MENDES PREY – The Never Ending Road
~ 2015 (No Remorse Records) – Stil: NWoBHM ~
Manchmal tauchen sie wieder auf – diese kleinen Perlen, die unentdeckten Schätze, die unerwarteten, musikalischen Höhepunkte längst vergangener Zeiten. Mit MENDES PREY erscheint in diesen Tagen nicht nur ein kleines, über die Jahre in Vergessenheit geratenes Kleinod, sondern ein nie geschlüpfter goldener Jungvogel.
Zwischen 1980 und 1986 waren MENDES PREY im Vereinigten Königreich aktiv – mit endlosen Schreibsessions, Aufnahmen und unzähligen Auftritten beschäftigt – doch leider letztlich vollkommen erfolglos. Ein Demo aus dem Jahr 1981 rief immerhin die bekannten DJs ´The Bailey Brothers´ auf den Plan, so dass nach etwas Airplay zwei Headliner-Auftritte im ´Marquee´ in London, ein Gig als Vorband von DIAMOND HEAD an der York University im Jahre 1982 und eine BBC-Fernsehshow im darauffolgenden Jahr als Höhepunkte aufgezählt werden müssen. Zuletzt bestand die Band aus Tony Boulton (Bass), Martin Brough (Drums), Mark Sutcliffe (Gitarre) und Sänger Jih Seymour, der nach dem Ende der Band nach Australien auswanderte und beim Radio anfing. Tony Boulton war vorher bereits bei den wenigstens etwas bekannteren VARDIS an den Viersaiten und Mark Sutcliffe bei TRESPASS tätig.
Tatsächlich sind die hier veröffentlichten Songs fast alle bisher unveröffentlicht. Denn die Band steuerte nur den Song ´What The Hell´s Going On?´ zum ´Heavy Metal Heroes II´-Sampler bei und wurde anschließend nicht nur von Levis-Jeans werbetechnisch im Fernsehen ausgiebig gespielt. Außerdem stehen die Singles ´On To The Borderline / Running For You´ und ´Wonderland / Can You Believe It?´ zu Buche. `Wonderland´, die Cover-Version eines DEMON-Songs, vermag auch gleich als musikalischer Anknüpfungspunkt angesehen werden. Hinzu kam eine hardrockige THIN LIZZY Attitüde, die den meisten Midtempo-Songs recht gut zu Gesicht stand. Schließlich waren noch die Songs ´Cry For The World´ und ´Red Alert´ auf der Kompilation ´Parkside Steelworks´ im Jahre 1985 vertreten. Der Rest der Lieder war bis heute wohl nur den allerwenigsten Menschen bekannt.
´What The Hell´s Going On?´ und ´Red Alert´ ragen zu Beginn an vorderster Front aus der Songsammlung heraus. Im Laufe des Albums können vor allem `Take Me ´Cross The Water´, das groovige ´Don´t Shine´, das fast kommerzielle ´Breakin´ My Heart´ sowie die außergewöhnlich guten Balladen ´Cry For The World´ und insbesondere der Über-Song ´Drifting´ begeistern. Und immer wieder darf der Hörer den geradezu singenden Gitarren lauschen. Fantastisch.
Das Album erscheint mit dem Cover-Artwork der Single ´On To The Borderline´ sowie dem Titel ´The Never Ending Road´ als Schriftzug und entpuppt sich in dieser erstmals überhaupt erschienenen Songkollektion als essentielles Werk der NWoBHM. Der Jungvogel ist bereits seit langem flügge geworden, der Adler setzt zum neuerlichen Flug an.
(8,5 Punkte)