T – Fragmentropy
~ 2015 (Progressive Promotion Records) – Stil: Art Rock ~
Der zu Beginn des Jahrhunderts bei SCYTHE musizierende Sänger, Gitarrist und Keyboarder Thomas Thielen bringt mit ´Fragmentropy´ mittlerweile das fünfte Album seiner Band T heraus. Bei T ist der Hannoveraner Souverän über Musik und Texte. Er hat nicht nur alles komponiert und arrangiert, sondern die Musik vollständig alleine eingespielt. Dabei wird das Album von einem Konzept mit drei Kapiteln (´Anisotropic Dance´, ´The Politics Of Entropy´ und ´The Art Of Double Binding´) getragen, die jeweils zwei bis drei Lieder beinhalten. T gönnt sich obendrein kaum eine lyrische Zeile, die sich im Laufe des Werkes wiederholt, so dass sich ´Fragmentropy´ nur bei voller Konzentration erschließen kann.
Der Beginn versprüht eine Magie, die der von MAYFAIRs letztem Album-Ausklang (´Der Abschied´) ähnelt, doch die unwahrscheinlich vielfältigen Dynamiken, mit denen alle Songs gesegnet sind, lassen umgehend den Song ´A Sky-High Pile Of Anarchy´ leidenschaftlich bersten. Thomas Thielen begleitet dazu die Songs vollkommen emotionsgeladen und wechselt in seiner Stimmlage zwischen David Bowie, Steve Hogarth (MARILLION) und Martin Eden (CHANDELIER). Dadurch bewegen sich die Lieder aber in ihren Höhepunkten so sehr über den Wolken, dass direkte Vergleiche sinnlos erscheinen. Allein MARILLION konnten auf ´Marbles´ mit ´Ocean Cloud´ in ähnlich musikalische Tiefen vorstoßen. Das beinahe fünfzehnminütige ´A Sky-High Pile Of Anarchy´ dürfte daher als eines der großen Songs der aktuellen Musiklandschaft in die Annalen eingehen. Ein Meisterwerk. ´Brand New Mornings´ ist hernach nicht minder lang gehalten, lässt allerdings zu Beginn erstmals Retro Rock-Atmosphäre aufkommen, obwohl das Lied natürlich nahezu sekündlich seine Themen wechselt. ´Entanglement´ wird mit einer orchestralen Stimmung eingeleitet, die leise und gefühlvoll eingeflochten ist, aus der der Hörer jedoch erneut ohne jede Rücksicht herausgerissen wird. Und immer wieder lässt T den Hörer im Kniefall die Arme gen Himmel recken und schwelgerisch sich in seinen Gefühlen ergießen. Wie in einem Strudel treibt der Sprecher in ´The Black Of White´ empor – sakrale, andauernd andersartige Gesänge erklingen, bis elegische Melodien ausbrechen, schweben und dahingleiten. Mit etwas Programming á la CHROMA KEY werden die Lieder ohnehin verziert. Im letzten Song ´Shades Of Silver´ tritt dies sogar offensichtlich zu Tage, sofern sich die fast flirrende Gitarre zurückzieht.
Thomas Thielen hat ein großartiges Werk erschaffen, das die Zeit überdauern wird. Die Wolken geben ständig den Blick auf die Sonne frei. ´Fragmentropy´ ist voller Emotionen und Gefühlen. Gespickt mit musikalischen Ausbrüchen, die bisher selten in solch einem Einklang in der Verbindung von Herz und Seele standen.
(9 Punkte)