METAL CHURCH, COMANIAC
München, Backstage Halle / Stuttgart, Club CANN
13. Juni 2017, München, Backstage Halle
Wir schreiben den 13. Juni 2017. Ganz München ist im GUNS N´ ROSES-Rausch, feiert die Sleaze-Millionarios im Olympiastadion.
Ganz München? Nein, ein paar Kilometer entfernt im Backstage an der Friedenheimer Brücke haben sich 150 Unbeugsame zur stählernen “Gegenveranstaltung” eingefunden. METAL CHURCH zelebrieren ihre Messe. ‘A Date With Poverty’ statt ‘Paradise City’.
Es ist wie schon beim Deutschland-Abstecher vor einem Jahr ein großes Vergnügen, Riffmaster Kurdt Vanderhoof und Hüpfmaster Mike Howe bei der schweißtreibenden Arbeit zu verfolgen. Die Band ist perfekt eingespielt, Neu-Drummer Stet Howland (Ex-WASP) drischt in Cozy Powell-Manier auf seine Kessel und lässt schon nach dem fulminanten Einstieg mit ´Fake Healer´ keine Sehnsucht mehr nach dem ausgestiegenen Jeff Plate aufkommen.
Der ordentlich abgemischte Sound und Mikes wirklich überragender Gesang tragen ihr Übriges dazu bei, dass die Fans zu Klassikern wie ´Start The Fire´, ´Watch The Children Pray´ und ´Beyond The Black’ abgehen wie zu den Hochzeiten des US-Stahls. Bei aller Professionalität lässt sich trotzdem schwer leugnen, dass die Songs des jüngsten Albums ´XI´ nicht ansatzweise die Klasse des Achtziger- und Neunziger-Stoffs erreichen, ´No Tomorrow‘ mal (halbwegs) ausgenommen. Und warum METAL CHURCH auf dieser Tour exakt dieselbe Setlist wie 2016 spielen, darf ebenfalls zur Debatte gestellt werden. Nach der Doppel-Zugabe ´Badlands´/´The Human Factor´ ist Feierabend. Kein ´Gods Of Wrath´, kein ´Metal Church´. Da fehlt einfach was.
Denkt man sich auch bei der Vorband COMANIAC. Die Thrasher aus dem schweizerischen Aargau beherrschen ihr Handwerk zweifellos exzellent, auch das wilde Stageacting ist ein Pluspunkt. Trotzdem fällt es schwer, eigene Wesensmerkmale im Bay-Area-lastigen Sound zu erkennen. Appetite for Destruction macht das Ganze allemal.
Setlist Metal Church
Fake Healer
In Mourning
Needle and Suture
Start the Fire
Reset
Gods of Second Chance
Date with Poverty
No Tomorrow
Watch the Children Pray
No Friend of Mine
Killing Your Time
Beyond the Black
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Badlands
The Human Factor
Ludwig Krammer
14. Juni 2017, Stuttgart, Club CANN
Auch in Stuttgart haben METAL CHURCH Konkurrenz. DEEP PURPLE spielen ein paar Kilometer weiter auf; und dennoch finden sich über 250 Leute im Club CANN ein, um mit Mike Howe und Co. eine Metalmesse zu feiern. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner weiß, die Herren machen es sich leicht und spielen das gleiche Set wie ein Jahr zuvor. Sogar ein Teil des Merchs ist vom letzten Jahr. Nun ja ….
Als Opener fungieren auf dieser Tour die Schweizer COMANIAC, die gerade kürzlich mit `Instruction For Destruction` ihr zweites Album veröffentlicht haben.
Die „Buben“, was nicht negativ behaftet sein soll, haben schon vor 20 Uhr angefangen und nicht wie angekündigt um 20 Uhr. Der Bay Area-beeinflusste Thrash Metal wird spielsicher, bangend und knallig runtergezockt. Die Matten kreisen, der Spirit der Bay Area ist förmlich zu riechen.
Deutlich hört man jedoch die musikalischen Unterschiede der Songs vom Debüt sowie die des erwähnten Nachfolgers. Während die Stücke des Debüts doch sehr stark die Nackenmuskulatur beanspruchen, groovt es beim neuen Material etwas mehr, obwohl man auch hier auf die aggressiveren Songs zurückgegriffen hat. Blickfang Sänger/Gitarrist Jonas Schmid wirkt wie der Zeitmaschine entsprungen, der erwähnte Bay Area-Spirit klebt ihm deutlich auf der nassen Stirn.
Highlight des Auftritts ist das rasende `Cut Throat` zum Set-Ende sowie `1,2,Rage`, beide vom feinen Debüt `Return To The Wasteland`. Sie kommen sympathisch rüber, die Jungs, liefern schnörkellos und bekommen deshalb mächtig viel Unterstützung vom Publikum, das die Thrash Metal-Granaten zu schätzen weiß.
In dem Laden steht inzwischen die Luft, die Hitze wird noch schlimmer als der Chefprediger der Metalkirche wie ein Aufziehmännchen über die Bühne hüpft und mit `Fake Healer` den Auftritt eröffnet. Aus den Kehlen der Anwesenden schallt der Refrain lautstark zurück zur Bühne. Mike Howe grinst! Sieg mit dem ersten Song.
Der Sound ist gut, Drummer Neuzugang Stet Howland gibt Gas, ganz im Gegenteil zu den Kommentaren auf Facebook, die ihm nachsagen, er würde durch sein lahmes Spiel dem Material das Tempo entziehen. Das kann man hier nicht bestätigen. Hier geht es gut zur Sache. Und dennoch wirken bis auf Howe die Axtschwinger etwas statisch und wenig gelöst. Keine Frage, Vanderhoofs Riffs schneiden die Luft entzwei, und dennoch bleibt ein „Gschmäckle“ wie man so schön sagt…
Die Band wird mit jedem Song lautstark gefeiert. Gesungen wird eh bei jedem Song. Howe bedankt sich immer wieder höflich und kommuniziert kurz. Neben den Klassikern wie `Watch The Children Pray`, `Start The Fire` oder `Beyond The Black` kommt natürlich auch neues Material zum Zug. Klarer Sieger ist hierbei `Killing Your Time`, mit seinem geilen Eröffnungsriff.
Dass man vom legendären Debüt auch nur wieder `Beyond The Black` spielt, ist zwar super, ändert nichts an der Tatsache, dass viele doch mehr Songs von diesem Album erwartet hatten. Es treibt einem schon die Tränen in die Augen, dass man eines der wichtigsten Metal Alben der Achtziger Jahre so abstraft und nur einen Track davon spielt.
Dennoch gehen die Fans glücklich und massiv verschwitzt nach dem letzten Song artig und schnell aus der Location … und warten beim Merch-Stand auf die Band, die angekündigt hat, sich dort für Autogramme und Fotos sehen zu lassen.
Für METAL CHURCH war dieser Abend ein einziger Siegeszug, verdienterweise, obwohl es doch schon unverschämt ist, die gleiche Setlist wie bei der letzten Tour zu spielen.
Setlist COMANIAC
Coal
Secret Seed
Instruction For Destruction
1,2,Rage
Solitude
Self Control
Cut Throat
Jürgen Tschamler