ABANDONED, MASTERS OF DISGUISE, OMEN
16.03.2015, Mannheim, 7er Club
Der Untergrund lebt. Wir sind die Szene. Metalfans geben alles…einige Organe und Personen suggerieren dies kontinuierlich und das geht komplett an der Realität vorbei, wie man immer wieder sieht. Da touren kleine, geile, klassische, legendäre Bands durch die Lande und im Schnitt schauen 60-100 Leute auf der Tour vorbei. Gerade wieder geschehen bei der OMEN/MASTERS OF DISGUISE Tour…….der Untergrund lebt! Nur kriegen die meisten den Arsch nicht mehr hoch und verkriechen sich hinterm PC…schöne neue Welt.
Und dennoch hatten die Anwesenden, die ihren Arsch hochbekommen haben, an diesem Montagabend im 7er Club in Mannheim Spaß, viel Spaß.
Überraschenderweise, was nicht auf den Plakaten stand, heizten die hessischen ABANDONED als Opener ein. Das taten sie knapp 50 Minuten lang und schraubten einem dabei die Birne ab. Oft sieht man die Truppe momentan nicht live und so war dies die erste positive Überraschung des Abends. MASTERS OF DISGUISE Mastermind Kalli ist ja bekanntermaßen bei den Hessen auch Sänger und Witzbold zugleich.
Um die Anfangs etwas deprimierende Stimmung aufzulockern, es waren zu diesem Zeitpunkt leider noch etwas wenige Fans anwesend, gabs den einen oder anderen Kalauer der dennoch zum schmunzeln verleitete. Musikalisch bügelte man den Scheitel glatt .Der solide Thrash der Truppe ist allerdings nach knapp 30 bis 40 Minuten leicht abgenutzt. Etwas Abwechslung hätte der Sache sicher gut getan. Dennoch ein solides Thrash Metal Massaker, das nach einer deutlichen Fortsetzung schreit.
Als Tourpartner der texanischen OMEN sind MASTERS OF DISGUISE geradezu prädestiniert. Bekanntermaßen aus dem letzten (angemieteten) Line up von SAVAGE GRACE entstanden, haben sich die Mannen um Sänger Alexx Stahl inzwischen einen hervorragenden Namen erspielt.
Gerade hat man mit `The Savage And The Grace` sein zweites Album veröffentlicht, das ein weiteres Mal sauber austarierten Speed Metal der Achtziger bietet. Live hat man es in der Band mit absoluten Profis zu tun und dementsprechend arschtight zockte man sich durch seinen Set.
Alexx Stahl bewies einmal mehr, dass er ein absoluter Ausnahmesänger ist. Tracks wie `Never Surrender`, `Judgement Day`, `Into The Fire` oder `Bound To Be Free` schossen geradlinig in die Gehörgänge. Die Band poste, spielte wie Hölle und lieferte meisterliches Speed Metal Entertainment.
Einziges Manko – die Coverdame des aktuellen Albums durfte nicht auf die Bühne – beide Daumen runter dafür! Aber ansonsten beide Daumen hoch!
Kenny Powell hat es endlich geschafft und wieder ein ordentliches und hoffentlich beständiges Line up zusammengeschraubt. In der Besetzung Powell, Haas, Wittig und Goocher klingen OMEN sauber aufeinander abgestimmt und die Professionalität hat auch wieder die Oberhand im Hause der Texaner.
OMEN sind eine US-Metal Legende, ihr Liedgut legendär und so war klar, dass zum 30-jährigen Jubiläum von `Battle Cry` viele Songs dieses Klassikers sich im Set wiederfinden würden. Während Kenny wie so oft Oberkörperfrei auf der Bühne tobte, Goocher sich mit Ritter Utensilien behängte, wirkte Haas optisch wie eine Fehlbesetzung. Was zur Hölle zieht er auch so ein bescheuertes „Polizei“ T-Shirt an? Dagegen wirkten seine Kontaktlinsen ziemlich Evil.
Mal abgesehen von diesem kleinen optischen Manko gab es musikalisches Kulturgut in großer Menge. Goocher bedankte sich zwischen den Songs immer wieder bei den Fans für ihr Kommen an einem Montagabend und die tolle Stimmung. Und die war wirklich hervorragend. Die Fans wußten den schweißtriefenden Einsatz der Texas lautstark zu würdigen. Im Verlaufe des Gigs durfte auch Goochers Tochter mit einem kurzen Gast-Gesangsauftritt glänzen, was gut ankam. Neben erwähnten Klassikern vom wegweisenden Debut kamen auch Songs wie `Teeth Of The Hydra` oder `1000 Year Reign` zum Zuge.
Und ganz zum Schluß ließ es sich Kenny mal wieder nicht nehmen den Crowdsurfer zu spielen. Glücklicherweise endete dies nicht so wie beim Swordbrothers Festival, wo er auf den Hinterkopf fiel (mit Verdacht auf Gehirnerschütterung) und sich am Rücken jede Menge Schürfwunden zuzog. Super Set von OMEN, die einen in dieser Verfassung die schlechten Gigs der letzten Jahre schnell vergessen lassen.
Fotos: Jensonaut Knutson/Jürgen Tschamler