SACRI MONTI – Sacri Monti
~ 2015 (Tee Pee Records) – Stil: Heavy-Psych ~
Die “Sacri Monti”, neun an der Zahl, sind eine Gruppe von Kapellen und anderen christlichen Pilgerstätten in Norditalien, die im 16. und 17. Jahrhundert errichtet wurden und seit 2003 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählen.
Die heiligen Berge, um die es in dieser Rezension gehen soll, kommen aus Encinitas/San Diego, spielen seit drei Jahren zusammen und teilen in christlicher Hinsicht zumindest die Vorliebe für Weih- und sonstigen erhebenden Rauch. Auch die grenzenlose Nächstenliebe dürfte angesichts des tief in den späten 60er/frühen 70er Jahren wurzelnden Liedguts zum Wertekanon des verspielten Quintetts zählen, das mit seinem harten Psychedelic-Sound bestens ins Raster des New Yorker Kultlabels Tee Pee Records passt.
Wie die Labelkollegen von EARTHLESS, NEBULA oder JOY (von denen Drummer Thomas Dibenedetto stammt) zelebrieren SACRI MONTI den Sound, den Legenden wie CREAM, BLUE CHEER, CAPTAIN BEYOND, THE DOORS, IRON BUTTERFLY und Jimi Hendrix vor einem halben Jahrhundert aus Sternenstaub geformt haben. Wahwah, Fuzz und eine stets präsente Orgel sind die Grundzutaten der groovigen Suppe, der übersteuerte, bisweilen an Roger Daltrey erinnernde Gesang von Brenden Dellar gibt dem Ganzen eine garagige Würze a la UNCLE ACID AND THE DEADBEATS. Auch Krautrock-Aficionados dürften an diesem bemerkenswerten Albumdebüt ihre Freude haben. Mehr als nur einmal grüßen in den fünf Kompositionen (die zum Glück nur selten in unendliche Weiten abdriften) die Altmeister von AMON DÜÜL II. Im selbstbetilelten, ausladenden Schlusstrack wird’s nachgerade proggig, wenn neben Meister Hendrix plötzlich auch Robert Fripp und frühe KING CRIMSON aus dem dichten, bunt durchlechteten Nebel auftauchen.
Klarer Fall, wer sich in die just erschienene ECSTATIC VISION (Review hier) verliebt hat, der sollte seine Ohren auch an die heiligen kalifornischen Berge drücken. Festivals wie das Roadburn, Desertfest oder sogar das Hammer of Doom wären eine wunderbare Spielwiese für SACRI MONTI.
(überaus würzige 8 Punkte)