AYREON – The Source
2017 (Mascot Label Group) – Stil: Rock Oper
´The Source´ ist die neueste Rockoper von Arjen Anthony Lucassens AYREON, deren Handlung sich in sechs Milliarden Jahren von unserer Gegenwart entfernt, also in einer sehr weit entfernten Zukunft abspielt und als Vorläufer des legendären 2008er Science-Fiction-Werkes ´01011001´ angesehen werden darf. Gleichwohl ist die Thematik des Plots sehr viel näher als es jedem einzelnen Menschen recht sein mag.
Politische und ökologische Probleme haben den Planeten Alpha an den Rand des Abgrunds getrieben. Trotz Warnungen von der Opposition, gibt der Präsident des Planeten alle Macht dem Computersystem ´The Frame´, um eine Lösung für alle Probleme herbeizuführen. Doch letztlich übernimmt die künstliche Intelligenz die Herrschaft und es gibt für die gesamte Menschheit keinen Weg mehr zurück, da die künstliche Intelligenz diese bald auslöschen dürfte. Und so wird diese äußerst realitätsnahe Geschichte in vier Chaptern über zwei Silberlinge hinweg vorgetragen. Mit tief sitzenden und fetten Grooves und einer ausgezeichneten Produktion. Überwiegend eröffnet James LaBrie (Dream Theater) als ´The Historian´ die AYREON-typischen Songerzählungen. Gleich im ersten Lied darf sich dabei das gesamte Gesangsensemble präsentieren, mit u. a. Tommy Karevik (Seventh Wonder, Kamelot) und Russell Allen (Symphony X), Hansi Kürsch (Blind Guardian) und Tobias Sammet (Edguy, Avantasia). Der einzige loyale ´Android TH-1´ Mike Mills (Toehider) sinniert derweil: “01110100 01110010 01110101 01110011 01110100 01010100 01001000 00110001“.
Während die Elite aus Politik und Wissenschaft nach einem Ausweg sucht, setzen die Geigen ein und der ´Prophet´ Nils K. Rue (Pagan’s Mind) erhofft sich für die Menschheit eine bessere Zukunft. Indessen lassen die aktuellen Geschehnisse auf Alpha nur einen Schluss zu: “You’re all gonna die, everybody dies – dies – dies!” Daher werden die Alphaner, wie einst die Tiere in der Arche Noah selektiert, um noch vor der eintretenden Apokalypse auf dem fernen Planeten Sirrah einen neuen Anfang zu wagen. Dort gäbe es Wasser und weitere wichtige Elemente, singen Simone Simons (Epica), Floor Jansen (Nightwish), Michael Eriksen (Circus Maximus), Zaher Zorgati (Myrath) und Tommy Giles Rogers (Between The Buried And Me), aber würden sie mit einem Raumschiff fliehen können?
Natürlich findet die Geschichte schließlich ein gutes Ende, mit positiven Vorsätzen: “This time we plan ahead and form our strategy, no computers, no machines“. Da wird der Blick, den die Protagonisten folkloristisch zurückwerfen, leicht wehmütig, haben sie doch nicht nur ihre Familien und Freunde, sondern die gesamte Menschheit zurückgelassen. Immerhin findet sich am Ende, in den letzten Sekunden ein aufwühlender Cliffhanger: “I am the ´Frame´, I advance up from the deep, a new chance, the March of the Machines“.
Mit seinem neuesten Werk ´The Source´ ist Arjen Lucassen ein Unterhaltungskino in allerbester Blockbuster-Manier gelungen. Zudem schafft er es hier erstmals, ein fließendes Theaterstück in musikalischer Darbietung zu kredenzen, ohne dass die Art und Weise dem Hörer direkt ins Gesicht springt. Alle Songs, mit instrumentalen Gaststars wie Paul Gilbert (Mr. Big), Guthrie Govan (The Aristocrats, Steven Wilson), Marcel Coenen (Sun Caged) und Mark Kelly (Marillion), sind zwar ebenso ohne die Story zu genießen, aber zugleich wie geschaffen für allerbeste Aufführungen jedweder Art. ´The Source´ ist eine Rockoper par excellence.
Sie bietet obendrein Musik für die Generationen, die sich längst ihre Songs allzu gerne im Opernhaus vorführen lassen, ohne unbedingt Klassikadaptionen goutieren zu müssen. Mit diesem Rock-Album, das seine metallische Härte keinesfalls versteckt und keinerlei allzu progressive Fährten einschlägt, ist dies unbedingt möglich. Und dies keineswegs vollkommen zufällig. Denn Arjen Lucassen antwortete auf die Veranschaulichung des Rezensenten, dass sich der Hörer bei ´The Source´ geradezu wie in einem großen Opera House vorkommt, wenn er die Augen schließt oder die Lyrics mitliest und der Musik lauschen kann, dies wäre genau seine Intention gewesen, exactly.
(Big 8 Points)
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