LUCIFER`S FRIEND – Too Late To Hate
~ 2016 (Lucifer`s Records) – Stil: Hard Rock/Progressive Rock ~
Nach über 30 Jahren haben sich drei Original-Mitglieder dieser einstigen deutschen Vorzeige-Rock-Truppe wieder zusammen getan und ein neues Studioalbum eingespielt. Die vereinzelten Shows im Sommer 2016 ließen bereits erkennen, dass hier wieder alles funzt. Denn LUCIFER’s FRIEND machten auf der Bühne einen sehr agilen Eindruck, das Feuer brennt.
`Too Late To Hate` ist ein Comeback, das die typischen Trademarks der vielseitigen Band abdeckt und ebenso verdeutlicht, dass die Herren noch immer ein überragendes Gespür für starke Arrangements und interessante Songkonstrukte haben.
Unfassbar insbesondere, was der inzwischen 70-jährige John Lawton hier als Sänger abliefert! Da sitzt jede Note, ganz zu schweigen von dem hohem Wiedererkennungswert seiner eindrucksvollen Stimme. Unbedingt hervorzuheben sind auch die ungewöhnlichen, aber erstklassigen Keyboardeinlagen von Jogi Wichmann, welche dem Material erst diese besondere Note verleihen. Gerade bei den ersten beiden Rockern `Demolition Man` sowie `Jokers And Fools` bohren sie sich unbarmherzig ins Gehör. Das komplette Album wirkt zudem wie aus einem Guss. Die Band liefert nämlich ein fein austariertes Werk, das zwischen Prog und Hard Rock pendelt, solide hochwertige Songs liefert und zugleich den unverwechselbaren LUCIFER`S FRIEND-Sound parat hält.
Die Produktion ist klar, dynamisch und rundet die Songs perfekt ab. Ob in ruhigen Passagen (‘When Children Cry`) oder im rockig-groovigen Modus (`Don`t Talk To Strangers`) – hier passt (fast) alles. Sicher finden sich auch zwei, drei Nummern, die für LUCIFER’S-FRIEND-Verhältnisse eher einfach gestrickt sind, aber die hohe Musikalität gleicht dies locker aus. `I Will Be There` zum Beispiel ist trotz seiner simplen Melodie immer noch besser als vieles, was andere Bands in diesem Genre abliefern.
Neben dem großartigen Opener `Demolition Man` gehört auch `Sea Of Promises` zu den Highlights des Albums. Da merkt der Hörer erst, was für absolute Profis hier agieren. Aus progressiver Sicht wird hier nichts überstrapaziert, gleichwohl wirkt alles anspruchsvoll und bis ins Detail durchgeplant. So ist `Too Late To Hate` ein überraschend starkes Comeback einer Band geworden, die sicher niemand mehr auf dem Radar hatte. Beeindruckend!
(8,5 Punkte)