SKEPTIC SENSE – Mind Versus Soul
~ 2016 (Divebomb Records) – Stil: Tech Thrash ~
Acht Jahre lang waren SKEPTIC SENSE aktiv. Gegründet unter dem Namen SLUGGARD konnte das Quartett aber niemals wirklich die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die ihnen zugestanden hätte, und löste sich genauso unbeachtet wieder kurz nach ihrem einzigen Album in 1995 auf. Genau wie ihre plötzlich wie vom Erdboden verschwundene Plattenfirma, gingen die Mitglieder von SKEPTIC SENSE alsbald getrennte Wege.
Dabei haben sie ein Erbe hinterlassen, das aktuell von ´Divebomb Records´ den ihm zustehenden Platz in den Annalen eingeräumt wurde. Die Anthology ´Mind Versus Soul´ enthält das vollständige Werk der Band: Das einzige Full-Length-Album ´Presence Of Mind´ aus 1994 sowie die beiden Only-Tape-Releases ´Demonstration I´ (1990) und ´Harmony Of Souls´ (1991) – inklusive Interview, Fotos und Songtexten.
Obwohl der Thrash Metal im Allgemeinen einen erfolgreichen Weg durch die Geschichte gezogen hat, verkümmerten zumindest die progressiven Auswüchse am Wegesrande und wurden nur von einer kleinen Anzahl an Liebhabern abgöttisch verehrt. Weshalb sollten also SKEPTIC SENSE über die Grenzen hinaus bekannt werden, wenn es WATCHTOWER noch nicht einmal in der Breite erreichen konnten?
Zudem war die Band viel zu versiert, verfasste allzu vielfältige Kompositionen, die sich an keinerlei Textwiederholungszeilen hielt. ´Presence Of Mind´ ist womöglich eines der komplexesten Alben der gesamten 90er Jahre aus seinem Bereich – und dazu von auserlesener Qualität. Mit einem Sänger, der nicht Jason McMaster oder Russ Anderson hieß, dennoch in den schönsten hohen Lagen als Cornelius ‘Conny’ Halder auf der Höhe seiner Gesangsstärke sowie Ausdruckskraft war. Zumeist im Rhythmus der Musik singend, huscht er bisweilen so schnell von dannen, ohne dass ihm dabei gefolgt werden kann. Die Gitarristen Peter ‘Ritchie’ Sugg und Stephen ‘Stiefel’ Thumm sollten ebenso erwähnt werden, legen sie doch die halsbrecherischsten Abfahrten hin, die von der Rhythmus-Sektion verzwirbelt begründet werden. Und wer in mörderischen Songs wie ´Harmony Of Souls´ und ´Capital Punishment´ solch liebliche, ruhigere sowie metallische Zwischenparts einstreuen kann, hat die Königsklasse bereits erklommen.
Obgleich SKEPTIC SENSE ihren Technical Thrash Metal in hoher Geschwindigkeit darboten, lässt sich bei genauerem Hinhören in einigen Melodien ein Hauch von PSYCHOTIC WALTZ erkennen. FATES WARNING oder SANCTUARY, die den Bandnamen SKEPTIC SENSE mit ihrem Song ´Future Tense´ inspirierten, waren sowieso ein großer Einfluss für die Gruppe. Als Vergleich bleibt allerdings letztlich keine spezielle Band der Vergangenheit übrig. Wem jedoch bei der Erwähnung von SIEGES EVEN (´Life Cycle´), TARGET (´Master Project Genesis´), REALM (´Suiciety´), WATCHTOWER (´Control And Resistance´), TOXIK (´World Circus´) und DEATHROW (´Deception Ignored´) gleichzeitig ganz heiß und kalt wird, der ist auf dem besten Weg, nach SKEPTIC SENSE süchtig zu werden. Besser spät als nie.
(9 Punkte)