THE BARSTOOL PHILOSOPHERS – Crossing Over
2015 (Independent) – Stil: Prog Rock/Metal
In der Regel läuft es einfach nie so, wie es ursprünglich geplant war. Davon können die Niederländer THE BARSTOOL PHILOSOPHERS wohl einige Lieder im wahrsten Sinne des Wortes besingen. Denn als vor vier Jahren Sänger Leon Brouwer die Band verließ, standen die BARSTOOL PHILOSOPHERS vor einem Scherbenhaufen, war immerhin der Nachfolger zum Debüt bereits fertig eingespielt. Die Band entschied sich, nicht aufzugeben und alle Songs von einem neuen Sänger einsingen zu lassen. Diese Prozedur nahm letztlich vier lange Jahre in Anspruch, denn ein passender Sänger konnte partout nicht gefunden werden, so dass der Entschluss reifte, mehrere Sänger zu engagieren.
Kurz vor Jahreswechsel veröffentlichen THE BARSTOOL PHILOSOPHERS tatsächlich – sechs Jahre nach dem Debüt-Klassiker ´Sparrows´ – ihr zweites Werk ´Crossing Over´. Und dieses kann nunmehr mit sechs Sängern prahlen, hat daher leider den leicht faden Beigeschmack eines Projekts. Trotzdem, die große Auswahl ist natürlich rein künstlerisch gesehen ein Vorteil, standen schließlich nur großartige Stimmen, jeweils passend zu den Kompositionen, hinter den Mikrofonen. Zudem verliefen glücklicherweise die Aufnahmen, auch zwischenmenschlich gesehen, gerade mit Peter van Asselt (ex-XPOSURE) so hervorragend, dass er mittlerweile zum vollwertigen Bandmitglied erkoren wurde.
Folglich darf Peter van Asselt mit reichlich Soul in der Stimme das Album eröffnen. ´Freeway´ knüpft dabei nahtlos an das Niveau und den Sound des Vorgängers an. Der Song lädt somit zum sich auftuenden Fest, das durchgehend zum Niederknien nicht nur animiert, sondern es erzwingt, geradezu ein. ARAGON- und insbesondere MYRMIDION CREED-Liebhaber können hier nicht weghören. Unglaublich ist dennoch, dass sich auch alle anderen Sänger mit vollem Gefühlseinsatz in die Songs hineinwinden. Paul Adrian Villarreal von SUN CAGED zelebriert sein episches Lied ´Fine Lines / My End Of The Island´ vollends mit Herz und Verstand, der besonders in seinem zweiten Part ein Muss für den ENCHANT-Jünger darstellt. Erik Masselink (ex-SYMMETRY, GATE 6) wäre ebenfalls der geeignete Mann für den festen Posten hinter dem Mikrofon gewesen, sind ´The Space In Between´, einer der ganz großen Höhepunkte, und ´Crossing Over´ einfach nur himmlisch jubilierend gut – Musik, die zum Sterben schön ist. Aufgrund derartig gefühlvoller Songs hört der gewöhnliche Erdenbewohner progressive Musik, sei es seit GENESIS, sei es seit MARILLION. Selbst der Einsatz von Sängerin Marleen ten Hove zahlt sich letztendlich aus, denn wer, außer einer Sängerin, könnte höher als jeder Texas-Metal-Barde singen. Allein ´On My Way To You´ mit Peter van Asselt fällt zwischendurch etwas aus dem musikalischen Rahmen, spiegelt jedoch den Bandnamen, morgens um halb vier an der Bar hockend, passend musikalisch wieder und van Asselt kann sein Talent vollends zur Schau stellen. ´The Scent´ singt Maikel Hergers (ex-MYSTREZ) schließlich so gut, dass diese ruhige Hymne zum Weinen, zum Atemanhalten oder Erstarren animiert, doch die Hoffnung bleibt, wenn Peter van Asselt ´Till We Meet Again´ am Ende erschallen lässt.
Die Songs von ´Crossing Over´ hatten wahrlich ausreichend Zeit, um im Laufe der vergangenen Jahre zur vollen Reife zu gelangen. Viel gefühlvoller, ausdrucksstärker und bedeutungsvoller kann solche Musik daher kaum gespielt werden. THE BARSTOOL PHILOSOPHERS bleiben schlicht Klassenbester.
(9 Punkte)