PAIN OF SALVATION – In The Passing Light Of Day
~ 2017 (InsideOut Music) – Stil: Progmetal ~
Es kann so einfach sein, langjährige Liebhaber und gleichzeitige Leidensgenossen einer Combo glücklich zu machen. Mastermind Daniel Gildenlöw beglückt sie alle mit dem neuesten Werk von PAIN OF SALVATION. Denn nach Jahren der Irrungen findet Gildenlöw mit seiner aktuellen Bandbesetzung auf ´In The Passing Light Of Day´ nicht nur zur Hochform zurück, sondern lässt den wiederentdeckten Progmetal in voller Kraft im Jahre 2017 strahlen. Und dieser dürfte nicht nur dieses eine Jahr über leuchten.
Da Gildenlöw nach einer gewöhnlichen Infektion in 2014 letztlich gerade nochmal dem Tode von der Klinge gesprungen ist, verblüfft die grundsätzliche Düsternis im Songmaterial nicht unbedingt. Dennoch schiebt diese Erfahrung keinesfalls jegliche Hoffnung zur Seite, bleibt nicht nur eine Prise dieser beim Blick auf Morgen und Übermorgen allzeit zurück. Die energievollen, dunklen Rhythmen werden somit durchgehend sowie umgehend von schimmernd hellen Lichtstrahlen durchbrochen und decken die Brillanz in aller Glückseligkeit auf.
Gleich im einleitenden sowie überlangen Epos (´On A Tuesday´) treten alle bekannten Merkmale von PAIN OF SALVATION bereits in ihrer Pracht zutage. Jeder MASTODON wird von dieser Rhythmus-Power hinweggefegt und Daniel Gildenlöw bestätigt sogleich seine Stellung als gefühlvollster Sänger im Genre. Er durchleidet diesmal förmlich seine Texte, so wie es nur die allergrößten Singer/Songwriter dieses Planeten vermögen. Ein Mann in seinen besten Jahren, der bereits 2.119-mal in seinem Leben einen Dienstag erlebt hat. Selbst wenn dieser unter der Dusche schreit und im Bett lächelt (´Tongue Of God´) oder seine Gedanken immer trüber werden, wenn die längste Nacht aller Nächte beginnt (´Angels Of Broken Things´), bleiben Ton und Aura erhalten. Aber es geht noch viel besser. Vielmehr überirdisch. So durchlebt er am Rande der Hysterie den Weltschmerz (´Meaningless´) und zeigt sich nicht nur als brillantester Songwriter, sondern als Mann mit Herz und Soul in der Stimme (´Silent Gold´). Lieder zum Dahinschmelzen. Gerade letztgenannter Song wird in allen Vierteln mit den schwärzesten Seelen gehört werden.
Die coolsten Breakdown-Rhythmen präsentiert mittig im Album platziert und in Überlange ein von der Melodie her klassischer Bandsong (´Full Throttle Tribe´) sowie anschließend ein anderer weit zackiger im Beat und Chorgesang (´Reasons´). Da Daniel Gildenlöw nahezu jedes Lied mit neuem Enthusiasmus und einer anderen Stimmfarbe angeht, ertönt sogar ein Hit für die Alternative-Charts (´The Taming Of A Beast´), der sich wie in einem Strudel manisch in die Höhe schraubt. Mit gebrochener Stimme und Akkordeon im Hintergrund ist das Ende langsam in Sicht (´If This Is The End´), obgleich die Power urplötzlich herauskracht und erwähnenswerter Weise hier niemals unstimmige Experimente wie zu Zeiten von ´BE´ oder `Scarsick´ erklingen. Erneut episch wird es mit dem längsten, fünfzehnminütigen und bislang besten Song des Jahres 2017, dem Titelsong ´The Passing Light Of Day´. Geradezu zärtlich werden die geliebten Bandmelodienfolgen gesungen, ein Labsal für den Kenner. Alsbald dürfen jedoch die Lampen kurzerhand geschwenkt werden, wenn sich die Lautstärke langsam empor schwingt, eine Slide-Gitarre zwischendurch erklingt und sich dann die Blüten öffnen. Ein mehrmaliger Ohrgasmus garantiert.
PAIN OF SALVATION sind nunmehr die Könige des Progmetal. An ´In The Passing Light Of Day´ werden sich keine Geister mehr scheiden. Ein Geniestreich, der die Band zu neuen Höhen auf der Popularitätsskala tragen sollte. Nach den trostlosen Jahren zuvor augenblicklich gerechtfertigter Weise.
(10 Punkte)
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