GENTLE KNIFE – Clock Unwound
2017 (Bajkal Records/Just For Kicks Records) – Stil: Progressive Rock / Jazz
Nach dem gleichnamigen GENTLE KNIFE-Debüt vor zwei Jahren (siehe hier) folgt diesem aktuell GENTLE KNIFE ´II´. Die Titelverfeinerung ´Clock Unwound´ zeigt sich dabei auch im Gesamtkontext, da die auf elf Köpfe angewachsene Formation in den vergangenen Jahren hörbar an Sound und Songs gearbeitet hat, so dass gegenüber ihrem Erstlingswerk unumwunden eine Steigerung attestiert werden kann.
Erneut ziehen die Norweger den Zuhörer in ihren Bann, in ihre eigene, reichlich ausgestattete Welt, bestehend aus drei Gitarren und allerhand Keyboards, Synthesizern, Mellotron-Klängen, Trompeten sowie Tenor- und Baritonsaxophon. Dieser Instrumentalhoheit können sich glücklicherweise die beiden Stimmen, Håkon Kavli und Veronika Hørven Jensen, regelkonform widersetzen. Veronika Hørven Jensen, erst seit kurzem an der Seite von Håkon Kavli singend, wertet die Gesangseinlagen unbedingt auf.
Obwohl sich alle Songs, auch von ihrer Länge gesehen, gerne ausschweifend zeigen, ist allein der traurige Opener ´Prelude:Incipit´ mit Klavier und Trompete gänzlich instrumental gehalten. Die vorhandenen KING CRIMSON-Einflüsse werden dagegen heutzutage weit anschmiegsamer vorgetragen. In der hypnotischen Aura des fast fünfzehnminütigen Titelsongs flirren ELP-Keyboards durch die nordischen Lüfte, während der Gesang seine jazzige Dissonanz darlegt. Schließlich landet die Band heimatverbunden in gewohnt skandinavischer Tristesse und Elegie á la LANDBERK, findet allerdings aus dieser aufbrausend heraus.
Als weiterer Höhepunkt kann das reich an Flöteneinsätzen bestückte ´Fade Away´ angesehen werden, das neben einem träumerischen Sonntagsnachmittagsspaziergang ebenso hektisches Davonrennen vermittelt. Das groovend in Richtung Süden tanzende ´Smother´ wird solange allein von den Trompeten im Schritt festgehalten, bis der letzte Kvikk Lunsj-Keks gegessen und die Stimme bloß sonor im finalen ´Resignation´ sprechen kann.
(8 Punkte)