MEAT LOAF – Braver Than We Are
~ 2016 (429 Records/Caroline International) – Stil: Rock ~
Niemals sollte MEAT LOAF allein auf seine Gemeinschaftsarbeiten mit Jim Steinman reduziert werden, dennoch assoziieren alle Menschen überwiegend mit ihm den ´77er Meilenstein ´Bat Out Of Hell´. Gleichwohl konnten auch seine Werke ohne die songwriterische Kompetenz eines Jim Steinman meist überzeugen. Aber erst mit ´Bat Out Of Hell II´ erzielte Meat Loaf in 1993 – sogar entgegen dem musikalischen Trend – wieder weltweite Erfolge. Zuletzt war es 2006 abermals Zeit für ein neues ´Bat Out Of Hell´, Part III. Und wie sein Vorgänger enthielt es Lieder von Jim Steinman, die ursprünglich für andere Projekte komponiert wurden, erneut Lieder aus ´Bad For Good´ und ´Original Sin´.
Über die Verwendung des Warenzeichens ´Bat Out Of Hell´ brandete hernach jedoch ein juristischer Streit zwischen Meat Loaf und Steinman auf, der wohl mittlerweile beigelegt scheint, sonst würde Meat Loaf aktuell nicht mit einem komplett von Jim Steinman komponierten Werk namens ´Braver Than We Are´ an die Öffentlichkeit treten. Dabei ist ´Braver Than We Are´ einem Songtitel von Jim Steinman entliehen, der nun umgeschrieben als ´Going All the Way Is Just The Start´ einer der Höhepunkte des Werkes ist. Auf dem Lied darf nämlich die Zusammenkunft der Sängerinnen Ellen Foley, ehemals auf dem Klassiker ´Paradise By The Dashboard Light´ zu hören, und Karla DeVito, Live-Sängerin dieses Klassikers, bewundert werden. Ein Song, der von den Gesangsleistungen der Damen und dem vertrauten Klavier-Geklimper, wenn das Lied zum jeweiligen Höhepunkt ansetzt, lebt.
Viele Songs tragen indes einen Musical-Charakter, wie ´Who Needs The Young´ gleich zu Beginn mehr als offensichtlich offenbart. Kein Wunder, entstammen die Kompositionen frühen Steinman-Produktionen wie seinen Musicals `The Dream Engine´ und ´Neverland´. Und an Jim Steinman-Kompositionen lässt sich grundsätzlich niemals etwas aussetzen.
(6 Punkte)
Selbstverständlich sind Jim Steinman-Kompositionen grundsätzlich frei von jeglicher Kritik und folglich vollkommen erhaben. Leider sind Songs wie ´Speaking In Tongues´ oder ´Loving You’s A Dirty Job´ schlichtweg einfach nur nett, obgleich das längere sowie großartige ´Going All the Way Is Just The Start´ über den Musical-haften Beginn hinwegtröstet. ´Speaking In Tongues´ nutzt dann zumindest den alten Jim Steinman-Trick und wiederholt gefühlt unendlich oft, Zeile um Zeile, beim Singen den Zeilenanfang. Bei ´Bat Out Of Hell II´ hat dies noch wunderbar funktioniert, hier nicht.
So werden die Songs von Lied zu Lied belangloser und Meat Loaf begibt sich mit ´Braver Than We Are´ vollends in die Position eines Resteverwerters. Glücklicherweise wohl niemals mehr unter dem `Bat Out Of Hell´-Gütesiegel. Denn ´Loving You’s A Dirty Job´ fand bereits auf Bonnie Tylers Album ´Secret Dreams And Forbidden Fire´ seinen gebührenden Platz in der Musikgeschichte, wobei hier eine piepsige Stacy Michelle den Song nicht unbedingt aufwertet. Weit schlimmer ist hingegen später in ´Skull Of Your Country´ die Verwendung von nicht zu überhörenden Songfragmenten des Tyler Hits ´Total Eclipse Of The Heart´, die ursprünglich alle aus Steinmans vor genau vierzig Jahren geschriebenen Song ´Skulls´ stammen. Vollkommen unnötig. Gänzlich fehl am Platze ertönt außerdem die weltbekannte Komposition ´More´ aus der Feder von Jim Steinman und Andrew Eldritch. Ärgerlich. Ganz, ganz ärgerlich. Auf diese Weise platzt in Sekundenschnelle die gesamte Freude über dieses Album wie eine Luftblase. Dass Meat Loaf zudem nicht mehr den Stimmumfang alter Zeiten mitbringt, sollte generell bekannt sein.
Das Alter ist den Kompositionen zwar zu keinem Zeitpunkt anzuhören, tatsächlich sind ´Who Needs The Young´, ´Souvenirs´, ´Skull Of Your Country´, ´Godz´ und das öde ´Train Of Love´ wohl älter als `Bat Out Of Hell´, eine Veröffentlichung dieser durch Meat Loaf hat allerdings bis heute ebenfalls kaum einer herbeigesehnt.
(3 Punkte)