DRIFTING SUN – Trip The Life Fantastic
~ 2015 (Eigenproduktion) – Stil: Progressive-/Classic-Rock ~
DRIFTING SUN sind ein im Vereinigten Königreich agierendes Projekt, das vom französischen Keyboarder Pat Sanders ins Leben gerufen wurde. Die ersten zwei Alben aus den Jahren 1996 und 1998 konnten mit zwei unterschiedlichen, amerikanischen Sängern eingespielt werden. Doch als sich keinerlei Erfolg am Horizont abzeichnete, löste sich die Gruppe schleichend auf.
Über all die Jahre hinweg hatten zahlreiche Musiker aus vielen Kontinenten, genauer gesagt aus den USA, Kanada, Frankreich oder auch Südafrika bei DRIFTING SUN gespielt und auch nach der Wiederbelebung ist die Mannschaft international aufgestellt, hat dabei insbesondere mit Sänger Peter Falconer einen Glücksgriff getätigt. Überhaupt ist das gesamte Material höchst eigenständig und lässt sich vereinzelt nur mit SARACEN, GALAHAD, MAGNUM und Artverwandten vergleichen. Die Lieder klingen gar nicht nach typischem Neo Prog, sondern verschmelzen eher Einflüsse aus diesem mit Classic Rock und wachsen zu einem unwahrscheinlich schönen, ausgefallenem Sounderlebnis heran.
Der Titelsong als Opener setzt so Klavier-betont die ersten Ausrufezeichen, wie es einst EVERON vermochten, wächst aber zu einem Ohrwurm erster Güte heran. ´The Wizard´ hat solch einen Groove und Schwung, lässt die Gitarre jubilieren und Falconer singt in den schönsten Momenten wie der junge Bob Catley – solche musikalischen Tänze konnten selbst LANDMARQ in keinster Sekunde besser. Dabei lebt Falconer in den Songs förmlich auf, leidet mit ihnen – eine wahnsinnige Dramatik ist durchgehend spürbar. Zwar erklingen zwischendurch immer wieder kleine Interludien, diese musizieren aber geschickt in akustischer Form mit dem vordergründig aufspielenden Instrumentarium der Songs zuvor oder nehmen das nachfolgende vorweg. Zudem darf sofort nach den kleinen Zwischenstücken der nach eigenen Angaben mit einer Fünf-Oktaven-Stimme gesegnete Peter Falconer wieder eingreifen. Dies kann er schmachtend in ´Five Ever` mindestens genauso gut wie Whitney Houston einst in ´I Will Always Love You´. Grandioses Gefühlskino, das nicht bei der puren Klavierbegleitung in höchster Oktavenhöhe verharrt, sondern die gesamte Band in den Song miteinbezieht. Aber auch die Gitarre darf sich, wie im kurzen, zum Ende hin gar ohrwurmartig entwickelnden `Tormented´ besonders heftig und leicht ARENA-like, fortwährend einbringen. Natürlich krönt erst das fast zehnminütige ´Last Supper´ dieses außergewöhnliche Werk.
Wer Rock liebt, wer Dramatik mag, wer Melodien singt, wer nachts Lieder summt – ist bei DRFITING SUN vollkommen richtig aufgehoben. Diese Erlebnisse sind äußerst kostbar, diese Musik macht das Dasein lebenswert.
(9 Punkte)