PlattenkritikenPressfrisch

LUCIFER`S FRIEND – The Triple Album Collection

~ 2016 (Warner Music) – Stil: Hard Rock ~


Für sehr billiges Geld können im Moment drei starke, bisher nicht offiziell auf CD erhältliche LUCIFER`S FRIEND-Alben abgegriffen werden. Zwar wurden die Alben Ende der Neunziger in Japan veröffentlicht, in Europa konnten diese allerdings nur als Bootlegs erworben werden. So war eine Veröffentlichung dieser drei Alben in Europa längst überfällig. Dabei handelt es sich um eines der allerstärksten LUCIFER`S FRIEND-Alben: `Mean Machine` (1981); sowie die beiden, eigentlich deutlich kommerzielleren Alben `Sneak Me In` (1980) und `Good Time Warrior` (1978).

Dass `Mean Machine` eines der reinrassigsten Hard Rock-Alben der Band darstellt, ist unbestritten. Sänger John Lawton (URIAH HEEP) kam für dieses Album zur Band zurück und lieferte eine seiner besten Arbeiten mit diesem Album. `Mean Machine` bietet klassischen Hard Rock mit hohem Melodieansatz. Kommerzielle RAINBOW, URIAH HEEP und TEAZE haben bei diesen zehn Songs deutliche Spuren hinterlassen. Schon mit dem Opener `One Way Street To Heartbreak` lieferte man einen Song, der zu einem der Bandklassiker wurde. Aber auch recht straighte Nummern wie `Hey Driver`, das brillante `Cool Hand Killer`, `Action` oder das sehr metallische `One Night Sensation` (einer der Übersongs des Albums) zeigen eine Band, die alles andere als nahe am Ende war. Dennoch war das Ende der Band nur ein Jahr später besiegelt, leider. Lawton hat mit seiner markanten Stimme dieses Album eindeutig geprägt und den harten Rock nochmals zu LUCIFER`S FRIEND zurückgebracht.

Notiz am Rande: Zu diesem Album sah ich die Band zwei Mal live, wurde aber damals mit der Truppe nicht so richtig warm. So ändern sich die Zeiten. Denn: Alleine wegen dieses Albums ist diese Dreierbox schon den Kauf wert!

`Sneak Me In` sowie `Good Time Warrior` waren da aus einem ganz anderen Kaliber. Musikalisch weit entfernt von dem, was die Band auf `Mean Machine` geboten hat. Musikalisch am amerikanischen Markt ausgerichtet und mit Mike Starrs hatte man einen Sänger, der in einer markant höheren Tonlage agierte. Die Einflüsse kamen ganz klar von Truppen wie STYX, TEAZE, BOSTON etc.! Aber auch diese beiden Alben sind äußerst hörenswert, insofern der Hörer auf poppigen Spät-Siebziger/Früh-Achtziger AOR steht. Nicht alle Songs haben diese manchmal markant poppige Attitüde, die gerade auf `Sneak Me In` sehr gehäuft auftreten. Eigentlich extrem kommerziell-/rockiger US Chart-Sound. Und trotzdem sind Stücke wie `Stardancer` oder `Indian Summer` grandiose Kompositionen. Dass manchmal STYX-ähnliche Keyboards eingesetzt wurden, entsprach dem damaligen Zeitgeist. Und gerade diese Songs haben sogar verdammt viel Charme.

´Good Time Warrior` eröffnet mit einer AOR-Hymne wie aus dem Lehrbuch: `Old Man Roller`. Das folgende `I`ll Meet You In L.A.` ist kommerzieller, jedoch mit Hit-Appeal. So reiht sich ein Softie an den nächsten und man hat Spaß dabei. So klangen kommerzielle Rockbands Ende der Siebziger. Eingängig, Chartkompatibel, auf Linie getrimmt. Und dennoch gab es aus dieser Gleichschaltungsperiode verdammt viele Alben, die nachträglich den Arena-Rock mitgeprägt haben.

Bonusmaterial ist nicht vorhanden und die drei CDs finden sich schlicht in billigen Pappschuber-Hüllen mit dem Original-Artwork wieder. Aber wem es hier um die Äußerlichkeiten geht, der muss sich alte LPs besorgen. Wem es nur um die Musik geht, oder wer die LPs schon durchgenudelt hat, der wird mit diesen CDs verdammt glücklich werden. Und um seine LUCIFER`S FRIEND Sammlung zu vervollständigen, ist diese 3er-Box ideal. Allein wegen des tollen `Mean Machine`-Albums ist, wie schon erwähnt, die Box sowieso Pflicht.

(ohne Wertung)

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"