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CIRCUS MAXIMUS – Havoc

~ 2016 (Frontiers Records) – Stil: AOR Prog ~


Kürzlich waren CIRCUS MAXIMUS bereits auf Tour, bevor das neue Album überhaupt veröffentlicht wurde. Auch wenn dabei gewohnte High End Qualität inklusive perfektem Gesang geboten wurde, könnte sich nun klären, warum das kein unkluger Schachzug war. Zugegebenermaßen waren die Hoffnungen nach der langen Veröffentlichungspause nicht viel weniger als unendlich, zumal sich die Aktivitäten bei der einzigen noch besseren Genre Band SEVENTH WONDER seit dem Einstieg von Tommy Karevik bei KAMELOT weiter in der Tiefschlafphase befinden. Aber das neue Album ist leider, soweit schon vorab, gerade vor dem Hintergrund der vorangegangenen Meisterwerke ‘Isolate’ und ‘Nine’ eine mittlere Enttäuschung geworden.

Der Einstieg nennt sich ‘The Weight’ und ist nach mehreren Durchläufen bei bereits etwas reduzierter Erwartungshaltung ein feiner Song, an den ein dicker grüner Haken gemacht werden kann und der stilistisch auch 1:1 auf den Vorgänger gepasst hätte. Das ansatzweise etwas düstere ‘Highest Bitter’ empfinde ich dann aber schon als etwas zu wendungsarm. Mit dem Titelsong wird dann deutlich, dass CIRCUS MAXIMUS ihren Kompositionen neben dem Melodic Prog Metal der Anfangszeit und den auf dem Vorgänger ‘Nine’ zutage tretenden AOR-Einflüssen teilweise eine neue Sphäre hinzugefügt haben, die wir mal abgekürzt und pauschal mit modernerem, härterem Riffing umschreiben. Grundsätzlich ist das positiv, da keine Band sich ausschließlich selbst kopieren sollte. Der Song ‘Havoc’ bleibt aber sowohl bezüglich Songwriting als auch Melodien ungewöhnlich platt.

Die Verarbeitung der neuen Sphäre gelingt dagegen auf dem folgenden ‘Pages’ weitaus besser, der Song findet sich stilistisch zwischen den düsteren Einflüssen aus Song 2, den moderneren aus Song 3 und althergebrachten Prog Metal-Passagen wieder, dabei sehr ausgereift vorgetragen. Die einzelnen Einflüsse sind perfekt aufeinander harmonisiert. Zweiter dicker grüner Haken. Okay denkt man, jetzt geht es also endlich richtig los. Doch wir müssen noch den Tiefpunkt durchschreiten. ‘Flames’ soll wohl den AOR Hit-Spirit von ‘Game Of Life’ oder ‘Reach Within’ atmen, bleibt aber völlig bedeutungslos. Einen solch langweiligen Song, in dem eigentlich gar nichts passiert, hätte man CIRCUS MAXIMUS nie und nimmer zugetraut.

Dann haben wir es aber tatsächlich geschafft und mit den drei folgenden Songs treten wir in die stärkste zusammenhängende Phase der Scheibe ein. Im ruhigen Einstieg und in den ersten Minuten von ‘Loved Ones’ fühlt man sich zunächst stark an den Monster-Song ‘Last Goodbye’ von ‘Nine’ erinnert, im weiteren Verlauf, beim Übergang in den Refrain merken wir aber spätestens, dass dieses Niveau nicht ganz erreicht wird, was aber nicht gegen diesen Song, sondern für das Ausnahmeniveau von ‘Nine’ spricht. Bei ‘After Fire’ gehen wir am weitesten in der Historie zurück. Ab einem heftigeren Übergang nach 5 Minuten sind CIRCUS MAXIMUS bis zum Ende so nah an DREAM THEATER dran wie seit dem ersten Album nicht mehr. ‘Remember’ kristallisiert sich dann vielleicht sogar als mein persönliches Highlight heraus. Sicher nicht der spektakulärste Song der CD, aber er flutscht ins Ohr und hat einen durchgängigen Flow bevor sich CIRCUS MAXIMUS nach gut vier Minuten unnachahmlich gekonnt völlig herausnehmen, um sich von da nochmals ohne Vorbereitung zum Refrain aufzuschwingen.

Im Schlusstrack ‘Chivalry’ (wahrer Titel: Borderline) können wir dagegen ganz gut das Gesamtfazit von ‘Havoc’ ableiten. Der Song und die (viel zu lang) ausklingende Melodie am Ende sind zwar supernett, erreichen aber nicht wieder die von den beiden Vorgängern bekannte Intensität. So hat der Zirkus einerseits sein Programm etwas erneuert, während einige Seiltanzeinlagen noch sehr nah an ‘Nine’ angelehnt sind, allerdings nur mit Absicherungsmatte vorgetragen werden. Die Maxime lautete insgesamt nicht, nochmals ein ähnlich spektakuläres Programm auf die Beine zu stellen. ‘Havoc’ richtet zwar zum Glück nicht im negativen Sinne eine Verwüstung an, aber leider auch nicht im positiven Sinne.

(knappe 7 Punkte)

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