THEM – Sweet Hollow
2016 (Empire Records/Soulfood) – Stil: Heavy Metal
Wer bei dem Bandnamen THEM nicht sofort an KING DIAMOND denkt, hat im Metal-Geschichtsunterricht nicht aufgepasst. ´Them´ war natürlich das dritte Solo-Album von King Diamond nach seinem Abschied bei MERCYFUL FATE und abermals ein Konzeptalbum.
Unter dem Banner THEM hat sich nun nach jahrelangen Überlegungen und Vorbereitungen eine Mannschaft um Sänger Troy Norr “KK Fossor” (COLDSTEEL) versammelt. Neben den amerikanischen Bandmitgliedern – Bassist Mike LePond (SYMPHONY X, HEATHEN´S RAGE), Gitarrist Markus Johansson (4ARM) und Drummer Kevin Talley (SUFFOCATION) – gehören noch die deutschen Musiker Richard Seibel (Keyboards, LANFEAR, A COSMIC TRAIL) und Markus Ullrich (Gitarre, LANFEAR, A COSMIC TRAIL, SEPTAGON) zur Besetzung. Wobei die Musik fast vollständig von Markus Ullrich komponiert wurde.
Einige Monate vor dem Release des Debüts dieser Deutsch-Amerikanischen-Freundschaft konnten THEM sogar den Support-Slot bei der kleinen USA-Tour von HELLOWEEN ergattern. Doch nun präsentiert dieses ehemals als Tribut-Band gestartetes Musikerkollektiv mit ´Sweet Hollow´ endlich sein Debütalbum. Und es ist selbstverständlich ein vollständiges Konzeptalbum geworden. Dabei dürfen sich erfahrene und aufmerksame Zeitgenossen insbesondere die Frauennamen Elissa, Miranda, Mary und Henrietta hernach merken. Ebenso hat Troy Norr im Gesangsunterricht beim Lehrmeister Kim Bendix Petersen außerordentlich gut aufgepasst und zelebriert seinen Gesang im Sinne des Meisters mit oft im Wechsel vorgenommenen, höher gelegten Tonlagen in seinem Vortrag. Bei genauerer Betrachtung andererseits zudem ähnlich eines eigens vorgenommenen Sopran- und Altstimmen Background-Chorgesangs.
Allein Troy kann sich, nachdem das Grab ausgehoben und salbungsvolle lateinische Worte ausgesprochen sind, im weiteren Verlauf natürlich als allerbester Power Metal-Shouter mit großartigen sowie umfangreichen Fertigkeiten beweisen. Obendrein treibt er gesanglich die musikalischen Ideen in Richtung des Thinking-Mans-Metals a la QUEENSRYCHE (´Forever Burns´) oder lässt sogar den Groschen im Hirn fallen und die großen Namen der US metallischen Ahnengalerie (´When The Clock Struck Twelve´) erscheinen. Gerade letztgenannter Song ist als Abschluss-Epos ein Paradebeispiel für klassischen, zeitlosen Power Metal. Genau so will der Connaisseur seinen Heavy Metal, mit Songs, die wenigstens einzelne Aufteilungen unter den Musikern bezüglich der Soli beinhalten, denn “no Solo, no feeling”. Da ferner das Songwriting schon lange vor der USA-Tour abgeschlossen war, ist es natürlich reiner Zufall, dass die Bridge von `Forever Burns´ im Hinterkopf an das einmalige “Listen, take care” des HELLOWEEN-Classics ´Halloween´ und der “Dieeee”-Schrei in ´Blood From Blood´ an einen typischen Andi Deris-Schrei gemahnt. Ansonsten lässt das Material eigentlich keinesfalls Ähnlichkeiten zu dem der Hanseaten zu.
Denn da ertönen gleich zu Beginn mit den brillanten ´Forever Burns´ und ´Down The Road To Misery´, das Instrumental gesehen mit leichten BLIND GUARDIAN-Ingredienzen ausgestattet ist, verdammt einschmeichelnde Banger mit wundervollen Solo-Ergüssen. Den Single-Hit des Albums legen THEM später mit ´Dead Of Night´ vor. Ein Song, den tatsächlich jede allein nur metallisch angehauchte Combo mit Kusshand nehmen würde. Etwas mystischer und für das Langzeiteinbrennen gedacht erscheinen ´Ghost In The Graveyard´, mit seinem angezählten Countdown und seinem partiell eher heroischem Gesang in Richtung des Tate-Lagers, und womöglich das sogar dem COMMUNIC-Volk mundenden, teils in hohen Lagen, annähernd sanft gesungene ´Crimson Corpse´. Oder einfach in den Sonnenuntergang mit dem Metal-Walzer ´FestEvil´ tanzen – hüpfend oder hopsend, wogend oder schwebend. Das flotte ´The Harrowing Path To Hollow´ verwendet sogar thrashige Gesangsmelodien, um den Song in andere Tiefen zu befördern, bis ´When The Clock Struck Twelve´ als hervorstechender Song das Album glänzend beschließt. Ein letzter schrecklicher Schrei. Schluss.
Vielleicht verfängt sich der Connaisseur auf der Suche nach neuen musikalischen Welten des Öfteren im viel zu hohen, unübersichtlichen Gras, vielleicht ist die Hoffnung mittlerweile auf neue Töne und Klangfolgen daher viel zu unerreichbar gesteckt. Dennoch, so hält er sich zumindest die Ohren frei. Frei von allzu offensichtlichen Wiederkäuern und kann weiterhin Ohr und Auge schärfen. Hier erhält er dann die Belohnung in Form einer fetten, glasklaren Produktion. Ein durchgehend famoses Metal-Werk voll auserlesener Songs, denn diese sind klassisch, zeitlos und absolut herausragend. Außerdem schlägt das Album bereits gesanglich jede bisher herausgekommene Nachkommenschaft des Diamantenkönigs.
(9 Punkte)