SPECIAL OPS GROUP (SOG) – God Complex
~ 2017 (Violent Creek / Soulfood Music) – Stil: Thrash ~
Ohne jeglichen Anstand, jegliche Konventionen oder Verpflichtungen kickt die SPECIAL OPS GROUP ass.
Rau und roh, rauer und roher – das sind die Regeln an die sich SOG halten. Keine tiefer gestimmten Instrumente, keine Samples und Keyboards, nur der elektronisch aus den Boxen hallende Wahn des Quartetts. Angeführt von Doyle Bright, der bereits bei HALLOWS EVE und RIGOR MORTIS im zügellosen Geschehen wütete, konnte er mit dem ehemaligen HALLOWS EVE-Drummer Dane Jensen, Gitarrist Alan Srange und Bassist Kenny Woffort eine schlagkräftige Truppe um sich versammeln, die nach dem 2015er Debüt aktuell ihr zweites Langeisen hinterherschiebt.
Unter hohen Temperaturen heiß geschmiedet, schüren SOG ohne Unterlass das Feuer. Während die Gitarren in Dauerschleife wie eine Horde Hornissen einheizen, bricht der Orkan über den Hörer ein. Zur Rettung vor den summenden Geschöpfen hilft nur der Sprung in eine alte Kiste auf vier Rädern. Am sinnvollsten in einen alten Straßenkreuzer mit noch vorhandenem Tapedeck, denn der Sound von SOG hört sich an, als käme er aus einem heutzutage nicht mehr anzutreffenden Kassettendeck im Auto, obendrein mit schleifendem Tape. Bisweilen ist dann sogar der Fahrer überrascht, wenn jemand beim Anhören unterdessen die Loudness-Taste drückt, wenn sich der Sound plötzlich aufplustert. Egal ob Gesang oder Instrumente, vielfach schallen diese wie aus einer Pappschachtel heraus. Vielleicht handelt es sich sogar um eine Bootleg-Aufnahme, die direkt im Automobil aufgenommen wurde. Wobei die Lieder an sich gar nicht so schlimm wie der Sound geworden sind und bekanntlich kommt es auf die schließlich an. Unerwartete Variationen halten die für gewöhnlich stoisch fortschreitende Haudrauf-Taktik beständig spannend. Manch einer mag dies nervig, unnötig und ´God Complex´ in Verbindung mit dem Sound als völligen Schrott bezeichnen, gleichwohl wohnt der Musik so etwas primitives und unanständiges inne, das wie so oft eine animalisch reizvolle und anziehende Wirkung ausstrahlt. Doch der Kassetten-Sound, nach tausend Tapetrading-Kopien gleich, führt zu gehörigen Abzügen.
Verabreden sich späte HALLOWS EVE mit RIGOR MORTIS und VENOM im faradaysche Käfig analog zu einem Whisky, erscheinen KILLING JOKE uneingeladen, wird es ungemütlich anstrengend, aber aufregend. Thrash happened.
(6 Punkte)