TICKET TO THE MOON – A Sense Of Life
~ 2015 (Independent) – Stil: Artrock / Progmetal ~
Vor über dreizehn Jahren in Basel gegründet, setzen die Schweizer TICKET TO THE MOON auf eine gelungene Mischung aus modernem Prog Rock und Metal.
So schicken sie den Hörer mit dem Konzeptalbum ´A Sense Of Life´ auf eine musikalische Reise, die durch den Song ´The Call Within´ zuerst fast wie eine metallene Prog Rock-Variante emporragt, wahlweise mit Gitarren voller Epik oder packender Härte. Doch Keyboardflächen und Klaviereinsätze bestimmen ebenfalls flüchtig das Soundgebilde. Gedanken an RIVERSIDE verfliegen, Anklänge an TOOL ziehen ferner vorbei, da TICKET TO THE MOON in ihren instrumentalen Passagen eher oft den postrockigen Klängen verfallen. In ´Patient 730100 (Ressurection)´ lassen sie genau diesen Inspirationen freien Lauf, nachdem zuvor ein längerer Vortrag über Ameisen (“Ameisen haben sich perfekt jeder Umgebung angepasst und eroberten nahezu alle Lebensräume der Erde … “) den Kampf dieser untereinander in dem Stück ´Patient 730100 (Conformism)´ begleitet hat. Noch tragischer erscheint der lyrische Beitrag eines Mannes in ´Father´, der seinen Vater früh verloren hat und jetzt selber Vater wird, darüber hinaus jedoch all diesen nun aufkommenden Gefühlen vollkommen hilflos gegenüber steht. Die Visionen werden sogar im nach US Prog kombiniert mit kalter europäischer Tradition klingenden ´Foetus´ weit bösartiger, wenn der werdende Vater mit einem Messer neben dem Bauch der schwangeren Frau erscheint. Postrock-Klänge lassen den Protagonisten spürbar sich im Schmerze winden. ´Perpetual´ offenbart anschließend den FLOYDschen Einfluss etwas freimütiger, bis TICKET TO THE MOON zum Abschluss in ´Hynkel´ zu ihren wallenden Instrumental-Klängen die einzigartig Rede von Charles Chaplin aus dem Film “Der große Diktator” einflechten: ” … Soldiers – don’t fight for slavery, fight for liberty. In the seventeenth chapter of Saint Luke it is written ” the kingdom of God is within man ” – not one man, nor a group of men – but in all men – in you, the people. You the people have the power, the power to create machines, the power to create happiness. You the people have the power to make life free and beautiful, to make this life a wonderful adventure. Then in the name of democracy let’s use that power – let us all unite. Let us fight for a new world, a decent world that will give men a chance to work, that will give you the future and old age and security. By the promise of these things, brutes have risen to power, but they lie. They do not fulfil their promise, they never will. Dictators free themselves but they enslave the people. Now let us fight to fulfil that promise. Let us fight to free the world, to do away with national barriers, do away with greed, with hate and intolerance. Let us fight for a world of reason, a world where science and progress will lead to all men’s happiness.” Hochemotional und ergreifend.
TICKET TO THE MOON gelingt mit ihrem Zweitwerk ein äußerst interessant gestaltetes Werk, das seine eingefleischten Verehrer finden sollte. Eine gestörte Psyche scheint dabei keine Voraussetzung zu sein. Also, keine Ausreden, oder?!
(7,5 Punkte)