in eine Epoche entführen, als man sich noch Zeit für aktives Musikhören nehmen konnte. Und Zeit verlangt dieses Album von Euch. Nicht, weil man es nicht gleich verstehen würde – nein, Zeit, um sich in diese Stimmung fallen zu lassen, zu genießen, sich zu erinnern und dieses außerordentliche Schaffen zu würdigen. Obendrein erhält man mit drei gut gewählten Coverversionen mal wieder richtig ‘Value for Money’. Zuschlagen!

Diskografie:

2017 Dawn Of Ages

 

 

TERRIFIER – Weapons Of Thrash Destruction

(von Jürgen Tschamler)

Neue Akzente im Thrash Metal zu setzen ist kaum noch möglich und dennoch gelingt den Kanadiern mit ihrem zweiten Langeisen eine der fettesten Abrissbirnen der letzten zwölf Monate. Keine Kompromisse, keine Gefangenen, kein was auch immer. TERRIFIER sind wie eine wildgewordene Dogge, die nur eine Richtung kennt: Vor, rücksichtslos vor. Die Riffs haben die Wirkung einer Rasierklinge, die Geschwindigkeit ist mörderisch und dennoch finden sich hier und da, in diesem Inferno aus Stahl, noch leichte Melodieansätze. Die Stakkato-Riff-Attacken erinnern manchmal an die ersten beiden ANNIHILATOR-Scheiben, nur auf einem deutlich härteren Brutalo-Level, woran auch die glasklare, knallige Produktion einen Teil dazu beiträgt. `Weapons Of Thrash Destruction` hebt sich in dem aktuell sehr starken Thrash Metal-Releaseumfeld dennoch weit ab, gerade durch diese kompromisslose Rifferei, die unbarmherzig böse in die Gehörgänge eindringt. TERRIFIER sind zwar keine Meister des abwechslungsreichen Songwritings, aber sie haben ein vorbildliches Händchen für brutale Riffs und böse Songs. Wenn der Tag mal wieder belanglos an einem vorbei gezogen ist, dann ist dies der Soundtrack um die Adrenalinproduktion nochmal anzukurbeln.

Diskografie:

2012 Destroyers of the Faith
2017 Weapons of Thrash Destruction

 

 

TYRANNOSORCERESS – Shattering Light’s Creation

(von U.Violet)

Tyrannosorceress 2 [photo by Kathleen Kennedy]
Einen derartig brachialen, komplexen, dabei aber auch eingängig-verspielten Erstling bekommt der Black/Death-Fan nicht häufig zu hören – was die fünf jungen Texaner hier abliefern, sucht in seiner Reife weltweit seinesgleichen. Aus viel Black, reichlich Death und einigem Doom Metal wird ein himmlisches Höllengebräu zusammengemischt, das es in sich hat: Uptempo meets Düsternis, progressives Riffing gebiert herrlich-hochmelodische Soli, und Blastbeats münden in Melancholie – ein Wechselbad der Stimmungen für verwöhnte Ohren, denen Gitarren immer noch die wichtigsten Instrumente einer schwermetallischen Band sind. TRIBULATION-Freunde können hier genauso bedenkenlos zugreifen wie aufgeschlossene Fans von Bands wie ULTHA oder MGLA.

Diskografie:

2011 Tyrannosorceress (Demo)
2017 Shattering Light’s Creation

 

 

PALLBEARER – Heartless

(von Ludwig Krammer)

Alle reden von Langzeitwirkung und Nachhhaltigkeit, PALLBEARER machen’s einfach. ‘Heartless’ ist der Beweis für die These, dass Doom-Metal viel mehr sein kann, als nur die x-te Variation von BLACK SABBATH, CANDLEMASS und SOLITUDE AETURNUS. Noch eindringlicher als den Gesinnungsgenossen von KHEMMIS gelingt es dem Quartett aus Little Rock/Arkansas auf diesem dritten Album, den Geist der 70er-Prog-Giganten mit AOR-Einflüssen und zeitgenössischer “Post”-Melancholie zu verquicken, was den etwas befremdlichen Hipster-Hype zumindest ansatzweise erklärt. Ich freue mich schon jetzt auf die Herbst-Tour im Vorprogramm von PARADISE LOST. Den Herren Holmes, Mackintosh und Co. sei der dickste Mantel empfohlen, den die Garderobe hergibt.

Diskografie:

2012 Sorrow and Extinction
2014 Foundations of Burden
2017 Heartless

 

 

CARACH ANGREN – Dance And Laugh Amongst The Rotten

(von Less Leßmeister)

Genrecrossovers, die es in den Augen vieler nicht geben dürfte – mein Spezialgebiet. Soundtrack meets Black Metal meets John Sinclair Hörspiel. Wie in unserem gemeinschaftlichen ‘Ein Album – eine äußerst zwiespältige Angelegenheit’ Doppelreview zu erfahren war, wird das kurz vor den kürzer werdenden Tagen erschienene Meisterwerk von CARACH ANGREN die Gemeinde spalten.

Reinen Black-Puristen zu verspielt, Soundtrackliebhabern zu hart, doch Melodienerds wie ich, welche alle Spielzeuge im Musikzimmer sammeln, könnten hier das Album entdecken, dass sie schon immer haben wollten. Ich rede hier über DAS Referenzwerk in der Kategorie ‘Cineastic Horror Black Metal’, welches mit seinem hymnischen Bombast als auch seiner Intensität in meinen Kopf eingeschlagen ist wie eine volle Breitseite von Käptn’ Jack Sparrows Geisterschiff und von dem ich solange schwärmen werde bis es verboten wird. Dann höre ich es geheim weiter. Basta.

Diskografie:

2008 Lammendam
2010 Death Came Through a Phantom Ship
2012 Where the Corpses Sink Forever
2015 This Is No Fairytale
2017 Dance and Laugh Amongst the Rotten

 

 

WALPYRGUS – Walpyrgus Nights

(von Ludwig Krammer)

Trueness? Musikalischer Anspruch? Und dazu noch ausgelassene Lebensfreude? Diese drei Wünsche erfüllen die Amis WALPYRGUS auf ihrem fantastischen Debütalbum. Wie das Konglomerat aus TWISTED TOWER DIRE, WHILE HEAVEN WEPT und DAYLIGHT DIES die Essenz von IRON MAIDEN und RUSH mit Punk a la MISFITS mischt, muss man gehört haben, um weiterhin mitreden zu können. Ich habe das Teil bei diversen Grillabenden und Billard-Sessions höchst erfolgreich getestet. Fehlt nur noch ein Auftritt beim Keep It True, Metal Assault oder Headbangers Open Air, dann garantiere ich für GAR nichts mehr!

Diskografie:

2017 Walpyrgus Nights

 

 

ROGER WATERS – Is This The Life We Really Want?

(von Michael Haifl)

„Is This The Life We Really Want?“, fragt Roger Waters, während um uns herum Menschen schreien, kreischen, andere weinen und flehen. Plakativ hält er seine Meinung zu Krieg, Terror, ideellem und religiösem Fanatismus vor unser aller Augen und Ohr.

Wer als Brite in den Vereinigten Staaten von Amerika lebt, den Tod des Vaters im Zweiten Weltkrieg und den des Großvaters im Ersten Weltkrieg zu beklagen hat und mit einem Präsidenten leben muss, der eine Mauer um sein Land ziehen will, obwohl das bereits früher den Kommunisten, deren Ideologie vor einem halben Jahrhundert noch Anklang fand, nicht gut bekommen ist, der kann nicht anders als wie ein Friedenskämpfer in die öffentliche Arena ziehen.

Plakate mit Anti-Amerikanismus-Slogans finden dabei zurecht Anklang. Gibt er doch jetzt Live aus dem ’77er ‘Animal’-Werk die ‘Pigs (Three Different Ones)’-Zeile “Hey, you, White House, ha ha, charade you are” zum besten, lässt Trumps Pleite-Casinos zu ‘Money’ auf den Screens strahlen und bringt on Stage den Präsident mit dem KKK in Verbindung und mit Maschinengewehren sowie Nazi-Gruß in Verruf. Plakate mit dem ihm früher vorgeworfenen Antisemitismus reißt er allen aus der Hand: “If I had been God, I would have sired many sons and I would not have suffered the Romans to kill even one of them.”

Roger Waters ist mehr als jemals zuvor zum Polit-Rocker geworden. Bob Dylan oder Henry Rollins haben sich verkrochen, über Punker dürfen wir lachen. Zwar alle ganz in Schwarz gekleidet, ist Roger Waters der letzte Man in Black, sein Album nicht nur das wichtigste des Jahres.

Diskografie:

1984 The Pros and Cons of Hitch Hiking
1987 Radio K.A.O.S.
1992 Amused to Death
2017 Is This the Life We Really Want?

 

Qualvoll war die obige Auswahl, denn natürlich fielen weit mehr interessante Alben auf den Plattenspieler, die wir hier nicht unerwähnt lassen wollen:

CLOVEN HOOF – Who Mourns For The Morning Star?
DEEP PURPLE – inFinite
DESERT MOUNTAIN TRIBE – If You Don’t Know Can You Don’t Know Köln
DESERTED FEAR – Dead Shores Rising
DOOL – Here Now, There Then
ELDER – Reflections Of A Floating World
FUTURE THIEVES – Live At Blue Rock
KXM – Scatterbrain
LORD VIGO – Blackborne Souls
LUNAR SHADOW – Far From Light
RA´S DAWN – From The Vile Catacombs
THE RUINS OF BEVERAST – Exuvia
SLÆGT – Domus Mysterium
SOUP – Remedies
THE SWILL – Master Of Delusion
SYNAPTIK – Justify & Reason
VENENUM – Trance Of Death

Jetzt warten wir gespannt, einige von uns sogar täglich, gar minütlich, was das zweite Halbjahr für Schönheiten bereit halten wird. Einige Scheiben sind bereits im Anflug. Bis zu unserer Gesamtrückschau 2017 dürfte also noch einiges durch die Boxen schallen. Open your ears – and bang.


Pics: Bands

 

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