GREENSLEEVES – Inertial Frames
~ 2014 (Eigenproduktion) – Stil: (Prog)-Metal ~
Ein echtes Schmankerl tischen die Brasilianer GREENSLEEVES heuer mit ihrem zweiten Album auf. Zwar wurde die Gruppe bereits 1993 gegründet und stieg zu einer lokalen Größe in Curitiba auf, doch nach fünf Jahren trennten sich die fünf Musiker, die es in den folgenden Jahren in alle Richtungen des Landes verschlug. Vor acht Jahre kam es zur Wiedervereinigung sowie etwas später zur Veröffentlichung des Debüts (´The Elephant Truth´, 2009), das altbekannte und neue Songs enthielt. Schließlich schafften sie es, das alte Line-up wieder vollständig zusammen zu trommeln, um mit diesem `Inertial Frames´ vorlegen zu können.
Dieses ist mit über 70 Minuten voller glanzvoller sowie neuer Songkompositionen ein echtes Vorzeige-Album geworden. Neben zwei Liedern, die die sieben Minuten-Marke überschreiten, und einem zehnminütigem Longtrack, bei dem die Band etwas ihre progressive Ader schlüssig und jederzeit nachvollziehbar ausleben kann, schießt die Band ein Power Metal-Geschoss nach dem anderen ab, das besonders dem US Metal-Liebhaber äußerst wohltuend munden sollte. Wer zudem eine Affinität zu der dunklen Seite, zur progressiveren Variante vorweisen kann, liegt bei GREENSLEEVES gänzlich richtig.
Mit IRON MAIDEN als Referenz bekommen wir sie immer alle, doch hier sind es die frühen und noch von IRON MAIDEN stark beeinflussten FATES WARNING, die als Vergleich dienen müssen und somit zielgerecht genannt werden. Also FATES WARNING, zudem JAG PANZER und vor allem ebenso REDEMPTION in Stil und Ausdruck. Dennoch ist die größte Entdeckung Sänger Gui Nogueira, der nicht nur in der Regel an Bruce Dickinson gemahnt, sondern in einigen Momenten sogar an Harry ´The Tyrant´ Conklin erinnert und obendrauf teilweise schwindelerregende JOHN ARCH-Pirouetten durch das Universum dreht. Exorbitant. Aber die Gitarrenfraktion will gleichfalls insofern nicht zurückstecken und liefert auch einmal einen Song in bester `Perfect Symmetry´-Manier ab, dessen Gitarrenklänge jedoch wahnwitzig zwischen Jim Matheos und Steve Rothery hin und her schwanken.
GREENSLEEVES haben mit ihrem Zweitwerk ein kleines metallisches Juwel erschaffen, das in der heutigen Zeit nicht an der Import-Hürde scheitern und unentdeckt bleiben sollte.
(8 Punkte)