WITHERSCAPE – The Northern Sanctuary
2016 (Century Media Records) – Stil: Progressive (Death) Metal
Dan Swanö hat Wort gehalten. Das zweite Album seines Studioprojekts WITHERSCAPE werde sich stark an den eingängigen Nummern des Debüts ‘The Inheritance’ orientieren, hatte der schwedische Mastermind vorab verkündet. Exakt so klingt ‘The Northern Sanctuary’ nun auch. Im positiven wie im negativen Sinne.
Beginnen wir mit den Pluspunkten. Die ersten drei Songs sind dermaßen stark geraten, dass man Swanö und seinem schnurrbärtigen Saitenmeister Ragnar Widerberg spontan mit einer Wagenladung Kaltgetränken danken möchte. ‘Wake Of Infinity’ kombiniert aufs Geschmeidigste KING DIAMOND- mit SYMPHONY X- Theaterdonner und lässt im Picking-Mittelteil Erinnerungen an beste ANNIHILATOR-Zeiten aufkommen. Swanös Wechselgesang zwischen kraftvoll und Krümelmonster passt perfekt, der Refrain sitzt wie angegossen – genau so hat deathiger Progressive-Power-Metal (oder umgekehrt?) zu klingen. Noch eingängiger wird’s bei ‘In The Eyes Of Idols’, dessen hardrockiges Thema samt federleichter Bridge und hymnischem Refrain alles pulverisiert, was SOILWORK und Konsorten in den letzten zehn Jahren fabriziert haben. ‘Rupture Ballet’ könnte mit seinen geschmackvollen Keyboards und Rhythmus-Verschiebungen sogar THRESHOLD-Fans gefallen, Selbiges gilt für das kompakte, in der zweiten Albumhälfte platzierte ‘Divinity’ und den prächtigen, episodenhaft aufgebauten Schlussviertelstünder ‘The Northern Sanctuary’, dessen Haupteinflüsse indes eher in DREAM THEATER- und OPETH-Ländereien zu finden sind.
Warum dieser zweite WITHERSCAPE-Langdreher insgesamt trotzdem nicht in höhere Skalenstufen vorstößt, liegt am allzu zuckerwattig geratenen Mitteldoppel namens ‘The Examiner’ und (vor allem) ‘Marionette’. Hier tanzen die Songwriting-Klischees Ringelreihen, was beim Rezensenten schon nach wenigen Durchgängen ein lähmendes Völlegefühl hervorrief. Zum Glück hat die Menschheit den Magenbitter respektive die Skiptaste erfunden. Klack klack – alles gut.
(8 Punkte)