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WATCHTOWER – Octobermatics

~ 2015 (Eigenproduktion/Download) ~


Irgendwann ist die Zeit für alles und jeden abgelaufen. Der progressive Tech Thrash oder auch Tech Metal war nie ein Massenphänomen. Aber jeder, der von seinem Virus erst einmal infiziert war, ist ihm bis heute verfallen und bekommt allein bei seiner Erwähnung leuchtende Augen.

Texas war dabei im Laufe der Jahrzehnte stets ein überaus ertragreicher Boden für Gewächse dieser Art und WATCHTOWER waren der definitive Ursprung aller nachwachsenden Zöglinge. Egal ob TOXIK oder SIEGES EVEN, ihr Einfluss war auf der ganzen Welt – von den 80er Jahren bis heute – spür- und hörbar. Ohne WATCHTOWER gäbe es in dieser Form wohl weder DREAM THEATER noch DEATH. Jedes ihrer Alben ist Legende (´Energetic Disassembly´, 1985, ´Control And Resistance´, 1989). Leider gibt es nur diese beiden.

Zwischenzeitliche Wiederbelebungen mit Ur-Sänger Jason McMaster verliefen im letzten Jahrzehnt immer wieder im Sande. Seit einer gefühlten Ewigkeit wurden die Arbeiten am bereits sogar mit ´Mathematics´ betitelten Werk zwar angekündigt, erschienen ist es bis heute nicht. Im Jahr 2010 kam zumindest ein Song mit Alan Tecchio am Gesang digital heraus (´The Size Of Matter´), die Band spielte einen umjubelten Gig beim “Keep It True”-Festival. Seither herrschte im Hause WATCHTOWER allerdings wieder Stille, die wir vor kurzem mit einem Interview (siehe hier) unterbrechen konnten.

Nun hat die Band am 21. Oktober 2015 vom womöglich wohl niemals mehr erscheinenden Album ´Mathematics´ immerhin drei Songs herausgebracht: ´M-Theory Overture´, ´Arguments Against Design´ und ´Technology Inaction´. Da sie im Oktober erschienen sind – bisher jedoch nur digital, wobei Verhandlungen mit Plattenfirmen angelaufen sein sollen – wollen wir sie einfach ´Octobermatics´ nennen. Die Lieder wurden zudem im legendären ´Control And Resistance´ Line-up – Alan Tecchio (Gesang), Ron Jarzombek (Gitarre), Doug Keyser (Bass), Rick Colaluca (Drums) – eingespielt.

Song #1 namens ´M-Theory Overture´ ist ein rein instrumentales Stück und wird jedem Alt-Fan Tränen der Freude in die Augen treiben und jedem Musiker die Fassungslosigkeit ins Gesicht schreiben. Die letzten fünf Sekunden können hier gar als Zitat der Keyboards von ´Tom Sawyer´ (RUSH) durchgehen. Dann erklingt Song #2 ´Arguments Against Design´, der mit einem Monster-Bass aufwarten kann und frickelig vorangetrieben wird. Ein guter, aber kein Gott-Song. Dieser folgt mit Nummer drei, ´Technology Inaction´. Ein einfacher, vorgetäuschter Refrain (“Technology Inaction, Technology in Action”) sorgt für die Eingängigkeit zwischen all den wahnwitzig, irren, schwindelerregend vorgetragenen Riff-Kombinationen. Doch Alan Tecchio setzt noch zusätzlich himmlische Gesangslinien obendrauf. Ein Song, der mühelos das Niveau von ´Control And Resistance´ erreicht und auf diesem Referenzwerk sogar hätte stehen können.

Ganz gleich, ob es WATCHTOWER schaffen, in naher Zukunft ein vollständiges Album vorzulegen oder diese `Octobermatics´-Songs nur ein weiteres Vermächtnis der Legende bleiben wird, das Quartett sollte jetzt und heute unterstützt werden.

Buy or Die!

(9 Punkte)

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