THE TEA CLUB – Grappling
~ 2015 (Independent) – Stil: Retro Prog ~
Weshalb die Amerikaner THE TEA CLUB immer noch im Underground herumspazieren, und ihr mittlerweile viertes Album in Eigenregie veröffentlichen, mag vielleicht an der nicht gegebenen Kontinuität im Bandgefüge als auch im Bandsound liegen. Denn bis auf die beiden Brüder Patrick und Dan McGowan, die sich den Gesang und die Gitarrenparts teilen, erfolgte erneut eine Umsetzung der kompletten Besetzung. Und auch die alternativen und modernen Prog-Ingredienzien der Vorgänger sind mit ´Grappling´ eigentlich vollständig verschwunden. Ehemals als die Zukunft des Progs verschrien, liegt die musikalische Zukunft der Band heutzutage eher in der Vergangenheit verborgen.
THE TEA CLUB spielen nunmehr einen vollkommen retro-geschwängerten Prog, der natürlich weiterhin von den Gesängen der McGowan Brüder profitiert, praktisch jedoch ebenso im Jahr 1976 hätte veröffentlicht werden können. Die Einflüsse von GENESIS oder in vertrackten Ebenen hinsichtlich GENTLE GIANT sind unverkennbar. So klingen THE TEA CLUB also weit mehr nach britischen als nach amerikanischen Vorbildern und könnten aktuell eher der skandinavischen Szene zugeordnet werden. Mit ´The Magnet´ dürften, gerade aufgrund der federleichten Stimmung, die Schweden RITUAL einen Balztanz aufführen, wobei deren folkige Ader sogar in ´The Fox In The Hole´ zum Tragen kommt. Während ´Remember Where You Were´ mit seiner ruhigen und anschwellenden Stimmung zu gefallen weiß, sollten an vorderster Front das knackig abgefahrene ´Dr. Abraham´ und das im Sinne der alten Meister epische ´The White Book´ hervorgehoben werden. Nur ´Wasp In A Wig´ zündet als einziger Song eigentlich an keiner Ecke der Melodienfolgen so richtig begehrenswert.
Es wird interessant, den weiteren Weg von THE TEA CLUB zu verfolgen. Ob sie sich in Zukunft im Retro Prog suhlen sollten oder neuerlich einen Fußtritt auf unausgetretene Pfade setzen, bleibt folglich unheimlich spannend. Derweil kann sich ´Grappling´ noch lange drehen.
(7,5 Punkte)
