SWORDS AND TEQUILA – RIOT´s Classic First Decade
Power Chord Press
Der Kanadier Martin Popoff gehört zu den renommiertesten Metal-Journalisten. Seine Veröffentlichungsliste ist enorm, gefühlt haut er alle zwei Monate ein neues Buch heraus.
Ist dieses Postfaktische daher eventuell schuld, dass ich von seinem Werk zu RIOT nicht wirklich überzeugt bin? Mit einem gewissen Abstand muss ich dem Buch nämlich wenig Nachhaltigkeit attestieren, leider. Denn einerseits mag ich seinen Schreibstil, zum anderen gehören RIOT zu meinen All-Time-Faves. Also eigentlich eine geradezu exzellente Ausgangssituation, die auf ein tolles Buch schließen lassen könnte. Doch da sind wir wieder beim Problem. Eventuell war meine Erwartungshaltung zu groß, mein Wissen in der Materie ebenfalls oder Popoff ist das Thema nicht richtig angegangen. Schwer zu sagen, wo es hängt.
Mir fällt jedenfalls schnell auf, dass bei all den vielen Interviews, die Martin Popoff führte und diese dann in einen fließenden Text verwandelt hat, einiges doppelt vorgetragen wird. Anderseits ensteht manchmal schnell das Gefühl, es wird geredet und geredet, sprich belangloses Zeugs erzählt, obendrein noch von dem ursprünglichen Thema abgewichen, bis dann endlich nach einer gefühlten Ewigkeit echte Fakten erscheinen.
Dass Steve Loeb, der umstrittene Manager der Band, oft zu Wort kommt, ist positiv zu werten, allerdings bleibt von seinen Aussagen wenig hängen bzw. es wird das Meiste nur bestätigt was bereits bekannt ist. Über die Episode als JAG PANZER-Sänger Harry ‘The Tyrant’ mit der Band spielte, finden sich gerade mal eine Handvoll Sätze in dem Buch. Dass es einen Bootleg dazu gibt, überhaupt nicht. Fakten, die in dieses Buch gehören, auch wenn der Schwerpunkt in den Achtzigern liegt. Wenn man das Thema schon anspricht und Beteiligte vor dem Mikro hat, hätte man hier etwas mehr Aufklärungsarbeit betreiben können. Mich hätten z. B. Infos zu den ersten USA-Tourneen der Band massiv interessiert. Andererseits geht Popoff bei manchen Alben intensiv auf jeden Song ein, was bei `Born In America` in einem zweiseitigen Albumreview mündet.
Hingewiesen werden muss aber auch auf den Umstand, dass es sich NICHT – wie der Buchtitel schon preisgibt – um ein komplett karriereumspannendes Buch der Band handelt. Denn es geht auf die Bandsituation bis ca. Mitte der Achtziger etwas genauer ein und handelt dann recht zügig die anderen Jahre ab.
Durch dieses Buch wird aber wenigstens klar, woran es letztlich scheiterte, dass RIOT trotz ihrer Klassiker-Alben nicht erfolgreicher waren: Ein Management mit komplett falschen Vorstellungen, eine Band, die wenig konstant war und oft die Gegebenheiten völlig falsch einschätzte.
´Swords And Tequila` geht zwar letztlich in Ordnung, ist aber nicht überragend, da Martin Popoff schon bessere Bücher veröffentlicht hat. Zu viele Fragen bleiben offen und in manchen Situationen wünscht sich der Leser geradezu mehr Tiefe. Dennoch kann das Buch RIOT-Fans ans Herz gelegt werden, zumal sich über die Band ansonsten nichts in Buchform findet.