NO MORE PAIN – The Post Human Condition
~ 2015 (NMP/Eigenproduktion) – Stil: Prog-Rock/-Metal ~
Die bisher sträflichst unbeachteten Progger NO MORE PAIN aus New Jersey katapultieren sich – trotz der überbordenden Konkurrenz mit ECHOLYN, 3RDEGREE, IZZ in diesem Jahr – mit ihrem zweiten Werk ´The Post Human Condition´ an die Spitze der amerikanischen Szene.
Geradezu aus kleinen Genies und puren Virtuosen scheint die Band – Gitarrist Mike Roman, Bassist John Moroney, Drummer Dan Rainone und Keyboarder Matt McDermott – zu bestehen. Mit Einflüssen von PINK FLOYD, GENESIS bis DREAM THEATER beschreiten sie eine dünne Linie, die so sonst kaum eine Band begeht und sie zuweilen in metallische als auch rockige Bereiche treiben lässt: TWILIGHT KINGDOM treffen sich mit SPOCK´S BEARD zu einer Session im dunklen Keller.
Aus einer Lässigkeit und Leichtigkeit heraus, mit der meist nur amerikanische Gruppen aufspielen, einer Frische wie die der Jungen Bärte, erklingen furiose, powervolle Tasteneinschläge und klare, melodisch-klassische Gitarrenläufe – so präsentieren sich NO MORE PAIN auf ihren eingängigen Kompositionen. ´All As One´ erhält dabei einen Schuss JETHRO TULL und harmonische Gesangsvorträge, für die fast alle Bandmitglieder zuständig sind. Und immer den klassischen Prog Rock, wie ihn DREAM THEATER in ihren Anfangszeiten metallisch umgesetzt haben, im Hinterkopf – mit voller Wucht und reichlich Energie. ´Behold The Screen´ kann sich sodann nicht zwischen einem URIAH HEEP- oder PINK FLOYD-Beginn entscheiden, BIG ELF lassen grüßen. Mit der Ballade ´The Spiral´ und ´Shrine Of Pearl´ wenden sich NO MORE PAIN mehr den ruhigen Momenten zu. Einmal nur vom Klavier begleitet, ist die Gesangsleistung vollkommen emotionsgeladen, und hält am Songende eine bedrohliche Soundcollage bereit. Beim Zweiten wächst aus einer wundervollen Ballade ein powervolles Lied empor, als elegische Soli das Lied mehrmals urplötzlich aus der eingetretenen Gemächlichkeit herausreißen. Genauso melancholisch und ebenso zugänglich, jedoch flotter, gibt sich ´God In The Glass´, bis ´Bleed´ auf Longtrack-Länge vertrackte Riffs und Rhythmen in kurzer Taktfolge gen Orbit schießt. Wobei ´Mountains Of The Sky´, ein anfangs von postrockigen Klängen getriebener, später vollkommen erhabener Song wie es ihn nur in den 70s gab, dies auf gleicher Länge vollzieht. Einige Gänge werden auf halber Strecke außerdem noch hochgeschaltet und die Genuss-Orgie beginnt. Das Instrumental ´Binary Annihilation Glitch´ darf dann allen Saitenhexern als kleine Lehrstunde dienen – Irrwitz gepaart mit Spielwitz hoch zehn. BEATLES-like verschafft ´Cosmic Trigger´ etwas Erholung, bevor im abschließenden, fast zwanzigminütigen ´The Network´ ein großartiges Epos geradezu zelebriert wird.
NO MORE PAIN spielen mit einer Frische wie es zuletzt kaum eine Prog Metal-Band vermochte und lassen damit auch einige Prog Rock-Gruppen auf ihrem Weg zurück. Mit einem solch großartigen Werk sollte die Band von Jedermann entdeckt werden – jetzt ! Also, NO MORE PAIN – merken ! ´The Post Human Condition´ – notieren !
(9 Punkte)