DELIRIUM – L´Era Della Menzogna
~ 2015 (Black Widow Records) – Stil: Prog Rock ~
Bereits vor sechs Jahren feierten die Italiener DELIRIUM mit ´Il Nome Del Vento´ ihr Comeback, das sie nun mit ihrem neuesten Werk fortsetzen. Obwohl das Cover-Artwork gänzlich andere, derbere Musik suggeriert, verfolgt die Band weiterhin eine hervorragende Mischung aus Prog, Jazz und etwas Italo-Pop – eine Mischung, die sie schon auf ihrem Debüt ´Dolce Acqua´ im Jahre 1971 auszeichnete. ´L´Era Della Menzogna´ ist überdies ein Projekt gegen die aktuelle Politik und die Regierung geworden.
Von der Urbesetzung des Jahres 1970 sind heutzutage nur noch Ettore Vigo (Keyboards) und seit 1972 Martin Grice (Saxofon, Flöte), der zuletzt u. a. bei Fabio Zuffanti oder LA MASCHERA DI CERA mitwirkte, zugegen. Von der letztgenannten Combo stieß zudem Sänger Alessandro Corvaglia zur Band.
Gefühlsträchtig erklingt die sehr gute Ballade ´L’Angelo Del Fango´, die mit den flotteren ´Fuorilegge´ und ´La Voce Dell’Anima´ ein Song-Trio bildet, das sich eher dem eingängigen, italienischen Rock verschrien hat, auch wenn die Flöte von Martin Grice immer wieder versucht, sie dort herauszureißen. Dagegen lassen die beschwörenden Flötentöne gerade 70s Prog-Songs wie ´L’Inganno Del Potere´ und ´Il Nodo´ in ihrem vollen Glanze erstrahlen. Da geht den Liebhabern von BLACK WIDOW bis ISOPODA das Herz auf. Dass jedoch Martin Grice die Fäden von DELIRIUM nicht nur mit seiner Flöte in den Händen hält, kann spätestens im kurzen Instrumental ´La Deriva´ festgestellt werden, da hier die Stimmung von seinem Saxofon geprägt wird. Während das überaus großartige ´L’Era Della Menzogna´ immer wieder sanft, ergreifend dahinschwebt, um im entscheidenden Moment die Seele zu packen, darf sich spätestens im obligatorischen Longtrack ´Il Castello Del Mago Merlino´ Gitarrist Michele Cusato profilieren – da gesellt sich zum herrlich progressiven Ausflug sogar ein kleiner Schuss PINK FLOYD.
Auch wenn DELIRIUM bisher der Schritt aus der zweiten Reihe – auf Augenhöhe zu all den berühmten und großartigen italienischen Prog-Bands – nicht gelang, so halten sie mit ihrem neuen Werk nicht nur für den Italo-Prog-Kenner einige Überraschungen in ihren feinen Songs bereit.
(7,5 Punkte)