BLUE CHEER – Live At Rockpalast – Bonn 2008
~ 2017 (MIG Music) – Stil: Blues / Hard Rock ~
Unzählige Bands berufen sich auf BLUE CHEER, wenn sie nach ihren wichtigsten Einflüssen befragt werden. Ganz gleich, ob die Antworten aus den Bereichen des Punk, Hardrock, Heavy Metal, Doom, Stoner oder Grunge kommen, immer wieder findet der Name von Dickie Petersons Combo Erwähnung.
Der leider 2009 an Prostatakrebs verstorbene Musiker hatte zwar allein 1968 mit der Cover-Version des Eddie Cochran-Hits aus dem Jahr 1958, dem unkaputtbaren ´Summertime Blues´ seinen größten Erfolg mit der Band, dennoch wird der Blues- und Psychedelic-infizierte, harte Rock auf ewig, ebenso wie das legendäre 1968-er Debüt ´Vincebus Eruptum´ im Gedächtnis bleiben.
Auch in den letzten Jahren ihres Wirkens lebte die Band, die ursprünglich sogar kurzfristig aus sechs Mitgliedern bestand, als Power-Trio fort. Aber selbst Peterson wurde älter und die Zeit flog dahin, so dass niemand mehr im neuen Jahrtausend ´Vincebus Eruptum´-artige Feedbackorgien en masse erwartete. Die Zeiten, als einst ein “Hells Angels”-Mitglied Manager von BLUE CHEER war und sie Jim Morrison als mächtigste Band, die er je gesehen habe, bezeichnete, waren längst Vergangenheit.
Konnte ihr Ruf als Band mit dem höchsten Lautstärkepegel allein mit MOTÖRHEAD verglichen werden, fiel die Combo seit Mitte der ´70er viel zu oft in ein Koma. In den 80ern wurden sie schnell zur Patenschaft des Heavy Metal gezwungen, da sie in 1984 maßgeschneidert ´The Beast Is Back´ auf den Schallplattentresen wuchteten, und dementsprechend in den 90s des Grunge, als sie sogar mit NIRVANA-Produzent Jack Endino das Werk ´Highlights And Lowlives´ einspielten. Jahre später sollte das zehnte Album ´What Doesn’t Kill You…´ 2007 zum finalen Werk gereichen. Die Trio-Besetzung mit Richard “Dickie” Peterson (Bass, Gesang), Andrew “Duck” MacDonald (Gitarre) und Urdrummer Paul Whaley riss förmlich jeden von den Sitzen.
Der am 11. April 2008 in der Bonner Harmonie aufgezeichnete Auftritt im Rahmen der “Rockpalast”-Reihe legt hiervon ein letztes Zeugnis ab. Neben der vom Debüt erhofften Version des ´Summertime Blues´, dem Mose Allison-Cover ´Parchment Farm´ und Booker T. Jones’ ´The Hunter´ vom Zweitwerk, werfen die drei zugleich das zu diesem Zeitpunkt frische Material (´I’m Gonna Get To You´, ´Rollin’ Dem Bones´) dem gierenden Mob vor die Ohrmuscheln. Die beiden 68er, der Kiffersong ´Doctor Please´ und ´Out Of Focus´, bleiben anschließend ebenso im Gedächtnis, wie auch das Ende des Konzerts, als alle Anwesenden noch einmal nach vorne drängeln und nach einem Handshake mit dem Trio flehen. Ein letzter Händedruck, denn am 12. Oktober 2009 starb Dickie Peterson an seinem deutschen Wohnort Erkelenz.
´Live At Rockpalast – Bonn 2008´ setzt BLUE CHEER und Dickie Peterson ein weiteres Denkmal. Nachzuerleben auf der 88-minütigen DVD sowie den beigefügten Silberlingen, alles im fetten Digipak.
Lord, there ain’t no cure for the summertime blues!
Pics: Reinhard Näkel