DYNATRON – Aeturnus
~ 2015 (Aphasia Records) – Stil: Synth ~
Nach einem Album und einigen EPs holt Jeppe Hasseriis aka DYNATRON nun zum großen Schlag aus. Mit METALLICA aufgewachsen, mit dem schwarzen Album musikalisch sozialisiert, nennt der Mittdreißiger allerdings korrekterweise ´Master Of Puppets´ als deren wahres Manifest. Obwohl die Gitarre das erste Instrument von Jeppe Hasseriis war, hat er – wie so viele seiner Kollegen – den Weg zur Synth-Musik gefunden, nachdem er mit 13 oder 14 Jahren zu komponieren anfing. Ein erster Erfolg war dabei im vergangenen Jahr sein Beitrag zum Soundtrack von ‘Cold in July’. Zwar stammen aktuell nicht nur die Songs, sondern das gesamte Artwork und Design von ihm selbst, dennoch erfuhr er von seinem Freund und Kollegen VHS GLITCH beim Design etwas Unterstützung.
Jeppe Hasseriis findet sein neues Werk obendrein viel dunkler und düsterer als seine Vorgänger. Somit gesellt er sich wunderbar zu den Dark-Synth-Komponisten, die in unserem Retro-Synth-Special ihre Erwähnung finden (hier).
Als Reise durch das unbekannte Weltall, voller unbekannter Welten, mit den Augen und der Faszination von Weltraumforschern, so sieht DYNATRON seine musikalische Odyssee an. Wenn der Opener ´Hyperion Sunrise´ zunächst als Suchender zwischen den Welten, zwischen den Sounds agiert, öffnet sich das Universum von DYNATRON. Die Vorfahren des Space- und Krautrocks sind sodann beim Titelthema ´Aeternus Theme´ nicht mehr allzu fern. Jan Michel Jarre zählt nicht umsonst zu Hasseriis´ Vorbildern. ´The Outer Rims Of Traversed Space´ kann hernach noch weit mehr Spannung aufbauen – und Edgar Froese scheint dabei vom Horizont zu winken. In ´Towards The Island Universe´ kommt sogleich echtes 80s-Feeling auf. Damit der Song nicht umgehend in den Hitlisten landet, platziert DYNATRON in der Mitte die Sprechsequenzen aus einer Funkverbindung. Obwohl das kurze ´Out There´ vielleicht nur als Zwischenstück gedacht ist, kann es mit einprägsamen Tastenklängen überraschen. Großartiger Soundtrack-Stoff. Scary.
´Fluorescence Of The Cepheids´ holt aus einer spacigen Atmosphäre heraus den Groove hervor, allein es drängen sich die flott gespielten Key-Melodien nach vorne. Während sich der Hörer bei ´Travelling The Wastelands´ gestrandet, ja, angekommen fühlt, hat ´Descend´ einen unwahrscheinlich guten Flow, auf den selbst Vince DiCola höchstpersönlich stolz wäre. ´Not Of This World´ beeindruckt mit kräftig eindreschenden Drums und Gitarren-Klängen. Ein Gast-Solo von Lee Altus könnte jetzt nicht schaden, doch ´Escape´ fordert flugs direkt dazu auf, mit den Händen im Rhythmus zu klatschen. Bevor ´A Beacon From Home´ mit hallenden Key-Klängen die Reise abschließt, das Raumschiff andocken lässt, zaubert ´Hypersonic´ solch Melodien und Drum-Effekte aus dem Hut, aus denen RUSH in den 80s ein großartiges Lied erschaffen hätten und steigert sich so herrlich, wie es nur die großen Kompositionen imstande sind.
Ob DYNATRON mit `Aeturnus´ letztlich unsterblich in die Annalen eingehen wird, dürfte erst die Zeit zeigen. Bisher ist das Werk nur als Download erhältlich – im Tape und Vinyl liegt die Hoffnung! Auf jeden Fall sollte der Mann aus Kopenhagen langsam zur echten Konkurrenz werden – nicht nur für PERTURBATOR und DAN TERMINUS aus Frankreich.
(8,5 Punkte)