LOREENA MC KENNITT – The Visit
~ 1991/2016 (Quinlan Road) – Stil: Celtic Folk ~
Seit 1991 erstrahlt die Musik der kanadischen Künstlerin Loreena McKennitt in vollem Glanze. Als sie 1991 ihr erstes Major-Album ´The Visit´ veröffentlichte, nahm zwar die Entfernung zu ihren Folk-Wurzeln zu, dennoch blühte ihr Talent auf diesem Klassiker vollends auf. Mit einer größeren Produktion und formvollendeten Arrangements riss sie die Hörer in eine Reise voller Emotionen und Gefühle hinein. Der musikalische Ansatz könnte auf ihrem vierten Album ´The Visit´ als Weltmusik, gepaart mit Celtic Pop, umschrieben werden. So gingen ihre mystischen Texte eine musikalische Verbindung mit traditionellen irischen oder keltischen Ursprüngen ein. Erst auf späteren Alben kamen spanische oder orientalische Einflüsse vermehrt hinzu.
Zum 25jährigen Jubiläum erscheint ´The Visit´ nun als limitierte Edition auf 180g schwarzem Vinyl und wurde extra hierfür nochmals von Jeff Wolpert remastert. Kein sinnloses Unterfangen, wurde die ursprüngliche Album-Version vor 25 Jahren vom Produzenten vornehmlich für Kassetten gemastert.
Neben Eigenkompositionen vertonte Loreena McKennitt mit ´Bonny Portmore´ und ´Greensleeves´ diesmal nur zwei Traditionals, im Gegensatz zu ihrem Debüt sechs Jahre zuvor, das fast ausschließlich aus Traditionals bestand. Doch selbst der Singer-Songwriter Bob Dylan begann seine Weltkarriere mit Fremdkompositionen. Und so beschäftigt sich ´Bonny Portmore´ mit der Eichwald-Abholzung durch das Militär und den Schiffbau, wobei Loreena McKennitt ihren Sopran hier besonders klar in voller Höhe zur Geltung kommen lässt. Geradezu Überirdisch. ´Greensleeves´ hingegen ist ein traditioneller englischer Folk Song, der angeblich von Henry VIII für seine große Liebe und zukünftige Königin Anne Boleyn komponiert wurde. Aufgenommen in einem Take, versuchte Loreena McKennitt sich vorzustellen, wie ihn Tom Waits eingesungen hätte. Beim alles überstrahlenden Opener vermischt sie die japanische Tradition, als Verabschiedungsritual für die Seelen der Verstorbenen kleine Laternen-Boote aufs Wasser zu setzen, mit der keltischen ´All Souls Night´ -Zeremonie. Ihre Harfe wird offenherzig in den instrumentalen ´Between The Shadows´ und ´Tango To Evora´, das bereits vielfach gecovert und mit Gesang in allerlei Sprachen aufgenommen wurde, gebraucht. Die pure Epic breitet sich im fast zwölfminütigem ´The Lady Of Shalott´ aus, wobei die Lyrics auf einer vierteiligen Ballade von Lord Alfred Tennyson über die Sagenfigur der Elaine aus dem Artus-Roman basieren. ´Cymbeline´ verwendet zuletzt die Lyrics aus dem gleichnamigen Theaterstück von William Shakespeare über eine heimliche sowie unschickliche Heirat einer Königstochter und den daraus entstandenen Wirrungen.
Mit `The Visit´ und seinen musikalischen Einflüssen der Kelten, entstanden aus den Riten um die Geburt und den Tod sowie die Verehrung der Natur, ist die Teilnahme am Besuch des irdischen Lebens mitinbegriffen. An den verloren gegangenen Respekt gegenüber Mutter Natur darf mit ´The Visit´ erinnert und das eigene Leben auf dieser musikalischen Reise reflektiert werden.
[Klassiker]