THE GREAT DISCHORD – Duende
~ 2015 (Metal Blade) – Stil: Progressive Metal ~
Djent, Doom, Thrash, Prog, Black, Pop, alles zusammenfließend in eingängigen Songs mit enormem Tiefgang und bereits auf dem ersten Album beängstigend reif dargeboten … gibt’s nicht? Tja, gibt’s doch! THE GREAT DISCHORD aus dem schwedischen Linköping liefern mit ‘Duende’ eine der spannendsten Hartmusikpressungen des Jahres ab. Die Melancholie zeitgenössischer FATES WARNING trifft auf raffinierte Härte Marke MESHUGGAH oder DILLINGER ESCAPE PLAN, das wild zuckende Ganze garniert von GOJIRAesken Gitarrenabfahrten und Hooks der Güteklasse LEPROUS oder TESSERACT – ja, man muss es gehört haben, um zu glauben, wie souverän diese junge Band bereits mit ihrem Debüt durch die Ruhmeshalle des progressiven Rocks und Metals tänzelt.
THE GREAT DISCHORD haben die Essenz von KING CRIMSON, IT BITES und Gabriel-GENESIS genauso inhaliert wie erwähnte Jetztzeit-Progster und klingen dabei trotzdem frisch und originell. Ein Verdienst nicht nur der großartigen Instrumental-Technik und des außergewöhnlichen Songwriting-Talents, sondern auch von Sängerin Fia Kempe, deren Namen künftig in einem Atemzug mit (mindestens!) Cristina Scabbia und Anneke von Giersbergen genannt werden muss. Von einschüchternd-aggressiv bis glasknochen-fragil, das Mädel hat die ganze Bandbreite drauf. Mimik und Gestik tragen ihr Übriges dazu bei, dass ich an dieser Stelle eine baldige Tour durch hiesige Hallen einfordere.
Einzelne Songs herauszuheben, würde ‘Duende’ schwerlich gerecht werden. Klar funktioniert ein hypnotischer, immer wieder ausbrechender Verführer wie ‘L’Homme Mauvais’ auch für sich alleine, auch das eröffende ‘The Aging Man’ hat mit seinem fesselnden Refrain Underground-Single-Qualitäten. Der wahre Genuss liegt bei diesem Album aber im Kompletthören, auch wenn sich hier und da ein paar Redundanzen eingeschlichen haben und ‘Illuminate’ ein bisschen zu sehr nach DEVIN TOWNSENDS ‘Addicted’-Scheibe klingt. So what, selten fiel ein “Schwamm drüber” leichter.
(8,5 Punkte)