KREATOR – Gods Of Violence
~ 2017 (Nuclear Blast) – Stil: Thrash Metal ~
Einen pompösen Zuckerguss legen dieses Mal die Italiener FLESHGOD APOCALYPSE im Intro ´Apocalypticon´ direkt auf die Tonfolgen – und lassen zudem noch in einigen Songs angesichts sinfonischer Einsprengsel die Angst aufkommen, KREATOR könnten ebenfalls wie RAGE und Konsorten irgendwann ein Orchester-Werk aufnehmen.
Momentan knüppeln KREATOR jedoch alle Gedanken daran zu Boden und böllern ihre Songs wie im Auftakt ´World War Now´ in gewohnter Manier herunter. Sogar hochmelodisch und im Hochgeschwindigkeitsrausch darf die Vorgabe in ´Totalitarian Terror´ lauten. ´Army Of Storms´ hat hingegen den Wechsel zwischen Hymnenhaftigkeit und Riffgewittern voll im Griff, während ´Lion With Eagle Wings´ mit seiner Melodie an der Grenze zur Banalität schippert und sich in ´Hail To The Hordes´ etwas nordisches Schunkeln verirrt hat.
Eine Widmung für die gefallenen Brüder (“Wir vergessen nicht, was war”), dennoch nicht unbedingt für Lemmy, stellt der Song ´Fallen Brother´ dar und wartet mit einem Gegenbesuch von DAGOBERT auf. Nachdem Mille auf dessen letzten Album einige Gitarren eingespielt hatte, erwidert der Schweizer den Gastauftritt unter dem Instrumental-Bombardement mit dem Vortrag eines dunklen Gedichts. Daneben unterstützte er Mille beim Songkracher ´Satan Is Real´, der trotz Schlichtheit brilliert und ebenso wie ´Side By Side´ heutzutage RAGE oder den seligen RISK gut zu Gesicht stehen würde.
Doch selbst wenn die Musik hinterher längst verklungen, der leicht epische Ausklang mit ´Death Becomes My Light´ verhallt ist, schallt der Schlachtruf “We shall kill!” des prächtigen Titelsongs weiter aus allen Kehlen. WE SHALL KILL!
(8 fette Punkte)
Michael Haifl
Die alten Kollegen von SODOM haben mit ‘Decision Day’ unlängst ihr bestes Album seit 25 Jahren abgeliefert, Ende Januar werden Mille, Ventor & Co. noch gehörig einen draufsetzen. ‘Gods Of Violence’ ist nicht nur das stärkste KREATOR-Album seit der Oldschool-Rückbesinnung namens ‘Violent Revolution’ (2001) geworden, sondern – kein Scheiß – die insgesamt überzeugendste Arbeit seit dem 1990er-Kracher ‘Coma Of Souls’.
Man merkt, dass es Bandkopf Petrozza fünf Jahre nach dem weitgehend hochklassigen ‘Phantom Antichrist’ dieses Mal noch mehr auf einprägsame Songstrukturen und vor allem Hooklines ankam. Fest jedes Stück auf ‘Gods Of Violence’ brennt sich umgehend ins Trommelfell, die oft an IRON MAIDEN erinnernden Melodien und überragenden Gitarrenleads könnten das Album auch für Nicht-nur-Thrasher interessant machen. Wer bei ‘From Flood Into Fire’ vom Vorgänger steil ging, läuft Gefahr sich bei den hymnisch veranlagten ‘Totalitarian Terror’, ‘Army Of Storms’, ‘Hail To The Hordes’ oder ‘Lion With Eagle Wings’ die gereckte Faust zu verkühlen. Eine noch bessere Wertung verhindern lediglich der etwas zu platt geratene Refrain der zweiten Single ‘Satan Is Real’ und das bei allem Bemühen doch recht austauschbare ‘Side By Side’.
Trotzdem wird sich an diesem Album 2017 alles messen lassen müssen, was unter der Bezeichnung “Thrash” läuft. Und endlich kann man sich wieder vorbehaltlos auf neue Songs in der Live-Setlist freuen. Gibt’s ein größeres Kompliment für Szene-Urgesteine?
(9 fette Punkte)
Ludwig Krammer